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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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eine beginnende Erkrankung übersehen haben und daß wir zumindest mitverantwortlich für seinen Tod gemacht werden könnten.«
    »Befürchten Sie Schwierigkeiten?«
    »Regreßforderungen, berechtigt oder nicht, sind nie gut für eine Klinik.«
    Ich machte mir nicht wirklich Sorgen über irgendwelche Regreßforderungen, zumal bei einem Ukrainer mit abgelaufener Aufenthaltsgenehmigung. Aber Dr. Bredows Aufgabe ist nicht nur, das Geld für die Klinik anzuschaffen, sondern es auch zusammenzuhalten. Kunstfehlerprozesse sind inzwischen auch in Deutschland eine beliebte Beschäftigung darauf spezialisierter Anwälte. Dr. Bredow hatte den Köder geschluckt.
    »Gibt es Angehörige oder so was?«
    »Keine Ahnung. Ich habe nie welche gesehen, als er bei mir auf Station lag.«
    Ich ließ unerwähnt, daß laut Schreibers Totenschein die Sektion angeblich verweigert worden war. Von wem, wenn nicht von Angehörigen?
    »Hatte er denn viel Besuch auf der Station?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich kann mich nicht erinnern, daß damals irgend jemand bei mir nachgefragt hätte, nach der Prognose oder wann er entlassen würde.«
    Dr. Bredow schien einen Moment selbst mit dem Studium der Schnitzereien in seinem Schreibtisch beschäftigt zu sein.
    »Haben Sie in seiner stationären Akte von damals was gefunden, was uns Schwierigkeiten machen könnte?«
    »Das ist einer der Gründe, weshalb ich Sie informieren wollte. Die stationäre Akte ist verschwunden.«
    »Verschwunden?«
    »Jedenfalls ist sie im Patientenarchiv nicht zu finden.«
    »Das Patientenarchiv! Mir scheint, da müssen wir wirklich mal was unternehmen. Frau Tönnig schafft es einfach nicht mehr. Andererseits – Sie wissen, daß sich überall im Hause alte Akten herumtreiben.«
    »Ich bin mir sicher, daß ich die Akte von Tschenkow damals ins Archiv gegeben habe. Außerdem ist auch das Protokoll von seinem Notarztwageneinsatz nicht mehr im Einsatzordner zu finden.«
    »Also, Doktor, das ist nun wirklich nicht das Problem der Verwaltung. Es sind eure Einsatzordner! Aber bei der Kostenerfassung werden sie zu unserem Problem. Ihr Doktors müßt endlich mal Ordnung in eure Sachen bekommen. Die Protokolle des Notarztwagens sind für die Kostenstelle die Grundlage der Abrechnungen mit Feuerwehr und Rotem Kreuz. Unbrauchbar! Letztes Jahr gab es über zweihundert Einsätze mehr bei der Feuerwehr als Protokolle in eurem Ordner. Sie werden sich vielleicht an mein Rundschreiben dazu erinnern.«
    Memos und Rundschreiben sind Dr. Bredows Hobby, wir bekommen ein bis zwei davon pro Woche. Und immer wenn es zu einem Streit zwischen Ärzten und Verwaltung kommt, kann die Verwaltung auf irgendein Rundschreiben verweisen, das natürlich niemand gelesen hat.
    Zu dem Punkt verschwundenes Einsatzprotokoll existierte ein Rundschreiben, damit war das Problem für ihn erledigt. Man meinte fast zu hören, wie in seinem Juristenhirn das Rädchen einen Zahn weitersprang, zum nächsten Punkt, der dem Krankenhaus eventuell Schwierigkeiten machen könnte.
    »Und Sie sagen, dieser Tschenkow hätte bei uns gearbeitet?«
    »Ja, er war hier im Haus beschäftigt.«
    »Was hat er denn bei uns gearbeitet?«
    »Er war hier als Reinigungskraft.«
    Bredow entspannte sich.
    »Das sind nicht unsere Angestellten, das sind Angestellte der Firma CareClean. Mit deren Leuten haben wir praktisch nichts zutun.«
    »Das hat man mir im Personalbüro auch schon gesagt.«
    »Da waren Sie schon? Woher nehmen Sie dafür die Zeit?« Eine kurze Ungehaltenheit war nicht zu überhören. »Sehen Sie, wir haben doch gerade letzte Woche über die wirtschaftlichen Schwierigkeiten gesprochen, in der die Klinik mit dem neuen Gesundheitsstrukturgesetz steckt. Es ist doch nicht so, daß ich Ihnen Ihre Überstundenbezahlung nicht gönne. Ich gönne Ihnen jeden Pfennig davon. Aber wir haben das Geld nicht. Wenn wir nicht einige Aufgaben an Fremdfirmen vergeben hätten, stünden wir noch schlechter da. Wenigstens brauchten wir bisher keinen Arzt zu entlassen.«
    Freundlich grinsend war es ihm gelungen, auch in dieses Gespräch die Möglichkeit von Entlassungen im ärztlichen Bereich einzuflechten. Und, schien mir, daß ich einer der Betroffenen sein könnte, falls aus dem Fall Mischa Schwierigkeiten für die Klinik entstehen würden.
    »Außer mit dem Personalbüro und dem Patientenarchiv, mit wem haben Sie sonst noch über die Angelegenheit gesprochen?«
    Ich beschloß, einer direkten Antwort aus dem Weg zu gehen. Seine Überlegung war klar:

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