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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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gibt es viele Höllen, einige ebenso durchdacht wie diese Räume.«
    Cora musterte ihn erstaunt. »Zum Beispiel?«
    »Es gibt da eine Hölle des Ausweidens, wo Heuchler und Grabschänder ausgenommen werden. Oder die Hölle des Sägens, wo Entführer und diejenigen, welche gute Menschen zu bösen Taten zwingen, in Stücke gesägt werden.«
    »Das hast du dir ausgedacht.«
    Er hob die Schultern. »Die chinesische Geschichte reicht weit in die Vergangenheit zurück, so weit, dass manche Dinge wirklich ausgedacht sein könnten. Andere vielleicht nicht.«
    Sie drohte ihm scherzhaft mit dem Finger. »Mir machst du keine Angst, KC. Außerdem hast du noch nicht den Rest dieses kleinen Höllenkreises gesehen.«
    Der Laufsteg führte an weiteren milchigen Türen vorbei und schwenkte dann zur Steuerbordseite ab, wo Cora vor einer Doppeltür stehen blieb. Durch die transparent gewordene Füllung blickte Kao Chih in einen weißen Raum mit dünnbeinigen Stühlen und zwei weiteren Türen. Ein
achtarmiger Makhori lag auf einem Rollwagen, die blassen Tentakel ausgestreckt und reglos, während der Oberkörper sich im langsamen, regelmäßigen Atemrhythmus hob und senkte. Die großen, offenen Augen blickten starr nach oben.
    »Der wurde eben gelöscht«, sagte Cora und stupste ihn erneut an. »Das ist der Augmentierungsbereich - geh rein!«
    Mit beiden Händen öffnete er die Tür und blieb vor dem reglosen Makhori stehen.
    »Manchmal erfordert eine Mission so viel Kraft oder Schnelligkeit, dass normale organische Strukturen überfordert sind«, sagte sie. »Dann bringt man die Gewags hierher und verändert, modifiziert, überarbeitet sie, je nach den Anforderungen der Mission. Bisweilen werden sie vollkommen neu mit Cyberimplantaten ausgestattet - mit Herz, Adern, Muskeln, Blut und Knochen, angefangen von den Haarwurzeln bis zu den Zehennägeln. Kein Sinn wird davon ausgenommen.«
    Eine der Innentüren öffnete sich, und zu Kao Chihs Überraschung trat ein Mensch ein, ein hagerer alter Mann in einem braunen Gewand, grauhaarig und gebeugt. Als er Kao Chih bemerkte, kam er herüber.
    »Da haben wir ja einen Neuen«, sagte er mit krächzender Stimme und streckte die faltige Hand vor. »Ich bin Josh - und wie heißt du, mein Junge?«
    »Kao Chih, Sir - es freut mich, Sie kennenzulernen. Wie sind Sie hierhergekommen?«
    »Die Freude ist ganz meinerseits.« Josh zeigte auf Cora, die noch immer mit ihrer Waffe auf Kao Chihs Brust zielte. »Das Einwegticket verdanke ich Ihrer Freundin.«
    »Hat Cora Sie ebenfalls bewusstlos gemacht, Josh?«
    »Dreimal - ich war ein ausgesprochen aufsässiger Passagier.«

    Cora rollte mit den Augen, da öffnete sich die Innentür. Ein grün gekleideter Henkayaner kam herein, packte mit allen vier Stummelhänden den Rollwagen mit dem bewusstlosen Makhori und rollte ihn hinaus. Ein zweiter, noch imposanterer Henkayaner trat ein, bekleidet mit einem blassgrünen, knöchellangen Gewand und einem gelben Band um den Hals. Das dichte Haar auf seinem breiten, spitz zulaufenden Kopf war hochtoupiert und sein großes, derbes Gesicht zu einem Grinsen verzogen, als er sich Josh näherte.
    »Ausgezeichnet, Superior, aber üben Sie weiterhin den Neu-Montana-Akzent, vervollkommnen Sie ihn. Gehen Sie jetzt zu den Ausstattern, man erwartet Sie bereits.«
    »Danke, Compositor Henach. Möge der Wille des Großen Säers geschehen.« Josh straffte sich und schritt, ohne Cora und Kao Chih weiter zu beachten, durch den Eingang. Der grinsende Compositor Henach wandte sich nun den Neuankömmlingen zu.
    »Castigator Vuzayel hat mit mir gesprochen«, sagte er zu Cora. »Dieser Mann soll zu einer der Metraj-Welten der Tertiären Gnade entsandt werden und dort einen Vikantan-Industriellen töten.«
    Cora schnalzte anerkennend mit der Zunge. »Also teilweise Augmentierung, nehme ich an.«
    »Ja, und dann Löschung und Persönlichkeitsübertragung, ganz ähnlich wie bei meinem letzten Patienten.«
    »Was geschieht mit der Drohne?«
    »Wird umprogrammiert und mit Anti-Personen-Systemen und einem Selbstzerstörungsmechanismus ausgestattet.«
    Cora nickte und wandte sich an Kao Chih. »So, das wär’s, KC - es war eine Achterbahnfahrt, aber wir haben
es doch geschafft. Wir sehen uns in einem anderen Leben wieder - oder in einer anderen Hölle!«
    Lächelnd zwinkerte sie ihm zu, während der Henkayaner mit etwas Kaltem, Metallischem seinen Hals berührte. Augenblicklich wurde sein Körper unterhalb des Kopfes ganz taub. Er sackte zusammen wie

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