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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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ist nicht … unveränderlich …« Ein trockenes, zischendes Flüstern, nicht laut, aber allgegenwärtig. Chels Erleichterung war groß, als die Umrisse des kapuzenverhüllten Pfadmeisters aus den Energienetzen hervortraten, die den Botschafter der Erdsphäre gefangen hielten.
    »Ehrwürdiger«, sagte er und verneigte sich mit Weynl zusammen. Gregori blieb in der Nähe stehen, während Theo und die anderen sich zum Eingang zurückzogen.

    »Wächter«, sagte der Pfadmeister. »Der Mensch trägt einen Traumlosen in sich, der isoliert wurde. Weshalb hältst du ihn noch immer fest?«
    DAS KÜNSTLICHE BEWUSSTSEIN IST IN DER LAGE, SEINEN WIRT ZU KONTROLLIEREN, PFADMEISTER. ES STELLT NACH WIE VOR EINE BEDROHUNG DAR. ICH BIN ZU DEM SCHLUSS GELANGT, DASS DIE BITTE DES KONSTRUKTS NACH EINEM MENSCHEN MIT DIESER PERSON ERFÜLLT WERDEN KÖNNTE.
    »Dieser Mensch ist der Vertreter einer größeren Menschenzivilisation«, sagte Chel. »Käme er frei, würde er die Position der Hegemonie schwächen und könnte sogar ihren Rückzug bewirken.«
    »Ach, junger Seher Cheluvahar, die Traumlosen der Hegemonie kennen diesen Ort - sie werden nicht lockerlassen, selbst dann nicht, wenn die Erdmenschen sich gegen ihre Verbündeten wenden sollten. Nein, die Anwesenheit des Botschafters wird keine oder nur geringe Auswirkungen auf den Konflikt haben, der sich auf dieser Welt zutragen wird. Die Hegemonie wird in Kürze Umara kontrollieren und bald auch in diese Kammer vordringen.«
    Chel verstummte, doch Gregori war merklich erbost.
    »Was bedeutet das für den Botschafter?«, wandte er sich auf Noranglik an Chel. »Er wird ihn doch nicht dem Konstrukt ausliefern, was immer das sein mag?«
    »Mensch, das Konstrukt war der verlässlichste Verbündete der Großen Ahnen«, flüsterte der Pfadmeister in perfektem Noranglik. »Und es ist nach wie vor ein standhafter Wächter ihrer Sache - es hat versprochen, uns beim Kampf gegen die Besatzer zu unterstützen, und es hat seine Zusagen noch nie gebrochen. Außerdem weiß es, wie man mit den Traumlosen im Kopf der Wirte zu verfahren
hat, denn das ist der Grund, weshalb er hierhergekommen ist, Mensch, denn sonst wäre er anderswo.«
    »Nein«, widersprach Gregori. »Dieser Mann stellt unsere beste Chance dar, die Hegemonie abzuwehren …«
    »Verdammt nochmal!«, fluchte Karlsson. »Ich hab ihn nicht deshalb den Brolturanern weggeschnappt, um ihn jetzt zu verlieren!«
    »Nein, Mensch Karlsson«, wisperte der Pfadmeister. »Genau deshalb hast du ihn gerettet.«
    »Ehrwürdiger«, sagte Chel. »Ich frage dich in allem Respekt, ist deine Gewissheit unumstößlich?«
    »Nein, Seher Chel, aber mein Urteil - Wächter, übergib den Menschen dem Konstrukt!«
    SO SEI ES.
    Einen quälenden Moment lang starrte Chel den entsetzten Botschafter Horst an, der lautlos gestikulierte und flehte. Dann wurde er von einem dichten Energiewirbel eingehüllt, von einem leuchtenden Mahlstrom, der sekundenlang rotierte und dann in der Umfassungsmauer verschwand. Der Pfadmeister verweilte noch inmitten des verblassenden Leuchtens und schwenkte in jenen letzten Momenten weit ausholend die Hand, eine Geste, die Chel, Gregori und die anderen umfasste.
    »Geht - sofort!«
    Dann hatten sich die letzten Energiefäden und -partikel verflüchtigt, und sie standen im Schein der Taschenlampen da, mit zerschmetterter Hoffnung, gescheiterten Plänen, erfüllt von Angst vor der Zukunft …
    Die Menschen schritten verzagt durch den Ausgang, nur Gregori blieb ein wenig zurück und warf noch einen Blick auf den erloschenen Brunnen. Chel ging mit Lauscher Weynl zurück zu dem kleinen Lager, wo er ihre Zeichnungen und Notizen einsammelte. Ungeachtet des
trostlosen, entmutigenden Ausgangs war Chel jedoch klar, dass die Zukunft nach wie vor unbestimmt war und für die Traumlosen ebenso undurchsichtig und formlos wie für sie. Von diesem Gedanken getröstet, folgte er Weynl und eilte Gregori und den anderen nach.

44 Kao Chih
    Im Traum wurde er von einem langen, sich windenden Festdrachen gejagt, dessen Kopf der vierarmige Torso eines Ezgara-Soldaten war, die vier Hände besetzt mit scharfen Klauen, der gesichtslose Helm geteilt, so dass man die nadelscharfen, funkelnden Zahnreihen sah, zum Zuschnappen bereit …
    Unvermittelt erwachte er auf der Liege, mit einem widerlichen Geschmack im Mund und quälendem Kopfschmerz.
    »Wieder zurück unter den Lebenden, KC? Gut. Wir docken am Mutterschiff meiner Geschäftspartner an, also wirst du bald den

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