Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)
Hepatitis C. Und die hatte nichts mit der Blutkonserve zu tun, die er bei uns bekommen hat. Keine Geheimnisse, keine losen Enden. Case closed, soweit es mich betrifft. Ich bin Arzt, wie du selbst weißt, ein Vollzeitjob. Da habe ich genug zu tun. Alles klar?«
Wir redeten dann noch belangloses Zeug, über Schwangerschaft, Hausgeburt oder Klinikgeburt. Ein kleiner Test für die liebe Astrid fiel mir noch ein.
»Sag mal, wenn Klaus aus den USA zurückkommt – ich denke, es wäre an der Zeit, daß er eine eigene Station bekommt.«
Astrid war bereits auf dem Weg zur Wohnungstür.
»Er hat gerne mit Marlies zusammen gearbeitet. Aber ich denke auch, daß er gerne eine eigene Station hätte.«
»Du weißt, ich mache die Dienstpläne. Er könnte nach den USA vielleicht die Privatstation übernehmen.«
Astrid drehte sich zu mir um.
»Nun laß Klaus erst einmal sein Jahr in New York machen. Und mich mit dieser Schwangerschaft fertig werden und dann endlich zu ihm fliegen. Weiter kann ich im Moment gar nicht denken.«
Mit ihrem hochschwangeren Watschelgang drückte sich Astrid an mir vorbei durch die geöffnete Wohnungstür und verschwand in den Sommerabend. Meinen schlauen Köder hatte sie nicht geschluckt.
Egal, Hauptsache, sie brachte Dohmke die richtige Botschaft. Sonst hatte ich noch einen sicheren Kanal zu Dohmke, wie ich aus dem Handelsregister wußte. Aber das konnte bis morgen warten.
Aus dem Kühlschrank besorgte ich mir einen kalifornischen Chardonnay und fläzte mich mit der Fernbedienung auf die Couch. Schließlich hatten mir gestern gleich zwei Frauen den Fernsehabend vermasselt. Einen faulen Abend vor der Glotze pro Woche pflege ich mir zu genehmigen – mit liberalerer Handhabung zu besonderen Anlässen wie Europameisterschaften.
Es war Freitag abend, auf einem der billigeren Kanäle lief zum fünfzehntenmal »Dirty Dancing«, genau das Richtige. Es versprach, ein gemütlicher Abend zu werden – bis das Telefon klingelte.
20
Es gibt Leute, die können das Telefon einfach klingeln lassen. Ich nicht. Ich kann auch kein Brot wegwerfen, auch keine Briefkastenwerbung. Die lese ich zwar nicht, stapele sie aber ordentlich, um sie nach angemessener Zeit in den Papiercontainer zu entsorgen. Am Telefon war Celine. Es sei ein herrlicher Sommerabend, und sie fühle sich irgendwie animalisch. Sie würde gleich rüberkommen. Celine ließ sich von meinem eingeschränkten Enthusiasmus nicht abschrecken und stand wenige Minuten später vor der Tür.
»Ich dachte, ich rufe besser vorher an. Nicht daß ich wieder störe ...«
»Du hast Glück, ich kann dich kurz einschieben.«
Es war nicht unangenehm, daß Celine sich animalisch fühlte. Wenn ich mich auch fragte, was daran animalisch war. Von Sexorgien bei Elefanten oder einem ausgefeilten Nilpferd-Kamasutra hört man selten. Ich verschonte Celine mit meinen tiefschürfenden Gedanken und genoß ihren Eifer.
Der nächste Morgen war ein Samstag. Ich erwachte erstmals seit längerem erfrischt und entspannt. Sex zum Streßabbau wie bei bestimmten Affen? Doch animalisch? Die Klinik hatte heute keinen Anspruch auf mich, und es regnete.
Wir beschlossen Frühstück im Bett, und ich kratzte die Reserven meiner Küche zusammen. Frische Brötchen wurden durch nicht ganz frischen Toast ersetzt. Das war eigentlich schade, denn samstags bediente meine Lieblingsverkäuferin in der Bäckerei.
Schnell verwandelte sich mein Bett in eine Krümeldeponie. Celine überkam ein neuer animalischer Anfall, und die Krümel erzeugten einen zusätzlichen erogenen Reiz.
»Hast du was Süßes da?«
Ich wunderte mich, daß diese Frage nicht schon letzte Nacht gekommen war. Durch Sex kommt es bei Celine offenbar zu akuter Unterzuckerung, was bei ihrem körperlichen Einsatz nicht besonders verwunderlich ist.
»Ich glaube nicht. Vielleicht noch ein Rest Honig.«
»Was ist mit den ekligen Butterkeksen?«
»Die sind alle.«
»Was!« Celine stützte den Kopf auf die Hand und setzte ihren inquisitorischen Blick auf, »erzähl mir bloß nicht, du hättest die verputzt. Glaube ich dir nie!«
»Es war ein Notfall, Celine. Die Frau war schwanger.«
»Schwanger? Bist du in letzter Zeit pervers oder was?«
Ich erzählte Celine von Astrids Besuch und daß ich meinte, sie sei von Dohmke geschickt worden. Celine, bekanntlich Verschwörungsfan, war sofort Feuer und Flamme.
»Ich habe mich schon immer gefragt, wie zwei junge Ärzte mit Kind sich eine so schicke Wohnung leisten können«, meinte
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