Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)
Zusatzhonorar auf? Wir Ärzte sind inzwischen so sehr an die Aufmerksamkeiten der Pharmaindustrie gewöhnt, daß wir sie gar nicht mehr als Bestechung wahrnehmen. Natürlich immer zum Wohle der Patienten läuft das vom kleinen Vortrag mit großem Abendessen im teuersten Restaurant vor Ort bis zu fünf Tagen Paris oder Sidney für unsere sogenannten Fortbildungskongresse. Letztlich verdanke ich meine Kenntnisse über gehobene Küche und die schönsten Orte der Erde weitgehend der Pharmaindustrie. Diese Großzügigkeit schlägt die Pharmaindustrie auf ihre Verkaufspreise, und den zahlen am Ende unsere Patienten über die Krankenversicherung. Sollte also ausgerechnet ich über Bestechlichkeit rechten?
Ich nahm Margret in die Arme, wie neulich schien sie Hilfe und Trost zu brauchen. Langsam kam ich wieder in Übung mit ihr, selbstverständlich nur aus streng humanitären und uneigennützigen Motiven.
»Störe ich?«
Das erinnerte mich an Schweinebacke und Pickelgesicht nach dem Einbruch, während Celine und ich uns auf dem Teppich vergnügt hatten.
Diesmal stand Celine in der Tür. Celine hat zwar den Schlüssel zu meiner Wohnung, klingelt aber normalerweise und platzt nicht einfach so herein. Heute abend konnte sie allerdings nicht erwarten, mich zu Hause anzutreffen. Sie wollte die Lebensmittel in meinen Kühlschrank legen, um die ich sie vorhin gebeten hatte.
Mit den Einkaufstüten in der Hand stand sie nun da. Ich hatte auch etwas in der Hand, Margrets rechte Brust. Wie konnte Celine wissen, daß ich nur humanitär tröstete?
Celine stürmte in Richtung Küche, Margret verschwand im Badezimmer. Vielleicht mußte sie wirklich, ich denke aber eher, es ist ein konditionierter Reflex. Ich folgte Celine in die Küche, wo sie damit beschäftigt war, die Frühkartoffeln aus Zypern auf meine frischen Erdbeeren zu donnern.
»Komm mir bitte nicht damit, daß es nicht so ist, wie es aussieht.«
»Wie sah es denn aus?«
»Wie meinst du, daß es aussieht, wenn du deine Pfoten auf deiner angeblich ehemaligen Geliebten spazieren schickst?«
Die Technik, Antworten durch Gegenfragen zu vermeiden, beherrschen wir beide. Schließlich kennen wir unseren Sokrates, und wer hat nicht irgendwann einmal eine Einführung in die psychoanalytische Technik gelesen?
»Meinst du, daß es eine gute Idee ist, die Kartoffeln auf meine Erdbeeren zu legen?«
»Meinst du, daß es eine gute Idee ist, deine Pfoten auf fremde Brüste zu legen?« äffte Celine mich nach und packte die Weinflaschen auf die Erdbeeren, die keine Frühkartoffeln abbekommen hatten.
Ich hatte genug von dem ineffektiven Frage-ohne-Antwort-Spiel und erklärte Celine, warum Margret hier war und was sie mir erzählt hatte. Celine war bereit, meine wertvollen Arzthände und Margrets Brust für den Moment zurückzustellen, blieb aber skeptisch.
»Und – glaubst du ihre Geschichte?«
»Im großen und ganzen schon. Scheint mir jedenfalls wahrscheinlicher, als daß sie sich selbst mit einem Holzlöffel aufs Auge geschlagen hat oder tatsächlich auf der Treppe gestürzt ist.«
»Warum hat ihr Dohmke dann ein Auto geschenkt, wenn er sie vorher hat verprügeln lassen?«
»Alte Taktik, Zuckerbrot und Peitsche. Bisher hat sie aus Liebe zu Bredow stillgehalten und mitgemacht. Jetzt hielt Dohmke wohl ein wenig Einschüchterung für notwendig und zusätzlich auch ein bißchen Beteiligung am Profit. Das Auto gleichzeitig als weiteres Druckmittel. Es wird Dohmke nicht freuen, daß sie das Auto zurückgegeben hat.«
»Hat sie das wirklich?«
»Ich habe es selbst beobachtet.«
»Du hast nur gesehen, daß sie vor Dohmkes Haus geparkt hat. Du hast nicht einmal gesehen, wie sie von dort weggekommen ist oder ob sie zum Beispiel bei ihm geschlafen hat.«
Ich befreite die Erdbeeren von den Kartoffeln. Zu spät. Vielleicht würde ich sie gelegentlich zu Marmelade verarbeiten.
»Celine, könnte es nicht doch sein, daß du gegenüber Margret etwas voreingenommen bist?«
»Ich glaube eher, daß du nicht ganz unvoreingenommen bist. Ich versuche nur, mich beim Denken allein auf mein Hirn zu verlassen.«
Ich fand es unter meiner Würde, auf diese Anspielung einzugehen.
»Ich glaube, daß Margret Hilfe braucht. Wahrscheinlich war es ein Fehler, Dohmke das Auto zurückzubringen. Damit dürfte sie in Gefahr sein. Sie hätte lieber so tun sollen, als mache sie bei Dohmkes Geschäften weiter mit. Und deshalb denke ich auch, daß du gehen solltest.«
»Ich soll was?«
Ich konnte mich
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