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Die russische Herzogin

Titel: Die russische Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Eugen auch nur mit dem Gedanken spielen, sie zu verlassen?
    »Ich verlasse euch doch nicht, mein Posten in Düsseldorf ist auf zwei Jahre begrenzt«, hatte er geantwortet. »Ich werde den Rang eines etatmäßigen Stabsoffiziers innehaben. Weißt du, was für ein großer Karriereschritt das für mich ist? Und dazu noch in einem preußischen Regiment!«
    Wera hatte ihn verständnislos angeschaut. Als sie merkte, dass es ihm ernst war, hatte sie weinend gesagt: »So lange von dir getrennt zu sein – das halte ich nicht aus. Mein Herz wird brechen vor lauter Schmerz.«
    Doch Eugen war hart geblieben. Unter den anklagenden Blicken seiner Frau hatte er die Koffer gepackt und am zweiten Januar frohen Mutes seine neue Stelle angetreten. Sie könne ihn jederzeit besuchen, und falls sie es ohne ihn gar nicht aushalten sollte, wäre ein Umzug nach Düsseldorf ihrerseits ebenfalls möglich, hatte er zum Abschied halbherzig gemurmelt.
    Die Kinder und ich trotzen den Schneemassen und machen viele Ausflüge in den Schlosspark. Wenn wir nach Hause kommen, sehen ihre geröteten Wangen wie kleine Äpfelchen aus. Dann trinken wir mit der Königin und Evelyn zusammen heiße Schokolade und freuen uns des Lebens. Natürlich planen wir schon jetzt den ersten Geburtstag der Zwillinge, es sind ja nur noch wenige Wochen bis dorthin. Ach Eugen, wärst Du nur bei uns …
    Ausflüge in den Schlosspark. Und heiße Schokolade trinken mit der Königin. Wenigstens war von einem Umzug Weras nach Düsseldorf nicht die Rede. Ein solcher Schritt wäre für ihn nur mit unnötigen Komplikationen verbunden: Er würde aus seinem kleinen Appartement, das zwar schlicht war, in dem er sich aber sehr wohl fühlte, aus- und in eine größere gemeinsame Wohnung mit Wera und den Kindern ziehen müssen. So wie er Wera kannte, wäre sie in kürzester Zeit mit Gott und der Welt befreundet – mit dem Bürgermeister und seiner Gattin, womöglich auch mit der Metzgersfrau und dem Gärtnerehepaar. Eugen wunderte sich immer wieder, welch seltsame Freundschaften seine Frau pflegte. »Standesgemäß sollen meine Freunde sein? Mir ist viel wichtiger, dass sie das Herz am rechten Fleck haben«, hatte sie ihm erwidert, als er sich wieder einmal über ihren Umgang beschwerte.
    Wera in Düsseldorf … Wie in Stuttgart würden sie sich auch hier bald nicht mehr vor Einladungen retten können, und wie in Stuttgart wäre es wieder Wera, die bestimmte, wohin sie gingen und wen sie trafen. Mit seinen Männerabenden wäre es aus und vorbei. Kein Kartenspiel mehr, keine fröhlichen Trinkgelage. Für jede Stunde, die er zusätzlich mit seinen Männern in der Kaserne verbrachte, würde er sich rechtfertigen müssen, und das, wo er ihrer Eifersucht und ihrer übertriebenen Anhänglichkeit gerade eben erst entronnen war!
    Nein, alles sollte bleiben, wie es war. Hatte er nicht das beste aller Leben? Eine hochwohlgeborene Ehefrau zu Hause in Stuttgart, dazu zwei reizende Töchter … Und hier in Düsseldorf die raue, aber herzliche Welt des Militärs, in der er sich seit jeher am wohlstengefühlt hatte. Tief ausatmend legte Eugen den Brief zur Seite. Er würde heute Abend darauf antworten. Oder morgen.
    Sein Blick fiel erneut aus dem Fenster. Kein Schnee. Ein Tag wie jeder andere, nebelverhangen und erträglich kalt. Er wusste nicht, ob er dies als gutes oder als schlechtes Zeichen deuten sollte.
    Nachdem er sich sorgfältig rasiert hatte, ging er zum Schrank, wo seine Uniformen und Ausgehröcke hingen. Welcher Aufzug war dem heutigen Anlass entsprechend?
    »Und du bist dir wirklich sicher, dass du diese Angelegenheit wie geplant zu Ende bringen willst? Noch ist es nicht zu spät, nein zu sagen.«
    » Nein soll ich sagen?« Eugen schaute den Mann, der ihn von seinem Appartement abgeholt hatte, entrüstet an.
    Wie er war auch Herbert von Lauenfels Offizier im 2 . Westfälischen Husarenregiment, sie hatten ihren Dienst sogar am selben Tag angetreten. Graf Herbert war zwei Jahre jünger als Eugen, seine Familie stammte aus Hessen. Bei der Willkommensfeier, die für sie im Offizierskasino ausgerichtet worden war, hatten sie schnell festgestellt, dass sie aus demselben Holz geschnitzt waren – der Anfang einer Männerfreundschaft, der sie beide voller Freude entgegensahen.
    »Ich soll mich meiner Verpflichtung entziehen und mir den Ruf eines Feiglings einhandeln, so wie Fuzzi einer anhängt? Jedermann würde mich ehrlos nennen, ich wäre ein für alle Mal erledigt. Fuzzi will

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