Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
Vom Netzwerk:
der Gorillas. Der riß dann das Kabel aus der Wand und brachte mir grinsend das Telefon. ›Das ist Ivor, stets zu deinen Diensten. Ivor ist leider ein bißchen tolpatschig und hat oft Schwierigkeiten, seine Kraft richtig zu dosieren. Aber wenn er dir noch einen Wunsch erfüllen soll, sag's ruhig, Babuschka.‹«
    Margret war in ein fast tonloses Erzählen verfallen.
    »Ich fragte sie, was sie wollten. Ich solle es als eine Art Dienstbesprechung auffassen, meinte Dohmke. Ich könne mir auch eine Überstunde dafür aufschreiben, obwohl, so lange würden sie meine kostbare Zeit hoffentlich gar nicht in Anspruch nehmen müssen. Es ging um dich, ›Ihren Freund Felix‹! Er habe gehört, daß du mich wegen Blutkonserven im allgemeinen und wegen eines speziellen Kontrollbeleges ausgefragt hättest. Ich antwortete ihm, er solle dich doch selbst fragen. Ansatzlos schlug Boris' Gorilla zu, pitsch-patsch fing ich mir links und rechts eine Ohrfeige und flog auf die Couch. Jetzt schrie ich die ganze Bande an. Was für Feiglinge sie seien, vier Männer auf eine Frau, ob sie sich nicht lieber noch einen dritten Gorilla dazuholen wollten, eben die Art von Schwachsinn, die mir meine Wut eingab. Es hatte natürlich nicht die geringste Wirkung. Ich schrie sie weiter an, ich würde ihnen gar nichts sagen und morgen zur Polizei gehen. Dort würde man sich sicher für die Schiebereien mit den russischen Blutkonserven interessieren.
    Margret verstummte, befingerte sich ihr Auge und fuhr erst nach einer Weile fort.
    »Das hat mir das schöne Veilchen eingebracht. Dohmke besorgte weiter das Reden. Er sei sicher, ich würde nicht zur Polizei gehen. Wie ich der Polizei meine Position als Leiterin der Blutbank und das Umrubeln der Blutkonserven in den letzten Jahren erklären wolle? Er könne nur aussagen, das wäre ein Geschäft von Bredow und mir gewesen, daß er jetzt nach Bredows Tod aufgedeckt habe. Noch ein paar Ohrfeigen, und schließlich bekamen sie die Informationen, die sie wollten. Die meisten jedenfalls. Hauptsächlich interessierst du und deine Nachforschungen. Er weiß nicht, worauf du eigentlich hinauswillst. Er wollte immer wieder wissen, wer hinter dir steht, für wen du deine Nachforschungen anstellst.«
    »Und, was hast du ihm gesagt?«
    »Was soll ich ihm gesagt haben? Was weiß ich noch über dich? Ich weiß doch selbst nicht, wer oder was dich da umtreibt.«
    Margret hatte wohl vor, das Taschentuch unter einem meiner Couchkissen zu entsorgen. Eine furchtbare Angewohnheit. Noch rechtzeitig besann sie sich eines Besseren und ließ es wieder in ihrer Tasche verschwinden. Sie sah mich mit frisch geputzten Augen an.
    »Was wirst du als nächstes machen, Felix? Hast du einen Plan?«
    In diesem Moment hätte ich ihr meinen Plan wahrscheinlich anvertraut. Aber ich hatte keinen. Immerhin jetzt aber einen realen Gegner, Professor Dohmke. Wenn auch noch keine wirklich konkreten Beweise.
    »Nein, ich habe keinen Plan. Und es gibt keinen Auftraggeber, keine Hintermänner.«
    »Du machst das alles ganz auf dich gestellt?«
    Ich nickte, Margret zuckte mit den Schultern.
    »Ist dir auch klar, daß Dohmke und seine Freunde Angst haben? Als mir das bewußt wurde, habe ich die Schläge kaum noch gespürt. Plötzlich warf mir Dohmke die Schlüssel für das Cabrio auf den Tisch. Er meinte, ich könne ein neues Auto gebrauchen. Der Wagen sei auf meinen Namen zugelassen, Steuer und Versicherung für ein Jahr bezahlt. Dann waren sie verschwunden, und ich meldete mich für ein paar Tage krank. Ich bin viel mit dem Cabrio durch die Gegend gefahren. An die Havel, an den Müggelsee, bis nach Rheinsberg. Es hat sogar Spaß gemacht. Zur Polizei bin ich nicht gegangen. Letzte Nacht habe ich das Auto zurückgegeben. Deshalb bin ich zu ihm gefahren. Ich habe es einfach vor seinem Haus abgestellt und die Schlüssel in den Briefkasten geworfen.«
    Margret machte einen tiefen Seufzer. Sie hatte mir erzählt, was sie mir erzählen wollte. War es die Wahrheit? Vielleicht nicht die ganze, doch was sie gesagt hatte, schien in sich stimmig und glaubhaft. Ein guter Polizist oder ein Rechtsanwalt hätte jetzt sicher nachgehakt, ihre Geschichte auf Widersprüche überprüft. Er hätte zumindest Details klargestellt und mehr über die Geschäfte des Herrn Professor Dohmke und seiner russischen Freunde in Erfahrung gebracht.
    Ich aber hatte ein schlechtes Gewissen wegen meiner Vorwürfe und meiner Selbstgerechtigkeit. Warum plusterte ausgerechnet ich mich über ein

Weitere Kostenlose Bücher