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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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Selbstmord.«
    Jetzt schüttelte sie ein Weinkrampf. Ich kam mir ziemlich hilflos vor.
    »Das ist es ja. Kein Wort. Natürlich habe ich gemerkt, daß nicht alles in Ordnung war. Er war ziemlich bedrückt in letzter Zeit, wollte mir aber nicht erzählen, worum es geht. Aber Selbstmord?« Sie machte eine Pause, schaute mich an. »Möchtest du noch etwas wissen?« Und nach einer neuen Pause stieß sie hervor: »Wir wollten heiraten!«
    »Was?«
    Strickte Margret bereits an einer Legende über ihren toten Geliebten?
    »Ja, wirklich. Wir wollten hier weggehen und heiraten. Irgendwo gemeinsam neu anfangen. Deshalb – ich glaube nicht an einen Selbstmord.«
    Ich konnte Margret verstehen. Wenn sie für Bredow der einzige Mensch war, bei dem er sich aussprechen konnte, hatte sie versagt und mußte sich an seinem Selbstmord mitschuldig fühlen. Also konnte sie einen Selbstmord nicht akzeptieren.
    »Wir haben immer über alles gesprochen. Da kann er sich doch nicht einfach eines Nachts in seinem Büro einschließen und sich umbringen!«
    Mir fiel nichts ein, womit ich Margret trösten konnte.
    »Vielleicht ist plötzlich irgend etwas passiert, was er dir nicht mehr erzählen konnte.«
    Wieder ein Weinkrampf.
    »Weißt du, was schlimm ist? Ich war in dieser Nacht bei meiner Mutter. Sie war krank. Sicher hat er andauernd versucht, mich zu erreichen! Vielleicht war es wirklich so, daß seine Börsensache schiefgelaufen ist und er keinen Ausweg mehr sah.«
    Ich aber wußte, daß Bredow seit letztem November nicht mehr an der Börse spekuliert hatte.
    Es ist oft hoffnungslos wenig, was man für seine Mitmenschen tun kann. Ich blieb diese Nacht bei Margret. In ihrem neuen Schlafzimmer gab es keine Liste ihrer besonders schlimmen Tage mehr.
    Eine Frage hatte ich noch.
    »Warum hast du mich damals eigentlich verlassen?«
    »Ich habe dich nicht verlassen, Felix. Ich bin nur gegangen. Du warst nie wirklich bei mir angekommen.«
    Es ist schon seltsam. Margret hatte mich verlassen, weil ich ihr die Zweisamkeit, die sie suchte, nicht geben konnte. Und dann wurde ausgerechnet ein verheirateter Mann die große Liebe ihres Lebens. Hätte Bredow sie wirklich geheiratet? Oder war er einer dieser Ehemänner gewesen, denen es irgendwie gelingt, ihre Geliebte mit diesem nie eingehaltenen Versprechen an sich zu binden?
    Ich hatte bestimmt viel aus unserer gemeinsamen Zeit vergessen, aber unsere Körper erinnerten sich gut aneinander. Sie weinte dann noch ein wenig und schlief bald ein, eng an mich geschmiegt. Man kann Trost auf verschiedene Art spenden.

15
    Ich hatte zwar das Gefühl, das für Margret Richtige getan zu haben, aber trotzdem ein schlechtes Gewissen gegenüber Celine. Ich rief sie am nächsten Vormittag aus der Klinik an, und wir verabredeten uns für den Abend im Bouvril am Ku'damm.
    »Wo hast du dich gestern abend rumgetrieben?«
    Ich blieb ihr eine klare Antwort schuldig. Celine ist klug genug, nicht immer auf einer Antwort zu bestehen.
    Ich arbeitete mich durch den Stationsalltag. Die Beisetzung von Bredow war kein großes Thema in der Klinik, nur Heinz Valenta meinte, die Banken, Pharmafirmen und sonstige Lieferanten hätten besser ein schönes Büfett für uns statt Kränze für den toten Bredow spendieren sollen. Margret sah ich den ganzen Tag nicht. Kurz vor Dienstschluß meldete sich endlich Michael Thiel aus seinem Labor.
    »Wir sind fertig mit deiner geheimnisvollen Blutprobe. Es wird dich interessieren. Am besten, du kommst vorbei.«
    Ich war erleichtert – wenigstens war die Blutprobe nicht auch verschwunden! Ich hatte noch Zeit bis zur Verabredung mit Celine und war aufs höchste gespannt, was Michael herausgefunden hatte.
    Michael empfing mich gut gebräunt vom Segeln und wie immer bei bester Laune.
    »Willst du ein Bier?«
    »Ich will Resultate, meine Herren, wie unser gemeinsamer Freund, der ärztliche Direktor Professor Dohmke, zu sagen pflegt, und ja, ich will auch ein Bier.«
    Michael holte zwei Budweiser aus einem Kühlschrank.
    »So ein Labor spart mächtig Steuern, das macht Spaß. Jeder Kühlschrank, den ich kaufe, läuft als Laborinventar. Und wenn ich mir einen neuen Backofen anschaffe, buche ich das als Brutschrank.«
    Neben seinem Faible für teure Hemden, extravagante Krawatten und schöne MTAs ist Michael Thiel ein professioneller Hobbykoch. Alleine in seine Küche dürfte er über fünfzigtausend Mark investiert haben.
    »Michael, nerv mich nicht mit deinen Steuertricks. Was ist mit meiner

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