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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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Besuch abzustatten und wieder Marlies zu bitten, die Visite bei mir zu übernehmen. Marlies stellte keine Fragen und versprach, mir bis Mittag den Rücken freizuhalten.
    »Übrigens, kannst du mir deinen Wagen borgen? Meiner ist heute stehengeblieben.«
    Auch das tat sie. Marlies ist ein Goldstück, und ich sagte es ihr. Ich müßte sie bald mal zum Essen einladen.
    Der Feuerwehreinsatz in der Allee der Kosmonauten 116 gehörte offensichtlich zur Kategorie B, ich zählte ein Einsatzfahrzeug und zwei Löschfahrzeuge auf dem Parkplatz vor dem Plattenbau. Um das Haus herum lagen angesengte oder verkohlte Büromöbel und ausgebrannte Computer. Man hatte die Sachen aus den Fenstern geworfen, um dem Feuer die Nahrung zu entziehen.
    Als ich eintraf, rollten die Feuerwehrleute bereits ihre Schläuche ein oder standen herum und rauchten. Die Show schien weitgehend gelaufen. Es war früher Vormittag, die Hausfrauen und Rentner aus dem Kiez hatten sich am Ort der Handlung versammelt, um nach Verwertbarem Ausschau zu halten. Ein kleiner Mann mit Pepitahut machte sogar Fotos. Er kam mir bekannt vor, ich ging näher heran.
    »Professor Kindel! Jetzt als Katastrophentourist unterwegs?«
    Mein vor drei Wochen pensionierter Chef schien ebenfalls überrascht, mich hier zu sehen.
    »Herr Hoffmann! Hören Sie auch Polizeifunk? Ist doch aufregend, oder? Jedenfalls aufregender als mein Pensionistendasein. Es sind jetzt kleine Abwechslungen wie diese hier, die mich durch den Tag bringen.«
    Ich fragte nicht, ob unsere Golfausrüstung doch keine gute Idee gewesen sei, sondern ob er Professor Dohmke gesehen habe. Kindel warf mir einen schwer zu interpretierenden Blick zu.
    »Sollte ich?«
    »Jedenfalls ist das sein BMW dort.«
    Der dunkelblaue BMW stand etwas abseits, war aber nach dem Nummernschild eindeutig Dohmkes. Mit »B« für »Berlin« gibt der überzeugte BMW-Fahrer seine rechte Hand für ein Nummernschild mit den Initialen »B-MW«. Dohmkes Nummernschild zeugte von stärkerer Selbstdarstellung. Wie ich inzwischen wußte, stand sein »B–D 2403« für »Bernhard Dohmke«, und es würde mich kaum wundern, wenn er am 24. März geboren wäre.
    »Tatsächlich«, und nach einem Augenblick, »nein, ich habe ihn nicht gesehen.«
    Ich überließ den Pensionär Kindel seinem Hobby und machte mich auf die Suche nach Dohmke. Im Treppenhaus zeigte die Blümchentapete bis auf ein paar dunkle Flecken keinen größeren Schaden. Das Feuer hatte sich offensichtlich nicht von Büro zu Büro verbreitet. Es mußte getrennt in den verschiedenen Büros entstanden sein. Wer immer dieses Feuer gelegt hatte, und von Brandstiftung war demnach auszugehen, hatte nur vorgehabt, die Büros auszuräuchern, nicht das ganze Haus abzufackeln. Nicht meine Vorstellung von einem Pyromanen, wenn es sich hier nicht um einen Pyromanen mit unheilbarer Liebe zu Blümchentapeten handelte.
    Ich fand Dohmke in seinem CareClean-Chefbüro. Die FDGB-Tante hatte ihren freien Tag oder war nach Hause geschickt worden, niemand hinderte heute mein Vordringen. Dohmke stand an einem der jetzt scheibenlosen Fenster, durch die man das Büroinventar in den Hof geworfen hatte, und unterhielt sich mit einem gut gekleideten Herren um die fünfzig. Beiden war es gelungen, sich ihre Anzüge nicht zu beschmutzen, ich hingegen trug inzwischen ein ganzes Muster von schwarzen Streifen auf meinen hellen Sommerjeans. Weiß der Teufel! Ich brauche helle Klamotten nur anzuziehen und sehe in fünf Minuten aus, als hätte ich einen Müllberg nach meinem silbernen Tauflöffel durchwühlt.
    »Dr. Hoffmann! Sie entwickeln eine erstaunliche Affinität zu diesem Büro!«
    Ich fühlte mich plötzlich ziemlich albern, wie ich Dohmke in seinem ausgebrannten CareClean-Chefzimmer mit rußgestreiften Jeans und Mischas Akte in der Hand gegenüberstand. War ich wirklich durch halb Berlin gefahren, um ihm unbedingt noch heute vormittag diese Akte zu geben?
    »Frau Krüger hat mir gesagt, daß ich Sie hier finden würde.«
    »So, so. Frau Krüger hat Ihnen das gesagt. Unsere Frau Krüger weiß immer Bescheid.«
    Irgendwie hörte es sich eigenartig an. Wie: »Frau Krüger weiß auch über Ihre lästigen Schnüffeleien Bescheid und informiert mich ständig«? Oder wie: »Frau Krüger weiß mehr, als gut für sie ist, und wird auch langsam zu einem Problem«? Ich schaute Dohmke an und sah nur eine gewisse Erwartung, daß ich ihm mein Auftauchen hier erklären würde. War ich inzwischen vollkommen paranoid? Auch wenn

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