Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)
Blutprobe?«
»Immer mit der Ruhe, Felix. Ich kann nur hoffen, daß es nicht wirklich deine Blutprobe ist. Allerdings würdest du mir dann nicht so fröhlich gegenübersitzen.«
»Natürlich ist das nicht mein Blut. Wenn ich einen Aids-Test brauche, sage ich dir schon Bescheid. Also, raus damit, Doktor! Was sagt uns das Blutbild?«
»Hepatitis C.«
Hepatitis C ist eine besonders aggressive Form von virusbedingter Leberentzündung.
»Kann nicht sein!«
»Irrtum ausgeschlossen. Wir haben drei verschiedene Kits laufen lassen. Von wem immer diese Blutprobe ist, er oder sie hat ein massives Problem.«
»Nicht mehr, Michael. Er ist tot. Er war schon tot, als ich ihm das Blut abgenommen habe. Aber ich kann kaum glauben, daß es Hepatitis war. Ich habe eher an eine Vergiftung gedacht, Methylalkohol oder so etwas.«
»Felix, in diesem Blut waren Titer, so hoch haben wir sie hier noch nie gesehen. Warum überrascht dich Hepatitis so?«
»Es ist Blut von einem ehemaligen Patienten von mir, aber der hatte nichts mit der Leber. Eigentlich ging es um multiple Blutergüsse und kleine Fleischwunden, irgend jemand hatte am Bahnhof Zoo eine unfreundliche Unterhaltung mit ihm geführt. Zu meinem Patienten wurde er, weil die Röntgenfritzen damals frische Motten nicht ausschließen konnten. Hatte er nicht. Aber er hat damals die volle Labordröhnung bekommen, natürlich inklusive der kompletten Hepatitis-Latte. War alles negativ, von Hepatitis A bis Hepatitis C. Ich habe seine Akte noch und habe alles gecheckt.«
Michael holte uns ein zweites Bier.
»Wann hatte er denn die Ehre, dein Patient zu sein?«
»Letztes Jahr im Herbst.«
»Wo ist dein Problem, Felix? Wenn er damals noch keine Hepatitis hatte, hat er sie sich eben später eingefangen.«
»Wie soll er an die Hepatitis gekommen sein? Im Gegensatz zur Syphilis bekommst du Hepatitis C nicht auf dem Bahnhofsklo.«
»War er Fixer? Bahnhof Zoo hört sich so an.«
»Sicher nicht. Nach einem Fixer sah er bestimmt nicht aus.«
Michael grinste mich an.
»Na, dann überlegt mal scharf, wo er sich wahrscheinlich infiziert hat, Doktor!«
Mir war klar, worauf Michael hinauswollte: Die beste Chance, sich Hepatitis C einzufangen, hat man als Patient im Krankenhaus.
»Scheiße!«
Ich erzählte Michael von AIPler Harald und seiner Blutkonserve für Mischa.
»Bingo! Unsere AIPler! Jugend forscht für Olympia. Früher war es uns fertigen Ärzten vorbehalten, die Patienten umzubringen. Aber wir dürfen den Fortschritt nicht aufhalten. Ich liebe AIPIer!«
»Nach dieser Blutkonserve hat sich mein Mischa dann selbst entlassen. Warum, weiß ich nicht.«
»Vielleicht hat eine Blutkonserve gereicht, ihn wieder auf die Beine zu bringen?«
»Er war total gesund, ich wollte ihm nur ein bißchen Urlaub bei uns gönnen. Ich war ziemlich sicher, daß er zusammengeschlagen worden war, und dachte, je länger ich ihn aus dem Verkehr ziehe, desto besser für ihn. Keine Ahnung, ob er dann die Schnauze voll hatte vom Krankenhaus oder ob ihn jemand gedrängelt hat. Ich habe mich damals nicht weiter um sein plötzliches Verschwinden gekümmert, denn ich wollte ihn nach der Blutsache sowieso entlassen, bevor wir ihm noch ernstlich schaden ... Hatten wir aber wohl schon.«
Michael war begeistert.
»Es tut mir natürlich leid für deinen Patienten. Aber es wäre fast zu schön, um wahr zu sein. Ich hoffe doch, Dohmke ist immer noch auch für die Blutbank verantwortlich? Das wäre ein Fest, wenn ich dem Typen endlich etwas anhängen könnte. Vielleicht kannst du noch ein paar andere Fälle ausgraben!«
Ich mußte seine Begeisterung etwas bremsen.
»Ich weiß nicht. Natürlich ist eine Bluttransfusion eine gute Examensantwort, wenn du im Examen nach möglichen Ursachen für Hepatitis C gefragt wirst. Aber so, wie wir heutzutage die Blutkonserven testen, ist es doch sehr unwahrscheinlich, daß man mit dem Blut gleich die Hepatitis mitgeliefert bekommt.«
Michael ließ sich nicht so schnell irritieren.
»Aber nicht unmöglich. Worum es mir geht, ist eine kleine Schlamperei in der Blutbank, Personalmangel, irgend so was. Es wäre nett, die Konserve noch zu haben ...«
Hatten wir leider nicht. Aber ich hatte etwas anderes. Ich hatte den originalen Kontrollzettel für die Blutkonserve in Mischas Akte. Und anhand dieses Kontrollzettels würde ich das Blut zurückverfolgen können, Schritt für Schritt, über jeden Test, bis zu seinem Spender.
»Wie gesagt, Felix, streng dich an. Wenn wir Dohmke
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