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Die russische Herzogin

Titel: Die russische Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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hoffe, mein Brief erreicht Dich bei bester Gesundheit und Laune? Es ist noch keine drei Wochen her, dass Du uns verlassen hast, doch mir kommt die Zeit unserer Trennung vor wie drei Jahre. Der Gedanke, dass Du die nächsten zwei Jahre in Düsseldorf leben sollst, schmerzt so sehr, dass es mich fast zerreißt. Noch immer verstehe ich nicht, wie Du mir und unseren reizenden Töchtern dies antun konntest. Doch Dein Wille steht über allem …
    Seufzend ließ Eugen den Brief sinken. Allem Anschein nach hatte Wera ihm seine Entscheidung, zukünftig im 2 . Westfälischen Husarenregiment Nr. 11 in Düsseldorf zu dienen, noch immer nicht verziehen.
    Er zog die Kerze, die auf dem Tisch in seinem kleinen Appartement stand, näher heran, um besser lesen zu können. Es war sechs Uhr morgens, draußen war es noch stockfinster, die Kerze war die einzige Lichtquelle im Raum. In der Kaserne, in der auch die Unterkünfte für die Offiziere lagen, herrschte Stille. Lediglich von den Stallungen war ab und an ein ausgeschlafenes Wiehern zu hören. Doch bis zum ersten Tageslicht dauerte es noch gut eineinhalb Stunden.
    Das Morgengrauen … Der Gedanke löste ein Rumoren in EugensMagengegend aus. War es freudige Erregung? Oder auch eine Spur Angst? Eugen war es nicht gewohnt, allzu tief in sich hineinzuhören, und beschloss, seine innere Unruhe zu ignorieren und sich stattdessen abzulenken. Er nahm Weras Brief wieder auf.
    Bist Du denn wenigstens glücklich, mein geliebter Mann? Hat sich Deine Entscheidung, uns zu verlassen, als richtig herausgestellt? Ich hoffe es, denn nur dann kann ich das Opfer, Dich nicht hier in Stuttgart zu wissen, überhaupt ertragen. Ohne Dich sind meine Tage so leer, ohne Dich sind alle Freuden des Alltags nur halb so schön. Ohne Dich – ach Eugen, ich vermisse Dich so schrecklich!
    Wera und ihn vermissen? Eugen schnaubte. Ihr Leben war doch mit Olga und Elsa mehr als ausgefüllt: Sie badete die Kinder selbst, statt dies den Kindermädchen zu überlassen, sie sang ihnen vor, wiegte sie in den Schlaf. Eugens Ansicht nach verhätschelte Wera die Kleinen unnötig, trotzdem ließ er sie schalten und walten, wie es ihr gefiel. Er war froh, Wera nach Klein-Egis Tod wieder glücklich zu sehen. Dass sie jedoch vor lauter mütterlichem Engagement ihn während ihrer gemeinsamen Wochenenden vernachlässigte, gefiel ihm gar nicht. Als er sie im Juli bat, ihn nach Schlesien zu begleiten, wo er auf seinem Landgut nach dem Rechten sehen musste, hatte sie abgelehnt: Die Kinder bräuchten sie dringender als er. Im Herbst – die Zwillinge waren immerhin schon ein halbes Jahr alt – schlug er einen Jagdausflug vor, die Einladungen des Fürsten Hugo zu Hohenlohe waren legendär. Doch ausgerechnet zu jener Zeit beschlossen Olga und Elsa, dass sie fortan nicht mehr von der Amme gestillt werden wollten. Hektisch versuchte Wera erst, eine neue Amme zu organisieren, und als die Zwillinge auch diese ablehnten, fütterte sie die Kinder mit einer Breimischung selbst. Mehr als einmal war es sogar vorgekommen, dass Wera mitten in einer zärtlichen Situation zwischen ihnen beiden mit wehendem Morgenrock davongelaufen war, um nach den Kindern zu sehen.
    Im Laufe der Monate waren seine Unruhe und Unzufriedenheit gewachsen, und das nicht nur im privaten Zusammenhang, sondernauch in Bezug auf seine Karriere: Die Tage in der Ditzinger Kaserne nahe Stuttgart zogen sich in die Länge, außer einem größeren Herbstmanöver gab es keine weitere Abwechslung, und von einer Beförderung war auch keine Rede, Schwiegersohn des Königs hin oder her. Sollte er den Höhepunkt seiner Laufbahn schon erreicht haben? Eugen weigerte sich, dies zu glauben. Er wollte noch viel erreichen! Und ein Dienst bei der preußischen Kavallerie würde genau der Schub sein, den seine militärische Laufbahn benötigte. Also bewarb er sich bei den Düsseldorfern.
    Wozu so viel Ehrgeiz?, hatte Wera von ihm wissen wollen, als er seine Pläne kundtat. Hatten sie in Stuttgart nicht das schönste aller Leben? Als Tochter und Schwiegersohn des Königs waren sie überall beliebt und geschätzt, alle möglichen Einladungen trudelten dutzendweise ins Haus. Sie konnten sich aussuchen, wen sie mit ihrer Anwesenheit beglückten und wen nicht. Sogar zum Präsidenten des Stuttgarter Schützenfestes war Eugen gewählt worden, eine große Ehre, um die ihn viele Herren der Gesellschaft beneideten. Und dann die Mädchen … Olga und Elsa waren so entzückende Kinder – wie konnte

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