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Die russische Herzogin

Titel: Die russische Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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weiße Blüten, die von einem Strauch herabgerieselt waren, aus Ollys Haar. »Zugegeben, ich war ein Frauenheld. Das hatten dein Bruder und ich gemeinsam. Aber all meine Eroberungen waren nichtig, als ich dich kennenlernte.«
    Stumm schaute Olly ihn an. Hatte sie ihn auch geliebt? Sie wusste es nicht mehr. Sie waren so jung gewesen! Zu jung für ein Gespräch der Art, wie sie es nun führten. Anstatt die Tiefe seiner Gefühle zu erkennen, hatte sie damals eitel, wie sie war, lediglich die Aufmerksamkeit des gutaussehenden Feldmarschalls genossen. Natürlich hatte sie ihn nach ihrer unfreiwilligen Trennung vermisst. Aber dann waren seine Briefe aus dem Krieg rarer geworden. Und plötzlich hieß es, Iwan würde für lange Zeit als russischerStatthalter im Kaukasus bleiben. Zu jener Zeit hatte sie Alexander von Hessen kennengelernt. Den Mann, der ihr das Herz brach. Den Mann, der heute Alexander von Battenberg hieß.
    »Was ist, habe ich etwas Falsches gesagt?«
    Sie schüttelte den Kopf. Als er unvermittelt sagte: »Hast du in letzter Zeit eigentlich wieder einmal etwas von Alexander gehört?«, glaubte sie für einen Moment, er könne Gedanken lesen.
    »Was soll ich schon von ihm gehört haben?«, antwortete sie mit beherrschter Stimme. »Er und Julia leben glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage. Und sie setzen alles daran, ihre Kinder, so gut es geht, zu verheiraten. Nur die höchsten Adelsränge, nur die besten Titel sind ihm gut genug.« Olly schüttelte den Kopf. »Mir kommt es vor, als wolle er für seine Töchter und Söhne erreichen, was er selbst nie bekommen hat – Anerkennung von ganz oben.« Nun war es ihre Stimme, die einen Hauch Bitterkeit in sich trug.
    »Bereust du, dass aus euch beiden nichts geworden ist? Die Zarentochter und der mittellose Bruder der heutigen Zarin vor dem Traualtar – das wäre ein fast noch schlimmerer Skandal gewesen, als wenn du mich genommen hättest. Geredet wurde damals auch so schon genug«, sagte Iwan spöttisch. »So gesehen war es gut, dass er sich der hübschen Hofdame deiner Mutter zugewandt hat. Wenn du mich fragst, Alexander war von uns dreien – Sascha, er und ich – der schlimmste Frauenheld!«
    »Und ausgerechnet in ihn musste ich mich verlieben.« Die Bemerkung sollte scherzhaft klingen, was sie jedoch nicht tat. Urplötzlich stand das Bild, wie sie Alexander von Hessen und die junge Baroness Julia von Haucke in inniger Umarmung vorgefunden hatte, mit einer solchen Schärfe vor Ollys innerem Auge, als wäre es erst gestern gewesen.
    Dass sie sich später für Karl entschieden hatte, hing auch mit dieser Erfahrung zusammen. Karl würde niemals die Macht haben, ihr Herz zu brechen. Davon war sie fest überzeugt gewesen. Heute wusste sie, dass es mehrere Arten gab, einer Frau seelisches Leid zuzufügen.
    »Alex hat damals behauptet, man hätte alles darangesetzt, um ihnin diese missverständliche Lage zu bringen. Ich sollte ihn und Julie ertappen, verstehst du? Dadurch wollten sie uns trennen, so wie sie zuvor schon dich und mich getrennt haben. Nichts und niemand durfte die ›Diplomatenware Zarentochter‹ beschädigen.« Olly warf ihrem Bruder, der sich gerade über einen gelungenen Wurf beim Boule freute, einen feindseligen Blick zu. Welche Rolle hatte er, der damalige Zarewitsch, gespielt?
    »Aber dagegen spricht, dass Alex Julia ein paar Jahre später geheiratet hat. Das hätte er nicht getan, wenn er nichts für sie empfunden hätte. Bedenke, welch riesigen Skandal es gab, als er, der Schwager des Zaren, mit einer mittellosen Hofdame durchbrannte. Sämtliche Titel haben sie ihm fortgenommen. Erst Jahre später hat sich sein Bruder erbarmt und ihm einen neuen Titel verliehen. Man kann über Alexander und Julia sagen, was man will, aber einfach hatten die beiden es nicht.«
    Olly nickte. »Alexander von Battenberg – dass er heute so heißt, daran werde ich mich nie gewöhnen.« Ihre Hand flatterte durch die Luft, als wollte sie den Namen ausradieren.
    »Und wie ist es dir ergangen? Bist du verheiratet? Eigentlich weiß ich noch gar nichts von dir …« Sie gab Iwan einen scherzhaften Knuff in die Seite. Kaum berührten ihre Fingerspitzen den Männerkörper, war es wieder da, das nervöse Kribbeln in ihrer Bauchgegend. Was, wenn er jetzt von einer Ehefrau und sieben Kindern erzählte? Wie würde sie sich dann fühlen?
    Noch gestern Nacht im Bett hatte sie sich vorgenommen, Sascha heute beiläufig über Iwan auszufragen, aber dazu war es nicht

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