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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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letzten Jahr bekanntermaßen vorzüglich, und er erhöhte den Einsatz. Dann hat er sich nach höheren Gewinnmöglichkeiten umgeschaut und ist auf Optionsscheine gestoßen. Zuletzt hat er fast vier Millionen in Optionsscheinen in den Sand gesetzt.«
    »Woher hatte er plötzlich vier Millionen Spielgeld?«
    »Kein großes Problem«, erwiderte Celine. »Wenn du erfolgreich spekulierst, findest du immer eine Bank, die dir den nächsten Einsatz vorfinanziert.«
    »Vier Millionen?«
    »Da die Sache anfangs gut gelaufen ist, hat Bredow nach und nach den Einsatz erhöht, bis er den gesamten Monatsetat der Klinik gesetzt hat. Den Rest hat ihm die Bank kreditiert.«
    »Wahnsinn! Wenn er mehr Glück gehabt hätte, hätte er sich also mit dem geborgten Klinikgeld ein hübsches Zubrot verdienen können.«
    »Es ist das alte Spielbankproblem. Entweder läuft es gut, und die normale menschliche Gier übernimmt. Bis du zum Schluß auf die Schnauze fällst. Oder du verlierst, dann machst du erst recht weiter, denn du mußt deine Verluste irgendwie wieder hereinholen. Bis alles weg ist.«
    »Also, schlecht gelaufen für Dr. Bredow. Nichts mit dem netten Zubrot!«
    »Kann man so sagen. Ich habe dir schon neulich zugegeben, daß deine Freundin Margret wenigstens in dieser Sache die Wahrheit gesagt hat. Bredow ging es bei seinen Spekulationen wirklich um den Kliniketat, und mit etwas mehr Geduld hätte er es vielleicht auch geschafft. Aber wahrscheinlich hat die Zeit zu sehr gedrängt. Da ist er aufs Ganze gegangen – und hat bitter verloren.«
    Die verzögerten Gehaltszahlungen letztes Jahr, nicht bezahlte Überstunden, Bredow muß ganz schön geschwitzt haben.
    »Und wie groß war das Loch im Etat schließlich wirklich?«
    »Die Zahlen, die ich dir neulich gesagt habe, waren schon ziemlich dicht dran. Knapp zwei Millionen war das Loch, das er stopfen wollte. Nach seiner Fehlspekulation stand er mit einem Loch von fast drei Millionen da.«
    Die Umwandlung der Klinik in eine GmbH, die Abgabe der Klinikreinigung an CareClean und der Verpflegung an die Hospital Catering Service – irgendwie hatten alle Sanierungsbemühungen von Bredow in zwei Millionen Schulden geendet. Da würden viele Leute ohne Nachsendeadresse verschwinden. Bredow aber war tapfer am Ball geblieben, und ich konnte ihm aus seinem Versuch mit den Optionsscheinen keinen großen Vorwurf machen. Schließlich macht ein Teil unserer Industrie inzwischen mehr Gewinn am Geldmarkt als mit seinen Produkten. Verständlich, daß man sich nach einem solchen Desaster endgültig verabschiedet, und sei es mit dem eigenen Gürtel am Fensterkreuz.
    Nur, es blieb unser bekanntes Problem: Die drei Millionen Miese hatte unser Verwaltungsdirektor im November letzten Jahres gemacht, und umgebracht hatte er sich vor zwei Wochen. Und zwar kaum wegen des Lochs im Klinikhaushalt, denn das war schon längst auf geheimnisvolle Weise gestopft worden.
    »Habt ihr inzwischen herausbekommen, welche Glücksfee Bredow aus der Patsche geholfen hat? Die Bank, die ihm seine Optionsgeschäfte kreditiert hatte?«
    »Nein, nicht die Bank. Banken sind da nicht anders als die Mafia. Die borgen dir nur so lange Geld, wie du pünktlich zurückzahlst. Sonst schießt dir die Mafia in die Kniescheiben und die Bank in den Rücken. Nein, unser Freund hat die drei Millionen von einer Spedition bekommen«, Celine schaute in ihre Unterlagen, die sie aus der Tasche geholt hatte, »von der Spedition Eurotrans – wer immer sich dahinter verbirgt. Also müssen wir nur noch herausfinden, warum eine Spedition Bredow mit schlappen drei Millionen unter die Arm gegriffen hat.«
    Ich war ziemlich sicher, die Adresse der Spedition Eurotrans zu kennen, eine kurze Suche im Telefonbuch bestätigte mich. Morgen würde ich einen zweiten Besuch bei meiner neuen Freundin Karin vom Handelsregister machen und herausbekommen, wer sich da in unsere Klinik eingekauft hatte.
    Celine schien erschöpft, rappelte sich aber noch vom Sofa hoch, um nach Hause zu gehen.
    Meine Nacht war mit Träumen von wilden Verfolgungsjagden durch die Straßen Berlins durchsetzt, Dohmke und seine Schläger mir dicht auf den Fersen. Oder ich war Zeuge verschiedener Versionen von Bredows Tod, wobei ich durch akuten Ausfall meines Artikulationsvermögens oder meiner körperlichen Aktionsfähigkeit seinen Tod nicht verhindern konnte. Mein Standardtraum vom Mathe-Abitur durfte natürlich nicht fehlen, mein Unterbewußtsein wußte nach all den Jahren immer noch, daß

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