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Die russische Herzogin

Titel: Die russische Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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»Ab nächster Nacht hast du ja deine Ruhe und kannst selig schlafen.«
    Wera stöhnte auf. »Musst du mich daran erinnern, dass du mich schon wieder verlässt? Wenn es danach ginge, würde ich freiwillig für immer und ewig wach bleiben! Ach Eugen, musst du wirklich zurück in die Kaserne nach Ditzingen? Das Wochenende steht doch vor der Tür. Wir könnten einen schönen Ausflug machen, das Wetter lädt geradezu dazu ein! Und in der Oper findet heute eine Premiere statt, das Programm liest sich sehr interessant. Bitte, sag ja!« Sie wollte sich an ihn schmiegen, doch Eugen rutschte mit einem Seufzen von ihr fort.
    »Ach Wera, diese Diskussion haben wir schon oft genug geführt. Es gibt immer tausend schöne Dinge, die man unternehmen kann, aber ich kann doch nicht ständig freinehmen! Ich habe in Bezug auf meine Karriere noch einiges vor. Da werde ich bestimmt nicht verlangen, dass man mir Extrawürste brät. Und Wochenenddienste gehören bei meiner Position nun einmal dazu.«
    »Das behauptest du «, erwiderte Wera trotzig. »Aber immerhin bist du der Schwiegersohn des Königs! Und als solcher könntest du sehr wohl eine Sonderbehandlung verlangen.« Dass sie ihren Mann nach der Hochzeit so selten sehen würde, damit hatte Wera nicht gerechnet. Vielmehr hatte sie geglaubt, dass er sein Regiment nur tagsüber besuchen und zu Hause übernachten würde. Und dass sie die Wochenenden, an denen in der Stadt immer besonders viel geboten wurde, gemeinsam verbringen würden, hatte für sie auch ohne Zweifel festgestanden.
    Eugen schwang beide Beine über den Bettrand und sagte:
    »Eine Sonderbehandlung – damit wäre ich bei meinen Männern schnell erledigt. Wie kommst du nur zu solch seltsamen Vorstellungen? Dein Onkel Sascha, dein Vater Konstantin, dein Großvater Nikolaus – sie alle waren Männer des Militärs, du hast also von Kindesbeinen an mitbekommen, wie es da zugeht. Ich kann mir kaum vorstellen, dass je ein Romanow mit seiner Ehefrau ein solcheskleinbürgerliches Idyll lebte, wie es dir vorschwebt. Und sage nicht, ich hätte dich nicht vor einem Leben als Soldatenbraut gewarnt. Ich weiß noch ganz genau, wie ich dir während meines Heiratsantrags erklärte, dass ein Leben als Soldat immer auch große Opfer mit sich bringt. Für mich ebenso wie für dich.«
    Beleidigt und ein wenig schuldbewusst schaute Wera zu, wie sich Eugen anzog. Und wenn Eugen tausendmal recht hatte – niemand hatte sie darauf vorbereitet, wie sehr sie ihn vermissen würde. Genau das sagte sie ihm auch und fügte hinzu:
    »Außerdem ist mir so schrecklich langweilig, wenn ich tagelang allein in der Wohnung sitze. Und an den Wochenenden ist das noch schlimmer.« Noch während sie sprach, ärgerte sie sich über den quengelnden Ton in ihrer Stimme. Eugen mochte es nicht, wenn sie jammerte. Und im Grunde mochte sie es auch nicht, denn es entsprach nicht ihrem Wesen. Warum sie es dennoch tat, konnte sie sich nicht erklären. Sie wusste nur, dass ihr allein beim Gedanken an den Abschied das Herz weh tat.
    »Wer verlangt denn von dir, dass du zu Hause sitzt? Früher warst du doch auch ständig unterwegs! Besuch die Königin, wenn dir langweilig ist«, sagte Eugen.
    »Das würde ich zu gern«, erwiderte Wera. »Aber Olly ist an den Bodensee gereist. Sie will dort Iwan Bariatinski treffen, einen alten Bekannten aus Russland, und danach möchte sie noch den bayerischen König besuchen. Sie erhofft sich erquickende Gespräche «, sagte sie ironisch. »Als ob wir sie nur langweilen würden.«
    Eugen hob missbilligend die Brauen. »Ist die Königin nicht gerade eben erst aus Bad Ems zurückgekommen?«
    »Na und? Karl und Wilhelm sind doch auch seit Wochen in Nizza, warum also sollte Olly zu Hause sitzen?«, erwiderte Wera, obwohl sie sich insgeheim über die Reiselust ihrer Mutter ärgerte. Iwan Bariatinski – dieser Mann schien es Olly wirklich sehr angetan zu haben, denn wegen ihm war sie nach Bad Ems gereist. Und nun hatte sie anscheinend vor, ihn auch in Friedrichshafen zu treffen. Wahrscheinlich sprachen sie ständig über »die guten alten Zeiten«.
    »Inden Kinderheimen, der Nikolauspflege und den anderen Institutionen läuft alles bestens, dank Gott und der fleißigen Damen und Herren, die Olly dafür verpflichtet hat. Und ich werde nächste Woche ihren Termin beim Württembergischen Sanitätsverein übernehmen.«
    Eugen nickte. »Das ist gut. Es schadet dem Ansehen der Herzogin von Württemberg nicht, wenn sie sich ab und an bei ein

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