Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)
zu gefährlich, als daß man dich alleine weitermachen lassen kann«, Celine legte ihren Arm um mich. »Komm mit, ich möchte mir die Geschichte deiner Freundin Margret noch einmal selbst anhören. Und du paßt auf, ob sie jetzt das gleiche erzählt wie vorhin. Sonst werden wir ihr Stricknadeln unter die Fingernägel bohren, bis sie die Wahrheit ausspuckt.«
Wir gingen zurück in mein Zimmer. Keine Spur von Margret. Auch nicht im Bad oder auf dem Balkon. Sie war verschwunden.
Celine nahm es gelassen.
»Sie muß das mit den Stricknadeln mitbekommen haben.«
Ich machte mir Sorgen um Margret und räumte zur Ablenkung in der Küche auf. Fünf der sechs Flaschen Weißwein in den Kühlschrank, die Kartoffeln in die Speisekammer und die Erdbeeren in den Mülleimer. Mit zwei Gläsern und einer Flasche Wein ging ich zurück zu Celine.
19
»Weißt du, was Optionsscheine sind?« fragte Celine.
Nun lag also Celine auf meiner Couch. Mit einem Glas Weißwein, sorgfältig gewählten Worten und einer Rückenmassage hatte ich sie von meinen ausschließlich mitmenschlichen Gefühlen für Margret überzeugt. Sagte sie jedenfalls. Sowohl hinsichtlich Margrets Motiven mir gegenüber als auch ihrer Verbindung zu Dohmke und ihrem alten Freund Boris blieb sie skeptisch. Ihre Argumentation fand ich aber nicht schlüssig. Einerseits unterstellte sie Margret, bei mir mehr als Trost zu suchen, andererseits wäre sie heute im Auftrag von Dohmke und Boris gekommen, um mich auszuhorchen.
Klar war jedenfalls, daß sich Celine keinesfalls aus der Geschichte ausklinken lassen wollte. Sie hatte die letzten Tage genutzt, um gemeinsam mit Beate die Daten von Bredow weiter aufzuschlüsseln, und hatte mit Freund Johannes von der Bank gesprochen. Sie wiederholte ihre Frage.
»Weißt du, was Optionsscheine sind?«
»Irgendwas, womit man an der Börse viel Geld verdienen kann, nicht?«
»Oder viel Geld verlieren. Nämlich alles.«
»Ist es das, was Bredow gemacht hat?«
»Genau!«
»Gewonnen oder verloren?«
»Beides.«
»Willst du es mir erklären?«
»Nur, wenn du mich weiter massierst.«
Celine rekelte sich wohlig auf der Couch. Sie war natürlich ganz wild darauf, mir über ihre Entdeckungen zu berichten. Auch wenn ich sie nicht weiter massierte. Aber ich wollte weder ein Spielverderber sein noch das Thema Margret wieder aufkommen lassen und bearbeitete weiter ihren Rücken.
»Es ist nicht so schwer zu verstehen. An der Börse werden Aktien gehandelt. Sagen wir mal, du hast gehört, Mercedes würde rationalisieren und so Produktionskosten sparen. Also werden die Gewinne steigen, deshalb kaufst du Aktien von Mercedes. Und wenn die Mercedes-Aktien tatsächlich steigen, hast du ein gutes Geschäft gemacht. Wenn aber, warum auch immer, Mercedes in den Keller geht, kannst zu diesem schlechten Kurs verkaufen und hast Geld verloren, oder du behältst die Nerven und wartest, bis der Kurs wieder steigt. Optionsscheine hingegen sind alles oder nichts. Das reine Roulette. Du kannst zum Beispiel auf den amerikanischen Dollar spekulieren. Der Anbieter von deinem Dollaroptionsschein setzt einen sogenannten Call. Das ist der höchste Wert, mit dem er für den Dollar zu einem bestimmten Termin rechnet, sagen wir 1 Mark 95. Wenn zu diesem Termin der Dollarkurs dann tatsächlich bei 1 Mark 98 liegt, macht das drei Pfennig. Diese drei Pfennig werden mit hundert multipliziert, macht drei Mark. Diese drei Mark werden noch einmal mit sich selbst multipliziert, macht neun Mark.«
»Dann hätte ich neun Mark pro Optionsschein verdient?«
»Nicht ganz. Du mußt noch abziehen, was dich der Optionsschein gekostet hat, es bleiben dir 3 Mark 52 pro Optionsschein.«
Ich rechnete mit.
»Sagen wir mal, ich hätte eine halbe Million Mark zur Verfügung. Dann könnte ich hunderttausend Optionsscheine kaufen. Und hätte 352 000 Mark verdient. Einfach so«
»Wenn er auf 1 Mark 99 steigt, sogar über 1,1 Millionen!«
Ich wurde gierig, hunderttausend könnte ich mir schon zusammenborgen. Bei 1 Mark 99 wären das immerhin noch fast zweihunderttausend Mark Gewinn.
»Wo ist der Haken?«
»Ganz einfach. Der Dollar fällt, und weg ist dein Geld. Und zwar komplett und für immer. Nicht wie bei Aktien, wo du warten kannst, bis sie wieder steigen.«
»Und Freund Bredow – der hat mit Optionsscheinen gezockt?«
»Ja, hat er. Ganz erfolgreich zu Anfang. Er hat vorsichtig mit zweihunderttausend Mark angefangen und hat auf den Deutschen Aktienindex spekuliert. Der lief im
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