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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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da gespeichert war, war mir gleich klar, dass ich das nicht für mich behalten durfte.« Er langte in die Innentasche seines Jacketts. »Wenn Sie möchten, spiele ich die Aufzeichnung ab …«
    Theo schüttelte den Kopf und legte Macrae die Hand auf den Arm, dann sah er Nikolai an.
    »Bitten Sie an der Bar um den Schlüssel für eines der Billardzimmer im ersten Stock.«
    Fünf Minuten später waren sie um einen Billardtisch versammelt. Barney hantierte an einem Gerät mit beigefarbenem Plastikgehäuse von der Größe eines Notizbuchs, das an einem Kissen lehnte. Dann wurde auf der flachen Oberfläche des Geräts ein Video ohne Ton angezeigt. Man sah den Rücken eines DFK-Soldaten, der irgendwo im Raumhafen Gagarin einen breiten Flur mit leuchtenden Werbeplakaten entlangmarschierte. Die Truppe gelangte in die Wartehalle, und als die Soldaten hinter den großen Sendrukanern der Hegemonie Aufstellung nahmen, gerieten der Botschafter der Erdsphäre und dessen Assistenten ins Blickfeld, man sah die hohen Wände, die Aussichtsgalerie und die Glasfront der Treppe, über die für gewöhnlich die Reisenden hereinkamen. Als der Hohe Monitor Kuros und dessen Delegation auftauchten, fror Macrae das Bild mit einer schwarzen, stiftartigen Fernbedienung ein.

    »Sehen Sie?« Er zeigte auf eine Gruppe dunkelblau uniformierter Gestalten, welche die Oberarme verschränkt hatten und die Unterarme herabhängen ließen. »Diese vier Ezgara-Soldaten sind Kuros’ Leibgarde. Das hat Lenya gesehen, als sie die Wartehalle betreten haben - vier Soldaten.«
    Die Aufzeichnung wurde fortgesetzt, und die Ereignisabfolge entsprach den Nachrichtenmeldungen. Die Brolturaner traten durch eine weit offene breite Flügeltür in die Wartehalle. Zwei Standartenträger schritten voran, gefolgt von den vier Leibwächtern und sechs Beamten, die Reskothyr flankierten, der einen schwarzen, knielangen Mantel mit strengem Schnitt trug; sein Kopf war kahlrasiert, seine Hände steckten in schwarz glänzenden Schutzhandschuhen. Die Prozession kam zum Stehen, nur die Standartenträger traten vor. Der eine trug seine Standarte zu dem Gesandten der Hegemonie, der andere zum Botschafter der Erdsphäre. Als beide sich vor den Standarten verneigten, wurde von unsichtbaren Angreifern das Feuer eröffnet.
    Eine Salve traf Reskothyrs links von ihm stehendes Gefolge. Schreiende Gesichter waren zu sehen, und Reskothyrs Leibwächer zerrten ihn nach rechts. Der Botschafter der Erdsphäre und dessen Adjutant wichen nach hinten zu den Sitzen zurück, während die Ezgara und die DFK-Soldaten auf die dunkle, verglaste Galerie oberhalb der Wartehalle feuerten. Ein DFK-Soldat aber hatte sich von der Gruppe gelöst und bewegte sich an der Wand entlang nach rechts, wobei er nicht auf die Galerie, sondern auf Reskothyr zielte. Der Attentäter feuerte und streckte Reskothyr, den Adjutanten des Erdsphärenbotschafters und einen der Standartenträger nieder, der auf ihn zugerannt kam, die Fahnenstange wie eine Lanze vorgestreckt. Der Schütze erschoss noch mehrere andere Soldaten, dann
rannte er zu einer Tür in der Ecke, doch einer der Ezgara schleuderte ihm eine Handgranate hinterher. Es gab eine Explosion, und die Kamera, die zuvor nur geruckt hatte, schwenkte wild umher, wobei man in Deckung hechtende DFK-Soldaten sah. Dann sah man Staub- und Qualmwolken, welche die Sicht auf den Ort der Verwüstung verdeckten, eine eingestürzte Wand, verstreute Trümmer und die reglosen Körper der Verletzten. Angehörige von Reskothyrs Gefolge stolperten durch den grauen Dunst, einige schrien in ihre Commgeräte, andere weinten, ohne dass ein Laut zu hören war. Dann fror Macrae das Bild erneut ein.
    »Okay, meine Freunde - wie viele Ezgara-Soldaten sehen Sie?«
    Theo begriff auf Anhieb, was er meinte. Diesmal waren auf dem Bild fünf blau Uniformierte zu erkennen.
    »Der fünfte Ezgara ist nicht durch die Hallentür gekommen«, sagte Macrae. »Reskotyhrs Gefolge gehörten keine Ezgara an, und die Seitentür führt in einen Lagerraum ohne zweiten Ausgang.«
    »Wollen Sie damit sagen, der Attentäter sei durch den Durchgang gehechtet, habe die Explosion der Handgranate überlebt und dann eine Ezgara-Uniform angezogen?«, fragte Theo.
    »Klar, warum nicht?«, sagte Macrae. »Man könnte kurzzeitig einen Schutzschirm errichtet haben, hinter dem der Schütze sich mit einem dieser Kampfanzüge in Sicherheit gebracht hat. Ja, ich weiß, angeblich wurde der Leichnam des DFK-Soldaten aus der zerstörten

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