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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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und identifizierte ein »Frl. Moser, Sachbearbeiterin« als für meine Fragen zuständig, »andere Dienstkräfte, S-Z«. Fräulein Moser telefonierte gerade.
    »Ganz unmögliche Frau, glaub's mir, hast du's auch in der letzten Brigitte gelesen?«
    Im Gegensatz zu den gelegentlich erfolgreichen Krankenschwestern, Physiotherapeutinnen und MTAs wurde den Mitarbeiterinnen der Personalabteilung spätestens vier Wochen nach ihrer Einstellung klar, das dies der falsche Job war, um sich einen Arzt zu angeln, und Ärzte wurden schnell zu ihren erklärten Feinden. Entsprechend ließ mich »Frl. Moser, Sachbearbeiterin« erst einmal an ihrem interessanten Telefonat teilhaben. Irgendwann fühlte sie sich doch ein wenig gestört und hielt kurz die Hand auf die Sprechmuschel.
    »Ärzte drittes Zimmer links!«
    Erst nach weiteren zwei, drei Minuten, in denen man sich telefonisch einig geworden war, daß »diese ganzen Partnerschaftstests doch Quatsch« sind, schien es sie zu irritieren, daß ich einfach geblieben war. Sie legte wieder die Hand auf die Muschel.
    »Was gibt es denn?«
    »Es geht um einen Mitarbeiter von uns. Nachname Tschenkow. Vorname Mischa. Andere Dienstkräfte.«
    »Über andere Dienstkräfte darf ich Ihnen keine Auskunft geben. Tatsächlich über keinen Angestellten des Hauses, außer über Sie selbst. Aber das macht die Abteilung Ärzte.«
    »Herr Tschenkow ist Patient auf meiner Station. Er kann aber im Moment nicht viel erzählen. Und selbst wenn er könnte, würden wir ihn wahrscheinlich nicht verstehen. Wir brauchen seine Daten, Geburtsdatum, Krankenversicherung und so. Ohne seine Daten können wir uns kein Geld von seiner Krankenkasse holen.«
    Eine etwas gewagte Bemerkung, denn seit wann, so hätte Fräulein Moser zu Recht fragen können, kümmern sich die Ärzte um die Krankenversicherung der Patienten? Das war Sache der Verwaltung, Abteilung Personenstandswesen. Doch die Sache mit der Krankenversicherung schien ihr einzuleuchten. Sie arbeitete auf der gleichen Etage wie unser Verwaltungsdirektor Dr. Bredow und kannte sicher seine Ausführungen: »Wir sitzen alle in einem Boot. Die Patienten sind unsere Passagiere, aber der Kraftstoff, der unser Boot voranbringt, heißt Krankenkasse«.
    »Ich ruf dich gleich zurück.« Sie legte auf. »Wie war der Name?«
    »Tschenkow. Vorname Mischa.«
    Es war bewunderungswürdig, wie geschickt sie trotz ihrer langen Fingernägel über die Computertastatur flog.
    »Tschenkow ... haben wir nicht.«
    »Er arbeitet aber bei uns. Jedenfalls bis letzten Oktober hat er hier gearbeitet.«
    »Dann müßte er auf jeden Fall noch im Computer sein.« Ihr Ehrgeiz war geweckt. »Diese Ausländer wissen doch oft selbst kaum, wie sie geschrieben werden. Ich gehe jetzt mal alle Ts durch ...«
    Sie fand auch unter allen Ts nichts, was sich wie Tschenkow anhörte. Auch nicht unter allen Schs.
    »Als was arbeitet der denn bei uns, Ihr Tschenkow?«
    »Er macht sauber.«
    »In der Sterilisation?«
    »Nein, er wischt die Flure und die Treppen und so.«
    »Das hätten Sie mir gleich sagen können, das hätte uns beiden eine Menge Zeit gespart. Aber Sie denken wahrscheinlich auch, wir im Personalbüro haben nichts anderes zu tun, als unsere Fingernägel zu pflegen und in der Gegend herumzutelefonieren.«
    Sie kam der Wahrheit ziemlich nahe.
    »Der Reinigungsdienst ist Sache der Firma CareClean, damit haben wir nichts zu tun.«
    »Sie haben keine Unterlagen über die Mitarbeiter von CareClean, die hier arbeiten?«
    »Das sagte ich Ihnen gerade. Und außerdem geht alles, was Fremdfirmen betrifft, direkt über Dr. Bredow. Der wird Ihnen bestimmt gerne weiterhelfen.«
    Das war, wie Fräulein Moser sicher fand, eine ziemlich gemeine Bemerkung. Und trotzdem würde ich es genau dort versuchen. Als ich die Tür von Fräulein Mosers Büro schloß, war sie bereits wieder am Telefon.
    Am späten Vormittag schaffte ich es, bei Verwaltungsdirektor Dr. Bredow vorbeizuschauen, zumindest bei Frau Krüger, seiner Sekretärin. Frau Krüger hatte er von seiner letzten Stelle mitgebracht, sie ist der mütterliche nette Typ und pflegt keine grundsätzliche Abneigung gegen Ärzte, im Gegenteil. Sie ist alleinerziehende Mutter, und ihr Sohn studiert Medizin. Sie betrachtet uns als »ihre Doktors« und ist mit der Zeit so etwas wie eine inoffizielle Mittlerin zwischen uns Ärzten und ihrem Chef geworden.
    »Dr. Hoffmann, kommen Sie rein!«
    Frau Krüger kennt mich aus meiner Zeit als Sprecher der Assistenzärzte,

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