Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
können. Er ist wütend, auch auf sich selbst. Aber wir haben lange genug gequasselt. Ich halte dich nur von der Arbeit ab … Ach, was ich noch fragen wollte: Arbeitet deine Freundin Macreadie noch an der Ausgrabungsstätte?«
    »Nein, sie ist nach Niwjesta zurückgeflogen, Mum. Sie war nur wegen des offiziellen Besuchs vor ein paar Tagen hergekommen.«
    »Ja, natürlich. Also, auf Wiederhören, mein Lieber.«
    Greg steckte das Comm ein und schritt den Gang entlang, erfüllt von schlechtem Gewissen, denn er wusste, er hätte sich öfter bei seiner Mutter melden sollen, anstatt dass alles nur von ihr oder in diesem Fall von Ian ausging.
    Vielleicht bin ich ja kein besonders guter Sohn, dachte er düster, als er in den Säulenraum trat.
    Chel und Lauscher Weynl standen auf dem gemusterten Boden, ungefähr an der Stelle, wo Greg tags zuvor seine Stiefel verloren hatte. Barfuß hockten sie im kalten, goldenen Licht einer Lampe, die auf der Umgrenzungsmauer stand und über eine kurze Schnur mit einem Rucksack verbunden war. Vorsichtig näherte Greg sich der Lücke und setzte sich auf die Mauer, ohne mit den Füßen das Bodenmuster zu berühren.
    Chel schaute lächelnd hoch. »Freund Gregori, schön, dich zu sehen.« Er hatte die neuen Augen unter dem Stirnband versteckt und wirkte entspannter und ausgeruhter als bei ihrer letzten Begegnung.
    Dann richtete Weynl sich auf und musterte ihn bedächtig.
    »Darf ich Sie ›Gelehrter‹ nennen, Mr. Cameron?«, fragte der Lauscher. »In Anbetracht all dessen, was Sie für die
Uvovo getan haben, und der Hinweise, auf die Sie gestoßen sind und die zu dieser erstaunlichen Entdeckung geführt haben, erscheint mir das angemessen.«
    »Es wäre mir eine Ehre, Lauscher«, erwiderte er. »Geht das mit einer Zeremonie einher?«
    »Ja - Sie müssten anderthalb Tage in einem Vodrun meditieren und dann Ihre Familie und Freunde aufsuchen, um das Lied der Neuen Blätter zu singen. Es befindet sich jedoch kein Vodrun in der Nähe, und aufgrund der angespannten Lage bleibt kaum Zeit für die dringendsten Arbeiten.«
    Greg zögerte; Weynls feierliche Worte hatten ihn überrascht. Auch Chel wirkte erstaunlich ernst.
    »Spielen Sie damit auf die diplomatischen Querelen mit den Brolturanern an? Sobald wir diese Verrückten gefasst haben, werden wir die Verhandlungen wieder aufnehmen, und die düsteren Wolken am Horizont werden sich verflüchtigen. Außerdem, welche Auswirkungen sollte das auf unsere Arbeit haben?«
    »Weißt du noch, was ich dir gestern über diesen Ort gesagt habe, Gregori?«
    »Du hast gemeint, er wäre vor hunderttausend Jahren von einem Volk, nein, von einer Allianz verschiedener Völker erbaut worden, den sogenannten Großen Ahnen. Und ich habe gesagt, das würde mich an die Vorläufer erinnern, von denen man in den Nachrichten und im Vii hört und die angeblich bei einem fürchterlichen Krieg vor hunderttausend Jahren ausgelöscht wurden.« Greg lächelte. »Und dann wollte ich wissen, wozu dieser Raum gut ist, welchem Zweck er gedient hat, und du hast gemeint, du würdest Lauscher Weynl bitten, es mir zu erklären … und da sind wir nun. Ich nehme an, es hat etwas mit meinem verstörenden Erlebnis vom Vortag zu tun.«

    Weynl nickte. »Das hier ist eine Schutzeinrichtung. Der Brunnen verfügt über einen Wächter, der die Anlage vor allem schützt, was eine Bedrohung darstellen könnte.«
    »Wie zum Beispiel meine Stiefel?«
    »Der Wächter achtet besonders auf unnatürliche oder technisch hergestellte Materialien«, sagte Weynl. »Wie Sie sehen, sind wir barfuß. Wenn Sie die Schuhe ausziehen, können Sie zu uns kommen - es ist völlig ungefährlich.«
    Greg hob abwehrend die Hände. »Danke, das eine Mal hat mir gereicht. Aber was tun Sie da, und in welcher Beziehung steht es zur Bestimmung dieses Ortes?«
    Chel schaute vom Furchenmuster hoch, das dort, wo er es berührt hatte, leuchtete, wenngleich das Licht in dem Moment, da er die Finger wegnahm, auch schon wieder zu verblassen begann.
    »Wir versuchen, den Wächter zu wecken«, sagte Chel. »Dann können wir uns hoffentlich mit ihm verständigen.«
    »Mit ihm verständigen und ihn warnen«, setzte Weynl hinzu. »Die Großen Ahnen haben solche Brunnen auf hundert anderen Planeten erbaut, um der furchtbaren Macht der Feinde zu begegnen; unermesslich war ihre Zahl, und sie verwüsteten und erstickten alles, was sich ihnen in den Weg stellte, doch die Brunnen griffen in die schwarze Leere zwischen den Sternen hinaus,

Weitere Kostenlose Bücher