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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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zogen sie zu sich nieder und verschluckten sie, sandten sie in die Finsternis jenseits der Finsternis hinab, in die Leere innerhalb der Leere.«
    Greg musterte den alten Lauscher und wusste nicht, was er sagen sollte. Er fühlte sich peinlich berührt und war sich bewusst, dass es ihm nicht gelingen würde, seine Skepsis zu verbergen.
    »Lauscher Weynl, ich kenne die Sage von den Alten Wurzeln und habe die Übersetzung gelesen - es tut mir
leid, aber das ist eine Legende, ein Mythos. Solche Geschichten gehören zum vorgeschichtlichen Fundament aller Gesellschaften und Kulturen …«
    Weynl aber lächelte nur, nicht unbedingt mitleidig, sondern eher belustigt.
    »Freund Gregori«, sagte Chel. »Das ist für die Uvovo keine Frage des Glaubens - wir wissen, dass es ebenso wahr ist wie der Krieg der Langen Nacht.«
    »Chel, du warst bei den Ausgrabungen dabei …«
    »Gregori, du hast selbst gesehen, was gestern passiert ist - du wurdest minutenlang von Kräften geblendet, die von dem Muster ausgingen.«
    »Ich gebe zu, das hier ist ein technisches Artefakt einer untergegangenen Zivilisation«, entgegnete Greg. »Aber es gibt nicht den geringsten Hinweis auf eine Verbindung zu den Mythen der Uvovo.«
    »Gelehrter Cameron«, entgegnete Weynl. »Ich sage Ihnen in aller Aufrichtigkeit, dass dieser Raum der Grund ist, weshalb die Hegemonie sich so stark für Umara interessiert. Sie weiß von diesem Ort und will ihn haben - die hier gebändigten Kräfte würden sie unbesiegbar machen.«
    Das war eine erstaunliche Erklärung, welche die an und für sich schon bizarre Situation noch unwirklicher erscheinen ließ. Weynl aber brachte sie mit solcher Überzeugungskraft vor, dass Greg unwillkürlich einen Rückzieher machte - vielleicht war ja doch etwas daran. Dies hätte mehrere Koinzidenzen erklärt, doch da es zunächst mal eine unbewiesene Behauptung darstellte, verlangte sein verinnerlichter Skeptizismus nach empirischen Beweisen.
    »Wie können wir dich überzeugen, Gregori?«, fragte Chel.
    »Mit einem Beweis«, antwortete der. »Zeigt mir einen unwiderlegbaren Beweis dafür, dass alles zusammenhängt - Segrana, dieser Raum, die Katastrophe, welche die Vorläufer
getroffen hat, die Uvovo - dann … also, dann wäre ich überzeugt.«
    »Wenn wir den Wächter zum Reden bringen könnten«, sagte Weynl, »würde dir das reichen?«
    »Das würde mich sicherlich aufhorchen lassen, ja.«
    Lächelnd blickte der Lauscher Chel an, der daraufhin nickte. Die beiden Uvovo hockten sich wieder hin, untersuchten die Vertiefungen im Steinboden und unterhielten sich halblaut, während sie mit den Fingerspitzen den Linienmustern folgten. Silbrige Lichtfäden leuchteten auf, und Greg bemerkte, dass beide Uvovo zwei deutlich voneinander getrennte Muster von Linien, Symbolen und Kurven aufleuchten ließen. Sie waren ein paar Meter von der Lampe entfernt und nur undeutlich zu erkennen, die Muster aber schimmerten wie Quecksilber.
    Chel richtete sich auf und ging zu dem näher am Ausgang gelegenen Musterpaar zurück, ging wieder in die Hocke und fuhr mit dem Finger von einem Muster zum anderen, während Weynl bei seinen Mustern das Gleiche tat. Als die Verbindungen hergestellt waren, leuchteten die Musterpaare plötzlich auf und verblassten wieder - die Uvovo nickten einander grinsend zu. Dann neigte Weynl sich vor und malte eine helle Linie, die von seinen zu Chels Mustern führte. Kurz bevor die Linie vollständig war, hielt er inne, blickte lächelnd Chel und Greg an, dann schloss er die Lücke.
    Alle vier Muster wurden merklich heller, so dass der gegenüberliegende Mauerabschnitt jetzt gerade so eben zu erkennen war. Wie beim letzten Mal nahm Greg eine Veränderung in der Luft wahr, ohne dass sich die Temperatur, der Feuchtigkeitsgehalt, der Geruch oder auch nur der Druck verändert hätten. Es schien eher so, als sei etwas anwesend im Raum, etwas Passives …
    TUUL-RAAN-SHAYH

    Als die dröhnende Stimme erscholl, schreckte Greg zusammen. Sie hatte keinen definierten Ursprung und war nicht besonders laut; dennoch bekam er von ihrem tiefen, nachhallenden Klang eine Gänsehaut.
    Chel und Weynl wirkten überrascht und verunsichert. Der Lauscher rief eine Begrüßung in der Sprache der Uvovo, während Chel flüsternd Vorschläge machte. Greg war sich jedoch sicher, dass die drei Worte nicht der Uvovo-Sprache entstammten.
    SHUUL-TANN-RAYH
    »Wisst ihr, was das bedeutet?«, fragte Greg.
    Die beiden Uvovo sahen einander an, dann sagte Weynl: »Ich

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