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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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eine Marionette mit durchtrennten Fäden, wurde jedoch aufgefangen. Seltsamerweise war er noch bei Bewusstsein und bekam alles mit, hatte aber keine Kontrolle mehr über die Halsmuskeln, so dass sein Kopf hin und her pendelte, als Compositor Henach ihn hinaustrug.
    »Du wirst einen bemerkenswerten neuen Körper bekommen, Mensch - wir leisten hier bemerkenswerte Arbeit, das wirst du gleich sehen.«
    Der Compositor legte ihn auf eine Art Wiegesofa mit einer Reihe von zusammengefalteten chirurgischen Extensoren an der einen Seite, vergleichbar den funkelnden, noch eingezogenen Haken und Zangen eines grotesken Wesens. Kao Chih konnte nur einen kurzen Blick darauf werfen, als der Henkayaner ihn festschnallte. Er wollte schreien, seinen Peiniger beschimpfen, doch die Betäubung erstreckte sich auch auf seine Stimmbänder.
    »So - Augmentierung der Beine, Arme, Hände, der Brust und vielleicht auch des Rückgrats.« Der Henkayaner beugte sich vor, dann klickte es leise, und in der Luft erschien das Hologramm von Kao Chihs Körpers. Die Haut fehlte, und man sah die Muskeln, Adern, Organe, die weißen, nach oben starrenden Augäpfel, die mahlenden Kiefer, die kein Wort herausbrachten, ein Körpermodell in Rot. Er wurde von hilfloser Verzweiflung erfasst.
    »Hmm, keine Datenvernetzung, keine Schädelleitung, keine Implantate - abgesehen von der molekularen Erweiterung des Sprachzentrums … hmm, ein im Wesentlichen
noch ursprüngliches menschliches Gehirn - ausgesprochen erfrischend …«
    Plötzlich ruckte die Liege, und irgendwo klickte es metallisch, dann fiel etwas scheppernd zu Boden. Der Compositor fluchte unterdrückt, dann setzte er sein Grinsen wieder auf und sah Kao Chih an.
    »Als Erstes schneiden wir dir die Beine auf und setzen Aufbausamen und Leitmembranen ein«, sagte er. »Das geht ganz schnell, du spürst nichts davon. Und dann …«
    Diesmal ruckte der ganze Raum, und Henach wurde zur Seite gegen die Wand geschleudert. Mit einem Wutschrei stürzte er zu einer Stelle, die Kao Chih nicht einsehen konnte. Draußen auf den Gängen gellte der Alarm, und dann hörte er den Henkayaner sagen: »Hier spricht Compositor Henach - was ist los?«
    »Es tut uns sehr leid, Compositor, aber die Strigida-Drohne hat sich aus dem Stasisnetz befreit und die Innenhülle beschädigt …«
    »Ich arbeite! Keine Ausflüchte, sofort einfangen!«
    »Ja, Compositor, wird gleich erledigt. Wenn wir ihn gefunden haben.«
    »Was? Ihr habt ihn aus den Augen verloren?«
    »Die Drohne hat sich Zugang zu den Wartungsgängen verschafft, Herr, aber die Wartungsbots melden nichts …«
    Die Stimme wurde von einem ohrenbetäubenden Knall im Operationssaal übertönt, dann flogen Fragmente umher, die von Bodenfliesen stammen mochten, der Compositor heulte verängstigt auf und verstummte jäh. Einen Moment lang war nur das Klackern und Poltern der auf den Boden fallenden Trümmerteile zu hören, dann ertönte ein seltsames gedämpftes, murmelndes Geräusch, worauf der hantelförmige Drazuma-Ha* herangeschwebt kam.

    »Ich grüße dich, Gaushi - wie ich sehe, sollst du körperlichen Modifikationen unterzogen werden, die deine Fähigkeit zur Selbstverteidigung vermutlich stärken werden. Soll ich später wiederkommen?«
    Seiner Stimme beraubt, konnte Kao Chih nur die Stirn runzeln, den Bot wütend anfunkeln, mit den Lippen lautlos verschiedene Forderungen und Verwünschungen formen und darauf hoffen, dass Drazuma-Ha* ihn verstand.
    »Ah, wie ich sehe, wäre dir das nicht recht - also gut.«
    Plötzlich spürte Kao Chih wieder seinen ganzen Körper, so als wäre er unvermittelt aus einem Alptraum erwacht oder in einen neuen Alptraum hineingeraten. Zitternd und hustend krabbelte er mit seinen eingeschlafenen Gliedern aus der Operationsvorrichtung und sah, dass Drazuma-Ha * dem Henkayaner eine Kraftfeldextension um Mund und Hals gelegt hatte. Trotz des Feldknebels versuchte der Compositor zu schreien und zu drohen; daher rührte das kehlige Gemurmel.
    »Wie hast du …«, setzte Kao Chih an, wurde aber sogleich von einem Hustenanfall geschüttelt.
    »Wie ich mich befreit habe? Nun, unsere Gastgeber, die zur Selbstüberschätzung neigen, haben geglaubt, es würde reichen, wenn sie unserer Entführerin die Spezifikationen des Strigida-Designs übermitteln. Im Laufe mehrerer Jahrtausende habe ich jedoch selbstständig Modifikationen vorgenommen, beispielsweise die Energieversorgung verbessert und gleich mehrfache Backupsysteme eingebaut. Auf diese Weise

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