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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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sicher, dass das die richtige ist?«
    »So heißt es jedenfalls in den Litaneien des Ewigen.«
    »Was wird sie mit dir anstellen?«, fragte Greg. »Besteht für dich eine Gefahr?«
    »Sie wird nur vorübergehend meinen Geist vernebeln, anschließend geht es rasch vorbei.«
    »Hoffst du.«
    »Genau.«
    Greg nahm an der Seite Aufstellung, während Chel sich einer der hinteren Säulen näherte und sie mit allen drei offenen Augenpaaren fixierte, die Hände vor der Brust verschränkt. In dem eiskalten Stollen widerstand Greg dem Impuls, mit den Füßen aufzustampfen, um den Kreislauf in Schwung zu halten. Ehe er sich versah, ging Chel auf einmal mit halb ausgestrecktem Arm und nach außen gerichteter Handfläche auf die mittlere der drei Türen zu. Als er den Steinblock berührte, schwenkte er nach innen, und der Uvovo ging ohne Zögern weiter.

    Als Greg den Durchgang erreichte, wurde er von unstetem blassgrünen Licht empfangen und fürchtete schon das Schlimmste. Vorsichtig verharrte er an der Schwelle. Chel stand nur wenige Schritte entfernt am Ende eines kurzen Gangs, schwenkte die Taschenlampe umher und blickte in die tiefe Finsternis.
    »Der Weg ist frei, Gregori«, sagte der Uvovo in träumerischem Ton. »Komm zu mir.«
    Trotzdem brach Greg der Schweiß aus, als er durch den Gang schritt.
    »Hier erwartet uns etwas sehr Mächtiges, Gregori, eine gewaltige schlummernde Kraft.« Chel klang gelassen, aber auch ein wenig benommen. »Das Vermächtnis der Großen Ahnen.«
    Greg verschlug es für einen Moment die Sprache, als er sich umblickte und zu begreifen versuchte, was er da sah.
    Sie befanden sich in der großen, kreisförmigen Kammer, die auf den Scans zu sehen war, nahe bei einer senkrechten Wand, die etwa dreißig Meter zur Decke aufragte. Vier Meter davor befand sich eine zweite, nur hüfthohe Mauer, die aus grob behauenen Steinblöcken errichtet war und um die ganze Kammer herumlief. Im Schein der Taschenlampen waren an Wänden und Decke keine Verzierungen zu erkennen, doch an der niedrigeren Mauer bemerkte er zu seinem Erstaunen Muster, die in den dunklen, polierten Stein eingeritzt waren, merkwürdige, ineinander verschlungene geometrische Formen, Symbole und Zeichen, ganz anders als die Glyphen und Ideogramme der Uvovo-Sprache, welche den kreisförmigen Boden bedeckten, soweit das Licht reichte. Anhand der Scans hatte er geschätzt, dass der Raum einen Durchmesser von etwa zweihundertfünfzig Metern hatte. Die weitflächige zeremonielle
Verzierung stellte somit einen überwältigenden mysteriösen Fund dar.
    Er folgte der niedrigen Mauer und überlegte, ober er hinüberklettern sollte, doch dann machte er ein Stück weiter eine Lücke aus. Als er näher kam, sah er, dass in Kopfhöhe eine breite Plattform in die Hauptwand eingelassen war, zu der Stufen hinaufführten. Er blickte sich zu Chel um und wollte ihn darauf aufmerksam machen, doch der Uvovo hatte sich im Schneidersitz auf dem Steinboden niedergelassen und die Augen geschlossen, Die Taschenlampe lag neben ihm und warf einen fächerförmigen Lichtstrahl auf den Stein.
    Er wird das alles sehen, wenn er wieder aus der Trance aufwacht, dachte Greg und stieg die Treppe hoch, jeweils zwei Stufen auf einmal nehmend. Auf halber Höhe teilte sich die Treppe in zwei von einem geschwungenen Sims gesäumte Aufgänge, die wie Kanzeln aus der Plattform vorsprangen. Die Plattform selbst war etwa zwei Meter tief und leer, doch auf dem Vorsprung befand sich ein quadratischer Sockel mit einer seltsamen pyramidenförmigen Vertiefung in der flachen Oberseite. Greg hatte das Gefühl, die uralte Dunkelheit verdichte sich um ihn. Die kalte Luft war unbewegt, roch aber nicht im Mindesten abgestanden.
    Ist das ein Altar ?, überlegte er. Oder vielleicht ein Aussichtspunkt, denn die große kreisförmige Bodenfläche war zweifellos der wesentliche Bestandteil dieses gewaltigen Raums.
    Greg stieg die Treppe hinunter. Ohne innezuhalten näherte er sich der Lücke in der Mauer und trat auf den bizarr verzierten Boden.
    Eine flüchtige Empfindung ging durch ihn hindurch, und ihm sträubten sich die Härchen im Nacken und auf
dem Handrücken. Es war nicht kälter geworden, doch er verspürte ein wachsendes Unbehagen. Stirnrunzelnd ging er in die Hocke und betrachtete die Muster am Boden. Die Linien waren glattrandig und präzise und mit feinen, scharfen Werkzeugen in den Stein geschnitten, doch die Ränder der Vertiefungen waren abgerundet, und die unverzierten Steinflächen

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