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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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auf der Tastatur herum, »an der Speicherbelegung für das Paßwort. Das ist ein Nachteil dieses Systems, daß man das relativ leicht herausfinden kann. Jede Zahl beziehungsweise jeder Buchstabe belegt eine bestimmte Anzahl von Bytes.«
    »Und wie bekommen wir nun diese acht Zahlen oder Buchstaben heraus?«
    »Wenn wir wirklich gut wären, würden wir den Rechner dazu bekommen, sie uns zu sagen. Denn der Rechner kennt die acht Zeichen – er muß sie schließlich vergleichen mit den acht Zeichen, die als Paßwort eingegeben werden.«
    »Und wie bekommen wir den Rechner dazu, uns das Paßwort zu sagen?«
    »Weiß ich nicht genau. Ich könnte es versuchen, aber wahrscheinlich müßte ich Manfred bitten, mir zu helfen.«
    »Wer ist Manfred?«
    »Kenne ich noch aus dem Mathestudium. Ein Computergenie. Ein Hacker. Und ein Freund«, Celine sah mich mit unschuldigem Lächeln an. »Ein bißchen nett müßte ich natürlich schon zu ihm sein, damit er uns hilft.«
    Wir waren lange genug zusammen, um die kleinen Schwachpunkte des anderen zu kennen.
    »Wahrscheinlich Typ Stubenhocker mit eingefallenem Brustkorb, blaß und pickelig.«
    »Stimmt. Ein bißchen ähnlich sieht er dir schon.«
    »Danke! Aber was machen wir jetzt ohne das Genie?«
    Celine zog eine CD aus ihrer Diskettenbox und legte sie in das CD-Laufwerk ein.
    »Wie neulich an deinem Computer in der Klinik – wir lassen dieses kleine Programm für uns arbeiten.«
    Auf dem Bildschirm erschien »Decrypt III – the ultimate hacker« und fragte, ob es mit seiner Arbeit beginnen sollte. Celine bestätigte mit Enter. Decrypt III fragte als nächstes nach der Sprache. Celine gab »Deutsch« und »Englisch« ein.
    Jetzt fragte Decrypt III, ob bekannt wäre, ob es sich um einen Buchstaben- oder Zahlencode handele. Celine tippte »no«. Und noch einmal »no« bei der Frage, ob ein Teil des Codes bekannt sei.
    »Und was macht dieses Programm?«
    »Bekommt das Paßwort heraus, hoffe ich. Es arbeitet in verschiedenen Stufen beziehungsweise unter verschiedenen Annahmen. Es ist also kein wirkliches Dechiffrierungsprogramm, findet aber, sagt Manfred, etwa achtzig Prozent aller Paßwörter. Es nutzt einfach Geduld und Schnelligkeit des Computers. Es kann dauern, vielleicht viele Stunden.«
    Wir wollten den Computer nicht weiter mit unserer Anwesenheit stören, außerdem gab es nichts zu sehen, während das Programm arbeitete. Der Tag wurde zunehmend wärmer. Celine packte ihre Badesachen zusammen, und wir fuhren über meine Wohnung, wo ich meine Badehose holte, ins Strandbad Wannsee. Marlies hatte mir versprochen, heute bei meinen Patienten die Samstagvisite zu übernehmen, am nächsten Samstag würde ich dann für sie einspringen.
    Im Strandbad herrschte die übliche Wochenend-und-Sonnenschein-Hölle. Familienväter bauten mit ernster Miene und künstlerischem Anspruch Strandburgen, die ihre Kleinen natürlich nur mit größter Vorsicht betreten durften. Wohlgeformte junge Mädchen ignorierten demonstrativ die lüsternen Blicke pubertierender Jungs und älterer Männer und träumten von der Chance, am Ufer der Havel als Model entdeckt zu werden. Die zahlenmäßig deutlich überlegenen Mädchen mit den üppigen Formen trugen die knappsten Bikinis und ignorierten ebenso demonstrativ das Fehlen lüsterner Blicke. Die Jungs demonstrierten ihren muskulösen Körperbau beim Strandvolleyball und versuchten, durch einen geziehen Fehlwurf in Richtung der Schönen Kontakt herzustellen, während Männer meines Alters hinter einer Zeitung geduldig auf ihre wahrscheinlich nie kommende Chance warteten.
    Kurz, ein typischer Sommertag am Strand wie an tausend Stränden dieser Welt. Nur daß in Berlin solche warmen Sommertage, und dann noch am Wochenende, selten sind. Das gibt ihnen eine ganz besondere Intensität und uns die Verpflichtung, keinen Sonnenstrahl und keine mögliche Sommerromanze zu versäumen.
    Mit einiger Ausdauer hatten wir noch ein freies Plätzchen ohne unmittelbare Nachbarschaft zu plärrenden Kindern oder streitenden Eltern gefunden. Es war ein richtig schönes Plätzchen, soweit es mich anging. Gleich neben uns diskutierten drei Schönheiten ihre Chancen in der bevorstehenden Biologieprüfung. Aus dem Augenwinkel gönnte ich mir den optischen Genuß dieser Nachbarschaft, Celine blätterte ohne großen Enthusiasmus in einer Zeitschrift.
    »Kann es sein, daß du eigentlich in eine Kinderschänderkartei gehörst, mein Lieber?«
    Ich versuchte erst gar nicht, mich blöd zu

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