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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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darauf befanden sie sich wieder im wohlvertrauten, beengten, miefigen Cockpit der Kastellan.
    »Gaushi, ich habe den Freigabemechanismus auf eine Verzögerung von zweieinhalb Minuten eingestellt«, sagte der Mecha, der wieder seine normale, hantelförmige, gesichtslose Erscheinung angenommen hatte. »Ich würde dir raten, dich auf der Liege anzuschnallen, während ich das Haupttriebwerk für einen Alarmstart vorbereite …«
    Einer der transparenten Konsolenbildschirme flackerte kurz, dann sah man den Kiskashin Vuzayel, den Führer der Chaurixa.
    »Meine Freunde, wozu der übereilte Aufbruch? Wir haben noch so viele Dinge miteinander zu besprechen, und ein Austausch von Worten ist einem Schusswechsel vorzuziehen …«

    Die Kastellan löste sich ruckartig aus der Verankerung. Im nächsten Moment presste die Beschleunigung Kao Chih in die Liege und trieb ihm die Luft aus der Lunge. Er wollte Vuzayel den Stinkefinger zeigen, doch Drazuma-Ha * unterbrach die Verbindung.
    »Ein böses Wesen«, sagte Kao Chih. »Und ein schlimmer Ort, Drazuma-Ha*. Wann können wir in den Hyperraum eintreten? Oh, haben wir überhaupt verlässliche Kursdaten?«
    »Das überprüfe ich gerade … Interessant, man hat bereits damit begonnen, mehrere Kursdatensets einzuprogrammieren, die allerdings als reine Platzhalter-Vorlagen dienen sollten.«
    »Dann sind die Kursdaten also veraltet?« Kao Chih sank der Mut.
    »Seit sechsunddreißig bis achtundvierzig Stunden.«
    Kao Chih stöhnte auf. »Das hatten wir doch schon einmal bei der Flucht von Schwarznest! Sollen wir einen weiteren Blindsprung machen?«
    »Das könnte nötig sein, Gaushi, vorausgesetzt, wir entkommen den kleinen Raumfahrzeugen, die immer näher kommen.«
    Der Bildschirm vor Kao Chih wurde auf Heckansicht geschaltet und zeigte zwei helle Verfolgerschiffe - dann wurde die Vergrößerung ruckartig hochgefahren, und er sah ein keilförmiges Raumfahrzeug mit großem Impellerantrieb und zwei kardanisch gelagerten Arbeitsarmen, der eine mit Greifklauen ausgestattet, der andere mit einem Bohrkopf.
    »Schrottsammler mit modifiziertem Antrieb«, sagte Kao Chih. »Die Kastellan sollte sie eigentlich abhängen können.«
    »Ja, wenn wir uns nicht in einem Trümmerfeld befinden würden.«

    Kao Chih blickte in dem Moment aus der Sichtluke, als Drazuma-Ha* einem hausgroßen Wrack mit verbogenen Auslegern und eingedrückten Decksteilen und geknickten Spanten auswich. Vor der zunehmend leuchtenden Planetensichel zeichnete sich eine gewaltige Trümmerwolke ab. Sie würden abbremsen müssen, wenn sie eine Kollision vermeiden wollten, während die Schrottsammlerboote ihre überlegene Manövrierfähigkeit einsetzen konnten. Nicht zum ersten Mal wünschte er, die Kastellan wäre schwer bewaffnet gewesen.
    »Sollen wir sie vielleicht rammen?«, schlug er vor. »Oder den Hauptantrieb als Waffe einsetzen? … Irgendwie …«
    »Kreative Vorschläge, Gaushi«, sagte der Mecha. »Wenn auch ein wenig ausgefallen. Andererseits könnten wir weiter auf dem Kurs beschleunigen, der durch die am schwächsten betroffenen Regionen führt, und auf diese Weise die Verfolger abschütteln.«
    Mit neu erwachtem Optimismus zeigte Kao Chih auf die Sichtluke.
    »Dann vorwärts, werter Drazuma-Ha*!«
    Der Mecha schaltete stoßweise die Triebwerke ein, die ein abgehacktes Dröhnen von sich gaben.
    »Wir müssen dem sich nähernden Trümmerhaufen ausweichen und dann die Höhe ändern …«
    An Steuerbord hingen wie eine bedrohliche Untiefe Lichtpunkte und Splitter reflektierten Sonnenlichts in der sternengesprenkelten Schwärze. Als die Kastellan die Höhe änderte , verlagerte sich die funkelnde, dunkle Untiefe, bis sie die ganze Sichtluke ausfüllte, schwenkte dann aber wieder nach Steuerbord ab, als das Schiff, seitwärts schwebend, sich auf die von Drazuma-Ha* berechnete Flugbahn ausrichtete. Ein Blick auf den Heckmonitor zeigte, dass die Verfolger den Trümmerteilen geschickt auswichen und
immer näher kamen. Dann schalteten sich die Triebwerke wieder ein, und Kao Chih wurde von der Beschleunigung in die Liege gedrückt. Er wollte gerade aufjauchzen, als das Schiff ruckte, als hätte es von unten einen Schlag bekommen.
    »Was …«
    »Eine Kurskorrektur, KC«, sagte der Mecha. Doch dann ertönte über das Commsystem eine wohlvertraute Stimme.
    »Hallo, KC. Hab mir gedacht, ich schließe mich eurem Ausflug an …«
    Drazuma-Ha* schaltete den Außenmonitor auf die untere Kamera; ein weiteres Schrottsammlerboot hatte die

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