Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
Vom Netzwerk:
ihr verstorbener Geliebter irgendwelche Hobbys aus unserer Vereinskasse finanziert hatte. Natürlich kannte ich die Gerüchte in der Klinik, hatte sie aber für typisches Klinikgeschwätz gehalten. Nach Celines Entdeckungen auf Bredows Festplatte war ich mir da nicht mehr so sicher. War Margrets neue Wohnung vielleicht doch eines dieser Hobbys gewesen? Was natürlich nicht hieß, daß Margret davon wußte.
    Margret stand noch immer.
    »Ihr habt ja keine Ahnung, was Bredow alles für die Klinik getan hat. Im letzten Jahr hat er Kopf und Kragen für euch riskiert. Sonst würdest du schon längst auf der Straße sitzen.«
    Es gelang mir, Margret wieder zu beruhigen und sie davon zu überzeugen, daß ich Bredows Integrität nicht bezweifelte. Aber meine Neugier war geweckt.
    »Womit hat er denn Kopf und Kragen für die Klinik riskiert?«
    »Das darf ich dir nicht sagen.«
    Ich wollte es aber wissen und sann auf eine geeignete Taktik. Daß sie mir, ihrem ehemaligen Liebhaber, vertrauen könne. Daß sie jetzt, wo er tot ist, doch alles sagen könne. Das schien mir alles nicht überzeugend zu sein. Ich wählte den direkten Weg.
    »Doch, ich finde, du solltest es mir sagen. Sonst wird zu eurer Beziehung ein neues Gerücht geboren, auch wenn nur in meinem Kopf.«
    Margret hatte sich inzwischen wieder gesetzt und sich noch einen Wein eingegossen. Geistesabwesend streichelte sie die Katze. Es schien, als fürchte sie, schon zuviel gesagt zu haben. Doch nach einer Weile sprach sie weiter.
    »Was meinst du, wie hoch der Kliniketat eigentlich ist?«
    Nach Celines Recherchen hatte ich seit ein paar Tagen eine ganz gute Vorstellung. Aber das brauchte Margret nicht zu wissen.
    »Keine Ahnung. Fünfhunderttausend Mark im Monat? Mehr?«
    »1,8 Millionen sind allein die Gehälter pro Monat.«
    »Das ist 'ne Menge Holz.«
    »Du kannst von einem Gesamtetat von rund drei Millionen im Monat ausgehen. Die müssen erwirtschaftet werden, jeden Monat wieder, und das wurde zunehmend schwieriger. So schwierig, daß unsere Klinik letztes Frühjahr praktisch pleite war.«
    »Die Klinik war pleite? Wie das?«
    Bis vor ein paar Tagen schien mir unvorstellbar, daß eine Klinik genauso pleite gehen kann wie eine Schraubenfabrik oder ein Schnellrestaurant.
    »Wie das passieren konnte? Knut hat es mir ein paarmal erklärt. Es hatte wohl damit zu tun, daß auch die Privatisierung der Cafeteria und so weiter die Einbußen aus dem neuen Krankenhausfinanzierungsgesetz nicht wettmachen konnten. Es sah wirklich schlimm aus. Jeden Monat wurde das Loch im Kliniketat größer. Du kannst mir glauben, Knut hat es überall versucht. Die Landesregierung hat gesagt, sorry, ihr seid jetzt ein Privatunternehmen, und Berlin sei mit Krankenhausbetten ohnehin überversorgt. Dann war er bei den Krankenkassen und hat ihnen erklärt, daß fast fünfhundert Arbeitsplätze auf dem Spiel stünden. Auch hier, sorry, wir sind für unsere Versicherten da, nicht für die Arbeitsmarktpolitik.«
    »Und was hat er gemacht?«
    »Wie ich dir gesagt habe – er hat Kopf und Kragen für euch und eure Gehälter riskiert. Kannst du dich an den März letzten Jahres erinnern, als ihr ihn alle angegiftet habt, wo euer Gehalt bleibt?«
    Margret erzählte mir jetzt im Prinzip die gleiche Geschichte, die mir Celine gestern abend bei Luigi schon berichtet hatte, allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Bredow hatte nicht in die eigene Tasche gewirtschaftet. In Margrets Version mutierte er zum selbstlosen Retter, der versucht hatte, mit Spekulationsgewinnen den Kliniketat aufzufüllen. Sollte ich ihr glauben? Sie jedenfalls schien von Bredows edlen Motiven überzeugt.
    »Weißt du, er hätte das nicht zu machen brauchen. Ich habe ihm gesagt, er solle doch einfach alles hinwerfen. Bei seinen Qualifikationen hätte er jederzeit einen anderen guten Posten bekommen. Nur ihr hättet keinen Job mehr.«
    »Und das hat er dir alles erzählt?«
    »Mit wem sollte er sonst darüber sprechen? Mit seiner Frau vielleicht? Die weiß noch nicht einmal, was er als Verwaltungsdirektor der Klinik eigentlich zu tun hatte. Nein, mein Lieber. Hier saß er, genau da, wo du jetzt sitzt. Und ich konnte auch nicht mehr tun, als ihm zuhören.«
    Ich tat jetzt dasselbe. Allerdings war mein Zuhören nicht ganz uneigennützig. Margret lehnte ihren Kopf an meine Schulter.
    »Und nun ist er tot.«
    »Hat er mit dir darüber gesprochen?« fragte ich vorsichtig.
    »Worüber?«
    »Na, über seinen ... Tod. Seinen

Weitere Kostenlose Bücher