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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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bin mir nicht sicher, Gelehrter Cameron. Erst dachte ich, das sei ein alter Dialekt unserer Sprache oder ein Idiom unserer Lauscher-Vorfahren, doch ich kann den Silben keinen Sinn entnehmen … Das sind nur Laute …«
    »Aber Ihnen ist auch aufgefallen, dass bei der zweiten Durchsage die Konsonanten vertauscht wurden?«, sagte Greg, dem ein erschreckender Gedanke kam. »Wenn das noch einmal passiert …«
    RUUL-SHAAN-TAYH
    »Genau«, sagte er. »Ich glaube, wir sollten machen, dass wir von hier verschwinden …«
    »Warum denn, Freund Gregori?«, fragte Chel.
    »Denk an die Prüfungen, denen wir beide unterzogen wurden.« Er richtete sich auf. »Denk daran, wie es meinen Stiefeln ergangen ist.«
    Chel lächelte. »Ich glaube nicht, dass uns im Moment Gefahr droht, Gregori.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich habe den Brunnen und das, was darunter liegt, mit meinen neuen Sinnen untersucht, und im Moment fließen andere Kraftströme als zuvor.«

    »Hmm, entweder du bist vertrauensselig«, meinte Greg, sich in Richtung Ausgang bewegend, »oder ausgesprochen optimistisch.«
    SHUUL-RAAN-TAYH
    »Ich glaube, manchmal bin ich so etwas wie ein misstrauischer Optimist«, sagte Chel, während Lauscher Weynl weiterhin in verschiedenen Uvovo-Dialekten Begrüßungsformeln rief.
    »Also, ich bin ein orthodoxer Skeptiker«, meinte Greg. »Deshalb werde ich auf dem Gang abwarten, was passiert …«
    Chel winkte ihm grinsend zu, und Greg trat auf den Gang. Er hatte fast die Treppe erklommen, als das Comm in seiner Jackentasche mit einem Piepen eine eingetroffene Nachricht meldete. Er holte es hervor, drückte eine Taste und sah, dass die Nachricht von Catriona kam. Er las sie im Gehen.
    »Hallo, Greg. Ich habe dich anzurufen versucht, aber du warst nicht zu erreichen, deshalb schicke ich dir stattdessen eine Commnachricht. Ich möchte dir nur sagen, dass ich bei meiner Suche nach den Pfadmeistern etwas Neues ausprobieren möchte. Ein Lauscher hat mir vorgeschlagen, ein paar Stunden in einer Vodrumkammer zu verbringen und über die Mysterien Segranas zu meditieren, in der Hoffnung, dass sie es für angebracht hält, mich in ein paar Geheimnisse der Pfadmeister einzuweihen. Wenn du das hier liest, werde ich in Anbetracht der Zeit, die das Signal von Niwjesta nach Darien braucht, wahrscheinlich schon im Vodrun sein. Ich nehme an, du bist unten in der Kammer - ich wünschte, ich könnte bei dir sein. Tschüss.«
    Die Nachricht war vor einer halben Stunde abgeschickt worden, hatte ihn jedoch erst nach Verlassen der Kammer erreicht. Besorgt wählte er ihre Nummer, doch ehe die Verbindung
hergestellt wurde, erscholl abermals die widerhallende Stimme aus der Tiefe …
    HORON
    Unwillkürlich wandte Greg sich der Felswand zu und legte die Hände auf die Augen. Eine kleine Ewigkeit lang war es dunkel und ruhig - kein unerbittliches, blendendes Licht traf seine Sehnerven und verwandelte die Welt in weißen Nebel. Vorsichtig spähte er zwischen den Fingern hindurch, dann senkte er die Hände - alles schien in Ordnung zu sein, doch dann eilte er trotzdem zur Treppe zurück und hielt auf halbem Weg an.
    »Chel, alles in Ordnung mit euch?«
    »Ja, Gregori«, lautete die leise Antwort. »Kein Grund zur Besorgnis.«
    »Na großartig!«, rief er, dann kehrte er wieder um, und als er das Fenster erreicht hatte, vor dem der Abseilgurt baumelte, rief er Catriona an.

34 Chel
    Lauscher Weynl war gerade in einer komplizierten Begrüßungsformel begriffen, vorgebracht in einem flüsternden Hinterlanddialekt, als sich die machtvolle Stimme wieder vernehmen ließ.
    HORON
    … und gleichzeitig erloschen die vier leuchtenden Muster. Zurückblieb nur der schwache goldene Lampenschein. Die Lampe warf lange schwarze Schatten auf die kunstvoll gemusterte Oberfläche des Brunnens, so dass die Linien, Kurven und Zeichen überdeutlich hervortraten. Die steinerne Oberfläche wirkte körnig, wie korrodiertes Metall.
    Einen Moment lang verharrten sie reglos, dann begann Weynl zu Chels Überraschung leise zu lachen. Seine Schultern bebten. Chel lächelte ohne ersichtlichen Grund und wollte sich gerade nach dem Auslöser von Weynls Heiterkeit erkundigen, als vom Hauptgang her Gregs Stimme ertönte.
    »Chel, alles in Ordnung mit euch?«
    »Ja, Gregori«, antwortete er. »Kein Grund zur Besorgnis.«
    »Na großartig …«
    Gregs fernes Rufen löste bei Weynl neue Heiterkeit aus, was Chel zunehmend irritierte.
    »Lauscher, ist alles in Ordnung?«
    »Es … tut mir leid,

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