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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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ans Telefon zu bekommen. Er ist ein Arbeitstier, und außerdem muß er den Unterhalt für zwei geschiedene Frauen und einige Kinder erarbeiten. Nach gut zwanzig Minuten war ich bei ihm.
    »Was gibt's Neues, Felix?«
    Michaels Was-gibt's-Neues gehörte ebenso zu ihm wie seine teuren Hemden und schicken Krawatten. Er mußte mir die Tür selbst aufmachen, seine MTAs waren längst zu Hause. Schade, denn Michael hat schon immer sowohl nach Qualifikation wie auch nach Aussehen eingestellt.
    »Was macht mein Freund, Oberarschloch Dohmke?«
    Unsere gemeinsame Abneigung gegenüber Professor Dohmke war nichts Besonderes, ich kenne niemanden in der Klinik, der ihn leiden kann. Zum Teil mag das auch Neid sein, denn es hieß, daß Dohmke schon vor der Privatisierung des Kliniklabors an jeder Untersuchung finanziell beteiligt war. Es hatte jedenfalls zu einer Villa in Dahlem gereicht und einem Ferienhaus am Lago Maggiore. Neuerdings gab es Gerüchte über ein Sportflugzeug und ein Haus in Florida. Das war vielleicht übertrieben, sicher jedoch hatte er sich durch die Privatisierung des Kliniklabors finanziell nicht verschlechtert. Jetzt waren Michael und Dohmke mit ihren Labors auch noch Konkurrenten bei Aufträgen aus der Pharmaindustrie und Michael nach wie vor ganz heiß darauf, Dohmke beziehungsweise dessen Labor irgendeinen schlimmen Fehler nachzuweisen. Da mußte ich ihn auch heute abend enttäuschen, einen wirklich dicken Hund hatte sich das Labor bisher nicht geleistet, und ich paßte wirklich auf.
    »Na gut. Dann laß uns einfach losfahren und dem Schwein ein bißchen Schwefelwasserstoff in seinen Swimmingpool schütten. Ist ein schöner warmer Abend, genau richtig für einen Ausflug in die edleren Wohngegenden.«
    »Gerne, Michael, ein andermal. Ich habe dir Arbeit mitgebracht.«
    Ich gab ihm das Röhrchen mit Mischas Serum.
    »Woher hast du das Material?«
    »Das möchtest du nicht wissen, glaub's mir.«
    Es konnte nichts schaden, es etwas geheimnisvoll zu machen. Schließlich sollte Michael kostenlos für mich arbeiten. Es funktionierte, ein gewisses Leuchten trat in seine Augen.
    »Und – können wir damit Dohmke was anhängen?«
    »Ich weiß nicht, ob wir irgend jemandem damit etwas anhängen können. Aber wenn, ist Dohmke ein guter Kandidat.«
    Jedem die Motivation, die er braucht. Ich schämte mich nicht für meine kleine Notlüge.
    »Wonach sollen wir suchen?«
    »Gute Frage. Ich denke, laß erst einmal das Gilbprogramm laufen. Die Hepatitis-Latte, Alkohol, Methanol, Leptospiren und den Kram. Du weißt schon, alles, was gelb macht.«
    »Kostet dich mindestens ein Essen, Felix. Es sei denn, wir kriegen Dohmke damit. Dann zahle ich.«
    Michael stellte die Röhrchen mit Mischas Serum in eine Kühltruhe und besorgte ein paar Bier. Wir erwischten noch die zweite Halbzeit Deutschland-Portugal. Am Ende stand es drei zu null für Portugal. Deutschland war raus aus der EM. Erst nachdem wir diese nationale Schande ausreichend betrauert hatten, fiel mir meine Verabredung mit Celine ein. Da war es zu spät, sie noch anzurufen.

7
    Falls in den Blutproben Hinweise oder gar eine Erklärung für Mischas Tod schlummerten, so würde Michael sie finden. Ich wollte mich inzwischen um die anderen Spuren kümmern, die Mischas Existenz in Berlin hinterlassen haben mußte. Nach meinem Mißerfolg in der Pension Elvira versuchte ich mein Glück in der Personalabteilung unserer Klinik.
    Von den rigorosen Stellenstreichungen war unsere Personalabteilung gottlob noch nicht betroffen. Sie war räumlich genauso großzügig geblieben und personell genauso gut besetzt wie bei meiner Einstellung vor acht Jahren, und in ihren Fluren lag unverändert der Duft von immer frischem Kaffee.
    Die meisten Patientenzimmer schauen auf den OP- und Labortrakt, die Mitarbeiter der Personalabteilung hingegen haben einen herrlichen Blick über den Kanal und den Park. Mit dem Argument »die Patienten sind hier für ein paar Tage oder Wochen, wir für immer« hatte sich die Personalabteilung beim großen Umbau im letzten Jahr erfolgreich gegen ihre Umquartierung gewehrt. Offiziell waren damals die hohen Kosten einer Neuverlegung der Druckluft-, Sauerstoff- und sonstigen Leitungen die Begründung dafür, die Patientenzimmer dort zu lassen, wo sie waren. Allerdings wurden im Patiententrakt trotzdem alle Versorgungsleitungen herausgerissen und neu verlegt, und fast eine ganze Woche konnte man auf unserer Station nicht telefonieren.
    Ich ging durch die hellen Flure

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