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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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noch eine zweite Theorie, nämlich daß Bredow die eventuelle Verbindung Klinik-CareClean dazu benutzen könnte, Gewinne und Verluste steuergünstig hin- und herzuschieben.
    Celine trank ihren Cappuccino, an ihrer Oberlippe hing etwas von der geschäumten Milch.
    »Möglich. Mal sehen, ob wir dazu etwas in Bredows Buchhaltung finden.«
    Celine hatte natürlich recht, warum spekulieren, wenn uns auf der Festplatte hoffentlich Fakten erwarteten. Trotzdem würde ich dieser Firma CareClean bald einen Besuch abstatten.
    Zurück an unserem Plätzchen, wo es den jungen Türken inzwischen tatsächlich gelungen war, mit den drei Schönen in Kontakt zu kommen, packten wir unsere Sachen zusammen, holten unsere Fahrräder und machten uns auf den Heimweg zu Celine. Mal sehen, wie weit ihr Hackerprogramm gekommen war.
    Der Bildschirm strahlte uns Bredows Paßwort entgegen: »Minister«! Interessant – hatte Bredow dem Rechner sein eigentliches Karriereziel anvertraut? Nicht Staatssekretär für Gesundheit oder Senator, sondern wenn schon, denn schon? Oder war »Minister« ein Zeichen überraschender Selbstironie? Schade, daß ich Bredow nicht fragen konnte.
    Wir gaben »Minister« ein, und nach wenigen Augenblicken erschien Bredows Buchhaltung für das erste und zweite Quartal diesen Jahres auf dem Bildschirm. Alles war wohl geordnet: Einnahmen von den Primärkassen, Einnahmen von den Ersatzkassen. Einnahmen getrennt nach Abteilungen und Stationen. Einnahmen Sonderentgelte. Einnahmen Privatpatienten, ambulante und stationäre Leistungen.
    Bei »Einnahmen Privatpatienten« gönnten wir uns einen tieferen Einblick. Nicht uninteressant, immerhin hatten die Privatpatienten in diesem Jahr schon mit über viereinhalb Millionen Mark zum Wohle unserer Klinik und damit auch zu meinem Lebensunterhalt beigetragen. Vorausgesetzt, sie bezahlen ihre Rechnungen – wofür Dr. Bredow durch Einschaltung eines Inkassounternehmens gesorgt hatte.
    Danach forsteten wir die Einnahmen von den Kassenpatienten durch. Hier kassiert die Klinik bestimmte Tagessätze und zusätzlich sogenannte Sonderentgelte für einmalige Leistungen wie Operationen und dergleichen. Machte rund sechs Millionen Einnahmen im Quartal. Auch ein schöner Batzen.
    Aber wir suchten eine Verbindung zu CareClean, also mußten wir uns mit den Ausgaben der Klinik beschäftigen. Celine gab CareClean als Suchbegriff ein, erfolglos. Wir wurden fündig unter »Kosten Gebäudereinigung« – das waren im Mai immerhin 145 833,20 Mark gewesen. Doch was sagte uns das? Mit Sicherheit gelangte diese Summe nicht in voller Höhe in die Hände von Mischas Kollegen, aber woran sollten wir sehen, ob eventuell ein Teil der Verdienstspanne in die Klinik oder direkt an Bredow zurückfloß?
    »Kennst du vielleicht jemanden, der sich mit diesem Kram auskennt?«
    »Du meinst einen Buchhalter oder so was?« Celine setzte ihr kleines Lächeln auf. »Kann sein.«
    »Und wie nett müßtest du zu dem sein, daß er uns hilft?«
    Sie strich mir über den Kopf.
    »Weiß nicht. Außerdem, wer sagt dir, daß es ein Mann ist?«
    Ich ließ das Thema vorerst ruhen und studierte die Ausgaben im Abschnitt »Personalkosten«. Zugegeben, das war nicht direkt zum Thema, aber wen interessiert nicht, was die Chefs verdienen oder wie hoch sich Dr. Bredow seine Bemühungen um unser aller Wohlergehen vergüten läßt? Aber auch hier wurden wir enttäuscht, es gab lediglich die Unterscheidung in »Personalkosten, ärztliche Mitarbeiter«, »Personalkosten, Pflegedienst«, »Personalkosten, technisches Personal« und »Personalkosten, Verwaltung«. Immerhin tröstlich, daß die Personalkosten in der Verwaltung inklusive Bredows Gehalt unter den Ausgaben für uns Ärzte lagen.
    Allerdings sind wir, mit unseren Chefs, Oberärzten und AIPlern über fünfundvierzig Ärzte, und in der Verwaltung arbeiten zirka zwanzig Leute, die also im Schnitt auch nicht schlechter bezahlt werden. Verdienen wir Ärzte zu schlecht oder die Leute in der Verwaltung zu gut? Warum eigentlich soll ein Arzt mehr verdienen als ein Angestellter in der Verwaltung? Weil der Arzt lange studiert hat und später als der Verwaltungsangestellte beginnt, Geld zu verdienen? Aber hat uns Ärzten nicht die Gesellschaft, also auch der Verwaltungsangestellte, letztlich dieses Studium finanziert? Wie auch immer, ich komme mit meinem Gehalt ganz gut hin.
    Gegen Abend war klar, das die Aktion »Buchhaltung 1. und 2. Quartal« ein Schlag ins Wasser war. Celines »Spur des

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