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Die russische Herzogin

Titel: Die russische Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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können wir auch auf den Jägersitz steigen und uns dort weiter unterhalten. Der Ausblick von dort oben ist einfach phantastisch!«
    »Wenn man dabei auch ein wenig in die Zukunft sehen kann, gern.« Wera lächelte spitzbübisch. Schon reichte sie Eugen ihr Glas und zog die goldenen Schuhe aus. Mit sicherem Tritt stieg sie die verwitterte Leiter hoch. Geschickt die Flasche und die Gläser in einer Hand haltend und sich mit der anderen festklammernd, folgte Eugen ihr nach oben.
    Wera wollte sich gerade hinsetzen, als sie ein kleines Beutelchen sah, das wie ein Ei in einem Nest aus Moos lag. Es bestand aus weichem, handgenähtem Hirschleder und hatte die Form eines Herzens. Wera stieß einen leisen Begeisterungsschrei aus.
    »Hast du das so malerisch hier oben drapiert?« Doch als sie das lederne Etui in die Hand nehmen wollte, hielt Eugen sie davon ab.
    »Warte, bitte. Ich möchte zuerst mit dir reden.«
    Weras Herz vollführte wilde Sprünge, während sie sich an das hölzerne Geländer lehnte. Jetzt war es also so weit.
    »Wir kennen uns nun schon sehr lange«, hob er an. »Bereits kurz nach deiner Ankunft sind wir uns das erste Mal begegnet. Du bist mir um den Hals gefallen, erinnerst du dich noch? Ich habe mir nichts dabei gedacht, aber es gab Leute, die schon damals sagten, wir zwei seien füreinander bestimmt. Dabei warst du gerade mal neun Jahre alt.« Er verzog das Gesicht. »Nicht, dass ich auf das Gerede anderer Leute viel geben würde! Aber dass wir uns gut verstehen, ist zweifelsfrei richtig. Du und ich …« Er holte tief Luft. Und sagte nichts.
    »Ja?«, fragte Wera, während ganz in ihrer Nähe ein Specht zu einem hektischen Stakkato ansetzte. Oder war es ihr Herz, welches so hektisch schlug?
    »Ich bin nur ein einfacher Soldat. Meine Familie ist zwar ein sehr ehrenhaftes Geschlecht, aber große Reichtümer können wir nicht vorweisen.Du jedoch bist die Nichte des russischen Zaren, eine Großfürstin – hochwohlgeborener kann eine Dame kaum sein.« Wieder atmete er tief durch.
    »Ja?«
    Eugen raufte sich die Haare. »Also, was ich dir sagen will … Vielleicht bin ich nicht so fein und edel wie du. Und eine so gute Seele wie du habe ich bestimmt nicht, das weiß ich sehr wohl. Ich habe meine Fehler und deren habe ich in der Vergangenheit auch genügend gemacht. Aber ich habe daraus gelernt. Zukünftig wird vieles besser!«
    Wera nickte. Hieß das, dass er der Tänzerin nun endgültig abgeschworen hatte?
    »Aber nicht alles liegt in meiner Hand: Als Soldat weiß ich nie, wohin mich mein Weg als Nächstes führen wird. Schon morgen kann irgendwo ein Krieg ausbrechen, und der König kann mein Regiment in der Schlacht einsetzen. Eine Versetzung in ein anderes Regiment, in eine andere Stadt ist auch nicht ausgeschlossen. Was ich damit sagen will: Das Soldatenleben ist unstet.«
    »Dafür ist es aber ein sehr ehrenhaftes Leben«, erwiderte Wera und schaute ihn aus glühenden Augen an. Nie hätte sie gedacht, dass ein Heiratsantrag so schön war! Nun, da sie sich an die glanzvolle Rede gewöhnt hatte, genoss sie jedes Wort, das Eugen sich für sie ausgedacht hatte. Wäre es nach ihr gegangen, hätte er ewig weitersprechen können. Glücklich hob sie ihr Glas erneut an.
    »Du wärst eine gute Soldatenbraut, ich weiß, immerhin fließt in deinen Adern das Blut deines Großvaters Nikolaus.« Er schaute sie mit einem seltsamen Blick an – voller Achtung, aber auch voller Fragen. »Zu bieten hätte ich dir nicht viel. Aber ich würde dir trotzdem ein guter Ehemann sein. Ich würde dich lieben und ehren, es soll dir an meiner Seite an nichts mangeln. Ich würde dich und unsere Kinder beschützen, so dass es im ganzen Land heißen würde: Herzogin Wera hat es gut getroffen.«
    »Herzogin Wera, das hört sich schön an …«
    »Heißt das – du würdest mich zum Mann nehmen?«, fragte er unsicher.
    Weragrinste. »Vielleicht? Bisher hast du mich ja noch nicht gefragt.«
    Er kratzte sich am Ohr. »Die Frage aller Fragen, ja.«
    Bevor Wera wusste, wie ihr geschah, beugte sich Eugen stürmisch über sie. Seine Lippen trafen die ihren, sein Kuss war weich und fest zugleich. Sein Mund schmeckte nach Sekt und Wald. In Weras Ohren begann es zu summen, ihr wurde so schwindlig, dass sie Angst hatte, vom Hochsitz zu fallen. Blind tastete sie nach dem hölzernen Geländer, um sich daran festzuhalten.
    Zärtlich strich er ihr über die Wange, dann lösten sich seine Lippen von den ihren. Er nahm den kleinen

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