Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)
rechtzeitig ducken. Die Erdbeeren landeten an der Kühlschranktür, von wo sie langsam auf den Boden hinunterrutschten. Nun brauchte ich mir keine Gedanken mehr zu machen, wie Erdbeermarmelade zubereitet wird.
»Ich soll verschwinden, damit du deiner ehemaligen Geliebten ein wenig mehr deines Trostes und deiner liebevollen Hilfe angedeihen lassen kannst? Und du wirst mir Bescheid geben, wenn du sie genug getröstet hast? Ich kann's kaum glauben. Ich weiß, daß wir eine sogenannte offene Beziehung haben. Aber so, mein Lieber, läuft's mit mir nicht.«
»Sei nett, Celine, setz dich einen Moment, und hör mir zu.«
Zu meinem Erstaunen setzte sich Celine tatsächlich. Und Margret war noch immer im Bad.
»Versuch doch mal, einen Moment objektiv zu sein. Ich will nicht zu dramatisch klingen. Aber ja, ich glaube, daß sie in Gefahr ist. Würde sie wirklich mit Dohmke unter einer Decke stecken – warum hat sie mir dann die Blutkonserve mit dem überklebten Etikett gegeben? Das macht doch nur Sinn, wenn ich das überklebte Etikett finden sollte.«
Celine entschied sich für ihren liebevoll-mitleidigen Blick.
»Um dich zu manipulieren, mein Lieber. Genauso, wie sie es heute versucht hat. Ich sollte dir das vielleicht nicht sagen, aber du bist ziemlich leicht zu manipulieren.«
Ich gab nicht zu, daß mir dieser Verdacht auch schon gekommen war.
»Zu was wollte sie mich manipulieren?«
»Ist ganz einfach. Spätestens als du mit der Kontrollnummer von Mischas Blutkonserve bei ihr aufgekreuzt bist, wußte Dohmke, daß du diese Akte haben mußt und daß du dich in die Sache verbissen hast. Also haben die sich zu einem Bauernopfer entschlossen. Sie würden dir erlauben, die Sache mit den Blutkonserven aufzudecken und dich weiter um deinen toten Ukrainer zu kümmern. Damit wärest du ausreichend beschäftigt. Margret würde aufpassen, daß du auf dieser Spur bleibst und Dohmke und Co. auf dem laufenden halten. Ihre wirklich wichtigen Geschäfte hätten sie so erst einmal geschützt.«
So hatte ich das bisher nicht gesehen – und wollte es auch nicht.
»Ich glaube, Margret hat mir diese Blutkonserve aus eigenem Antrieb gegeben. Sicher, sie steckt in dieser Geschichte mit drin. Aber nicht aus Geldgier. Sie hat aus Liebe zum toten Bredow mitgemacht. Und jetzt will sie da raus. Wie soll sie das machen? Zur Polizei gehen und damit ihren Beruf verlieren? Besser ist es doch, sie hilft mir, intern die Sache zu stoppen.«
Celine dachte einen Moment nach.
»Ich gebe zu, hört sich erst einmal gar nicht so schlecht an. Nur – ein Punkt stört mich an deiner Theorie: Hat Margret jemals etwas zugegeben, was du nicht schon wußtest? Oder von dem sie nicht wußte, daß du es wußtest? Wenn ich dich richtig verstanden habe, hat sie immer nur auf Fragen oder Vorwürfe von dir reagiert.«
Vielleicht, gab ich zu bedenken, würde Margret mir den Rest noch erzählen oder hätte ihn mir erzählt, wäre Celine nicht aufgetaucht. Celine antwortete mit einem Blick, mit dem sie wahrscheinlich in der Schule Ausreden für nicht gemachte Hausaufgaben kommentierte. Sie hatte offensichtlich eigene Vorstellungen über den Fortgang der Dinge zwischen Margret und mir, wenn sie nicht vorbeigekommen wäre.
»Ich traue ihr nicht, und das hat nichts mit meiner natürlichen Abneigung gegen eine hoffentlich ehemalige Geliebte von dir zu tun.«
Da war ich mir nicht so sicher, mein eigentlicher Punkt war aber ein anderer.
»Wir wissen beide, daß diese Blutsache nur die Spitze des Eisberges ist, eventuell der ursprüngliche Schlüssel zur Klinik. Ob Margret jetzt gemeinsame Sache mit Dohmke macht oder nicht, jedenfalls braucht sie nicht zu wissen, welche Rolle du in der Geschichte spielst. Und deshalb möchte ich, daß du gehst. Dohmke und seine Freunde wissen von mir, das läßt sich nicht mehr rückgängig machen. Aber bis jetzt wissen sie nicht von dir. Das sollte so bleiben. Ich möchte dich nicht weiter in Gefahr bringen.«
Celine stand auf und gab mir einen Kuß.
»Du bist süß. Aber, mein edler Ritter, du wirst mich trotzdem nicht los. Jetzt, wo es richtig spannend wird, soll ich aussteigen? Ich soll mich ruhig an meinem Webstuhl setzen und warten, ob du lebend aus der Schlacht nach Hause kommst? Ich denke nicht daran. Außerdem will ich dabeisein, wenn Dohmkes Russenfreunde dich mal so richtig verprügeln – ich könnte dich festhalten.«
»Bleib ernst, Celine. Die sind, glaube ich, wirklich nicht zum Spaßen.«
»Es ist auf jeden Fall viel
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