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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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hatte erst wenige Schritte zurückgelegt, als in der Nähe des Mannes mit der seltsamen Aura eine gleißende Lichtsäule aus dem Rand des Brunnens hervorbrach. Der Lichtausbruch wurde von einem misstönenden
Dröhnen begleitet, das ihm in den Ohren wehtat. Dennoch begann er zu laufen. Er sah, dass der Mann in einem leuchtenden Käfig aus Brunnenergie gefangen war, und hörte, wie das Dröhnen zu einer Stimme wurde, die Uvovo-Worte sprach.
    FEINDSELIGEN EINDRINGLING ENTDECKT! DER HOHE PFADMEISTER MUSS MIR SAGEN, WIE ICH IHN AUSLÖSCHEN SOLL!
    »Nein, Wächter, warte!«, rief Weynl. »Das ist ein Freund.«
    DER GEFANGENE TRÄGT EINE KÜNSTLICHE IDENTITÄT IN SICH - DIESES BEWUSSTSEIN UNTERHÄLT EINE PERMANENTE VERBINDUNG ZU DEN UNTERREICHEN DER WIRKLICHKEIT. DIESE VERBINDUNG MUSS GEKAPPT WERDEN, SONST WIRD DIE AUSLÖSCHUNG VOLLZOGEN - DU BIST KEIN PFADMEISTER.
    Chel eilte zu Gregori, der mit seinem Onkel redete.
    »Wer ist das, Greg?«, fragte er und zeigte auf den Fremden im Käfig. »Wer ist dieser Mann?«
    Gregori wirkte von den Vorgängen ganz benommen. »Das ist der Botschafter der Erdsphäre …«
    Chel musterte den Botschafter, einen verängstigten, grauhaarigen Mann, der auf die Knie niedergesunken war und aus irgendeinem Grund die Hände in sein Gewand gekrallt hatte.
    »Besitzt der Mann das, was du als AI bezeichnest?«
    Chel biss die Zähne zusammen. »Ein Traumloser … Wir werden versuchen, ihn vor dem Wächter zu retten, Greg, aber du musst mir vertrauen und darfst nicht eingreifen.«
    Nach kurzem Zögern nickte Gregori. Chel schob die Ärmel seines Gewands hoch, desgleichen Weynl, dann knieten sie an der anderen Seite des Energiekäfigs auf dem Steinboden nieder. Chel wappnete sich, die Außenaugen
weit geöffnet, blickte starr auf die ineinander verwobenen, sich ständig verändernden leuchtenden Netze und registrierte ihre Bewegung, bis ihm aufging, wie man sie durchdringen konnte. Dann hoben er und Weynl wie auf Kommando die Hände, streckten sie hindurch und packten den Wirt des Traumlosen. Die Zacken in dessen Aura kündeten von der Anwesenheit des Traumlosen und gaben Auskunft über die Verbindungsknoten. Instinktiv bewegten sie die Hände, kleine, pelzige Hände, die den Kopf des Mannes streichelten, den darunter verborgenen Konturen nachspürten und einen fein bemessenen Druck ausübten … nein, Instinkt war es nicht, wurde Chel bewusst, sondern die Fertigkeiten einer anderen Instanz, nämlich des Brunnenwächters.
    Als sie die Hände zurückzogen, bemerkte Chel, dass sein Pelz an den Oberarmen versengt war und qualmte. Schmerz empfand er im Moment keinen.
    »Chel, alles in Ordnung?«, sagte Gregori und half ihm und Weynl auf die Beine.
    Chel fühlte sich benommen und hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch. Unsicher tastete er an der Hüfte nach dem dicken Stoffstreifen, der Augenbinde. Als die Augen bedeckt waren, atmete er tief ein, hielt einen Moment lang die Luft an und ließ sie dann langsam und stockend entweichen.
    »Ja«, sagte er, als die Anspannung ein wenig abgeebbt war. »Jetzt geht’s mir besser.«
    Dann bemerkte er, dass der Menschenbotschafter immer noch gefangen war. Der Wächter war verstummt, obwohl Lauscher Weynl ständig nach ihm rief. Der Botschafter aber hatte wenigstens die Fassung wiedergewonnen, war aufgestanden und verständigte sich in Zeichensprache mit Gregori.

    »Chel«, sagte Gregori nach einer Weile. »Botschafter Horst meint, seine AI sei nicht mehr da, er bekäme keinen Kontakt zu ihr - weshalb gibt der Wächter ihn dann nicht frei?«
    »Ich gestehe, ich weiß es nicht, Gregori«, sagte er und wandte sich an Weynl. »Hat er vorher noch etwas gesagt?«
    Plötzlich ertönte wieder die tiefe, überwältigende Stimme:
    DER TRAUMLOSE WURDE ISOLIERT, SEINE VERBINDUNGEN ZU DEN UNTERREICHEN GEKAPPT. ALLERDINGS STELLT ER NACH WIE VOR EINE BEDROHUNG DAR.
    Chel und Gregori wechselten einen besorgten Blick.
    »Warte, Wächter«, sagte Chel. »Es muss eine Möglichkeit geben, jedes Risiko auszuschließen. Wenn du ihn uns übergibst, könnten wir … das Gerät … vielleicht entfernen …«
    ES SIND KEINE PFADMEISTER ANWESEND. KEINER KANN MIR ETWAS BEFEHLEN, DESHALB MUSS ICH DAS PROBLEM NACH MASSGABE DER DINGE SELBST LÖSEN. DAS KONSTRUKT HAT UM EINEN MENSCHLICHEN STELLVERTRETER GEBETEN, VIELLEICHT KANN DIESER HIER DIE ROLLE ÜBERNEHMEN.
    »Nein!«, sagte Gregori. »Wir brauchen den Mann - er kann uns helfen, die Hegemonie von unserer Welt zu vertreiben …«
    »Gewissheit

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