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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Die Fotos, die er dort unten aufgenommen hatte, waren unscharf oder verwackelt, doch er zeigte sie dennoch seinem Freund. Chel betrachtete die Fotos aufmerksam, dann schüttelte er den Kopf.
    »Ich kann die Zeichen nicht erkennen, Gregori.«
    Greg grinste. »Würdest du sie gern mal mit eigenen Augen sehen? Jetzt gleich?«
    Es bedurfte noch einiger Überredung, doch eine halbe Stunde später wurden sie von den Uvovo-Gelehrten Teso und Kolum an der Südseite der Schulter des Riesen abgeseilt, erst Greg, dann Chel. Diesmal betraten sie den Gang durch die hinter einem Pflanzenvorhang versteckte Öffnung. Beide mit einer Taschenlampe ausgerüstet, drangen sie in den kalten, finsteren Gang vor. Chel musterte das Augenmotiv an den Wänden, enthielt sich aber eines Kommentars, sondern nickte nur nachdenklich. Als sie sich den Säulen näherten, wurde Greg langsamer.
    »Pass auf, wenn die Symbole erscheinen«, sagte er. »Wenn der Countdown erst einmal begonnen hat, geht es ganz schnell.«
    »Ist gut, Gregori, wie du meinst«, sagte Chel, nahm das Kopfband ab und öffnete seine neuen Augen. Dann legte er die letzten Schritte zurück, bis er die Säulenreihe erreicht hatte. Er betrachtete sie aufmerksam, während Greg gespannt zusah. Beide warteten. Fünf Minuten verstrichen, dann nochmal fünf. Nichts geschah. Chel blickte fragend Greg an, der die Achseln zuckte.
    »Freund Gregori, hast du nicht erwähnt, du hättest die Säulen angefasst?«

    »Ja, schon … eigentlich bin ich eher dagegengestoßen …«
    Chel nickte und drückte gegen die nächstgelegene Säule. Sie gab nicht nach, doch sogleich erschienen an der mittleren Säule die vier leuchtenden Symbole. Als Chel sie sah, taumelte er zurück und schüttelte benommen den Kopf.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Greg.
    Chel sah ihn mit seinen gewöhnlichen Augen an, während er die neuen auf die Säule gerichtet hielt. »Kein Grund zur Beunruhigung, Freund Gregori. Ich muss meinen Blick jedes Mal erst scharf stellen … ah, jetzt …«
    Der Uvovo beugte sich vor und betrachtete die vier verschnörkelten Symbole, als an der nächsten Säule übereinander angeordnete leuchtende Dreiecke erschienen.
    »Damit beginnt der Countdown, Chel«, sagte Greg, doch der Uvovo, der den Eindruck machte, als würde er angestrengt lauschen, bedeutete ihm zu schweigen. Nachdem er eine Weile regungslos verharrt hatte, richtete er sich unvermittelt auf, ein Lächeln legte sich auf sein schönes Gesicht, dann sang er mit klarer, lauter Stimme mehrere Silben. Es ertönte ein Knirschen, und von oben rieselte feiner Staub herab, als die Doppelreihe der Säulen in die Decke hochstieg. Im Schein der Taschenlampe sah Greg, dass drei weitere Säulenreihen ebenfalls nach oben stiegen.
    »Gut gemacht«, sagte er.
    Chel schaute zu den Unterseiten der Säulen hoch, die sich fast nahtlos in die flache, unverzierte Steindecke einfügten. »Zuerst dachte ich, die Celfs - die Symbole - stellten Worte dar, doch als ich genauer hinsah, vernahm ich Töne, die ich in der Reihenfolge der Worte gesungen habe, und dann …« Er deutete in den jetzt freiliegenden Gang hinein.

    »Wenn Cat das nur sehen könnte«, sagte Greg lachend. »Also, lass uns nachschauen, was da ist.«
    »Pass auf, wo du hintrittst, Gregori«, sagte Chel. »Vielleicht gibt es noch mehr Prüfungen.«
    Nach zwanzig Schritten beschrieb der Gang eine Biegung, und eine Treppe führte in eine Kammer mit vier Säulen hinunter. In der geschwungenen Wand befanden sich drei Türen. Im Raum war es eiskalt - es war, als träten sie in einen Gefrierschrank. Greg fröstelte, seine Atemwolken glichen silbrigem Nebel. Er wollte sich der linken Tür nähern, doch da sagte Chel:
    »Gregori, warte, nicht anfassen! Von diesem Raum geht eine Bedrohung aus, hier erwartet uns eine weitere Prüfung. Diese Säulen …« Der Uvovo streckte den Arm aus, streifte mit den Fingerspitzen über die steinerne Oberfläche und riss die Hand zurück. »Sehr kalt, so scharf wie Krallen, und da ist noch etwas …«
    Greg wich von der Steintür zurück und leuchtete über den massiven Rahmen, den Türsturz und den darüber liegenden Wandabschnitt, wobei Reliefs hervortraten, die Waldszenen mit Tieren und auch Uvovo darstellten. Dann fiel ihm im breit gefächerten Strahl der Taschenlampe etwas auf, ein kreisförmiges, offenbar leeres Feld inmitten des Laubwerks, und als er die Leuchte nach rechts schwenkte, bemerkte er weitere leere Felder.
    »Chel - sieh mal.«
    Der Uvovo wandte

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