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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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irgendwie eins auswischen können – ich bin dabei! Und für deinen toten Patienten ist es der einzige Anhaltspunkt, den du im Moment hast.«
    Es wurden zwei weitere Biere, schließlich mußten wir uns noch über die Gründe für das Ausscheiden unserer hochbezahlten Fußballstars bei der Europameisterschaft einigen. Es war fast halb elf, als mir irgendein kleines Männchen in meinem Hirn etwas von einer Verabredung mit Celine im Bouvril zuflüsterte.
    Ich fuhr trotzdem noch im Bouvril vorbei, Celine war nicht mehr da. Auch zu Hause meldete sich nur ihr Anrufbeantworter. Ich trug ihm auf, mich bei Celine zu entschuldigen und daß ich es wiedergutmachen würde, fuhr nach Hause und sah zu ihr hoch, ob bei ihr noch Licht brannte. Ihre Fenster waren dunkel.
    In meinem Hausflur funktionierte das Licht wieder einmal nicht. Ich tastete mich am Treppengeländer entlang und brauchte einige Versuche, das lädierte Schloß an meiner Wohnungstür aufzubekommen. Kaum öffnete sich die Tür, traf mich ein gewaltiger Schlag in mein rechtes Nierenlager und fast gleichzeitig ein Tritt ins Kreuz. Ich ging sofort zu Boden und war für einen Moment weg.
    Ich hätte durch das fehlende Licht im Hausflur gewarnt sein sollen, sagte ich mir, während ich langsam wieder zu mir kam. Wenigstens nach dem Einbruch hätte ich mit so etwas rechnen müssen. Außerdem hatte ich verschlampt, das Türschloß nach meinen provisorischen Bemühungen zu ersetzen. Glückwunsch! Ich hielt die Augen geschlossen. Ich glaubte zwar nicht mehr, daß mein oder meine Gegner mich nicht sehen konnten, solange ich sie auch nicht sah, aber vielleicht würden sie einfach verschwinden. Jedenfalls würden sie hoffentlich nicht weiter auf einen Ohnmächtige einschlagen, und ich würde Zeit gewinnen.
    Könnten es die beiden Typen aus der Pension sein? Und mit welchen dummen Fragen würden mir diesmal Schweinebacke und Pickelgesicht kommen, falls sie mich überhaupt noch etwas fragen könnten? Als Kind hatte ich mir bei Stubenarrest immer das schlechte Gewissen meiner Eltern ausgemalt, wenn sie mich mit von Rachitis verkrümmten Knochen ein Leben lang im Rollstuhl durch die Gegend schieben müßten, ihre Schuld, daß ich nicht genug Sonne bekommen hatte! Falls ich jetzt gleich tot wäre, sollte das der Polizei eine Lehre sein, in Zukunft auch bei Wohnungseinbrüchen ordentlich zu ermitteln.
    »Nun hab dich nicht so, Mimose, mach die Augen auf. Ich sehe, daß du blinzelst.«
    Celine hatte also ihren Karatekurs nicht umsonst gemacht. Sie kniete neben meinem demolierten Körper. Ich hoffte, daß sie sich wenigstens ein bißchen sorgte, und blieb erst einmal liegen.
    »Ich dachte, Karate wäre die Kunst der Verteidigung.«
    »Du kannst froh sein, daß du noch lebst, mein Lieber. Würdest du allerdings nicht, wenn du auch noch eine Tussi mit angeschleppt hättest. Eine volle Stunde habe ich im Bouvril herumgesessen und auf dich gewartet, mindestens drei Ekeltypen haben mich angemacht. Das war das zweite Mal in einer Woche, daß du mich versetzt hast! Dafür bist du noch ganz gut weggekommen.«
    Ich setzte mich langsam auf und betastete meinen Rücken.
    »Mindestens rechts brauche ich eine neue Niere.«
    »Laß dir eine neue Nase machen, wenn du schon dabei bist.«
    »Stört dich was an meiner Nase?«
    »Guck sie dir jedenfalls vorher genau an, falls du vorhast, mich noch einmal irgendwo sitzenzulassen.«
    Ich habe verschiedene Heldengeschichten parat, wenn es um meine etwas schiefe Nase geht. Da ich meist in der Frühphase einer neuen Bekanntschaft danach gefragt werde, wußte ich nicht mehr, mit welcher Version ich seinerzeit versucht hatte, Celine zu beeindrucken. In Wahrheit liegt meine schiefe Nase an einer schmerzhafte Begegnung mit dem Gitterbett meiner frühen Kindheit.
    Celine verteidigte ihre Attacke mit den Geräuschen an der Wohnungstür und daß sie gedacht habe, meine Einbrecher seien wiedergekommen. Hörte sich logisch an, aber ich wurde den Verdacht nicht los, daß sie mich wenigstens im letzten Moment erkannt hatte.
    »Du hast mich zwar mindestens zum Halbinvaliden gemacht, aber ich bin nicht nachtragend. Außerdem habe ich seit heute morgen nichts mehr gegessen. Wie wär's mit McDonald's? Ich zahle.«
    Wenn man bei Celine den richtigen Zeitpunkt erwischt, kann man sie mit einer gepflegten Junkfoodeinladung leichter besänftigen als mit Schmuck oder teuren Dessous. McDonald's war aktuell das richtige Stichwort. Ich sortierte meine Eingeweide, Celine ihre Haare,

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