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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Induktionsgreifer an der Raumschiffhülle verankert, während einer der kardanisch befestigten Arme sich mit seinen Greifklauen an einer Verkleidung verkrallt hatte.
    »Du hast mich sehr enttäuscht, KC, und mich bei meinen Auftraggebern in ein schlechtes Licht gerückt - bring ihn zurück, hat man mir gesagt, sonst brauchst du dich gar nicht erst wieder blicken zu lassen … Oh, Verzeihung, war das etwas Wichtiges?«
    Es piepte durchdringend, und auf der Konsole flackerten rote Warnzeichen. Die Greifklauen hatten ein Stück der Verkleidung abgerissen.
    »Der zweite Treibstoffeinlass«, sagte Drazuma-Ha*. »Ich habe ihn bereits isoliert. Sie sendet über den zentralen Helmkanal, Gaushi - soll ich ihn abstellen?«
    Kao Chih schüttelte den Kopf und schaltete stattdessen das Mikrofon ein.
    »Cora, wie wär’s, wenn Sie uns begleiten würden, anstatt uns anzugreifen?«
    »Nettes Angebot, KC, aber ich habe bei denen, die meine Dienste nutzen, einen gewissen Ruf zu verlieren - kein Ruf, keine Aufträge, verstehst du?«

    Kao Chih blickte aus der Sichtluke, als er die Antworttaste losließ.
    »Drazuma-Ha*, befinden sich in der Nähe unserer Flugbahn größere Trümmerteile, und könntest du den Kurs so ändern, dass wir dicht daran vorbeikommen?«
    »Wie dicht, Gaushi?«
    »Sehr dicht. Und könntest du uns bei der Annäherung um 180 Grad drehen?«
    »Ja. Da hätten wir schon eins - noch neunzig Sekunden bis zum Vorbeiflug, ab … jetzt.«
    »Du hast verstanden, was ich vorhabe, Drazuma-Ha*?«
    »Allerdings, Gaushi.«
    Dies war ihre einzige Chance, denn Cora war entschlossen, sie entweder zurückzubringen oder sie zu töten. Kao Chih aber was es leid, ein Gefangener, eine Ware oder ein Werkzeug zu sein, das man benutzte und nach Gebrauch wegwarf. Denn er hatte einen Auftrag, und seine Familie, seine Freunde und die ganze Menschensippe verließen sich auf ihn.
    Hinter den unregelmäßig verteilten Trümmerwolken im Orbit dräute die stumpfbraune Oberfläche der namenlosen Welt. Das Shafis-System war ein Friedhof und im Begriff, seinen Bestand zu erweitern.
    Von unten kam ein gedämpftes Sirren - wie die Droiden von Schwarznest versuchte Cora, die Raumschiffhülle aufzubohren.
    »Noch dreißig Sekunden bis zum Vorbeiflug«, sagte der Mecha. »Fünfzehn bis zur Drehung.«
    Mit grimmiger Miene schaltete Kao Chih das Mikrofon ein.
    »Cora«, sagte er. »Es tut mir leid …«
    In der Sichtluke drehte sich der braune Planet. Eine dunkle, glänzende Masse geriet ins Bild, während der Kollisionsalarm gellte.

    »Also, KC, du bist derjenige, der … du Arsch, KC, du A…«
    Coras Stimme ging im statischen Rauschen unter, während das Schiff von einem lauten Knirschen widerhallte. Als Kao Chih auf den Außenmonitor sah, war der Schrottsammler bis auf ein Stück der Bohrvorrichtung verschwunden. Der Schiffsrumpf wies zahlreiche Schrammen und Beulen auf, doch anscheinend hatte es keine größeren Beschädigungen gegeben.
    »Eine wohldurchdachte Taktik, Gaushi«, sagte Drazuma-Ha *.
    »Ja«, sagte er. »Und kaltblütig. Abgesehen von dem anderen Opfer der Chaurixa war sie der einzige Mensch, dem ich seit Verlassen des Roug-Systems begegnet bin.«
    »Sie hat dein Angebot abgelehnt, Gaushi - wir hatten keine Wahl. Aber ich kann ihr Raumfahrzeug detektieren, und so wie es sich verhält, scheint es so, als hätte sie die Kollision überlebt …«
    Kao Chih merkte auf. »Wie verhält es sich denn?«
    »Der Schrottsammler fällt in einer steilen Kurve auf den Planeten zu, und die Positionstriebwerke haben ihn anscheinend stabilisiert … ah, jetzt wurde etwas ausgeworfen, es fällt ebenfalls auf den Planeten zu, wenngleich die Flugbahn etwas flacher ist.«
    Kao Chih lehnte sich zurück; seltsamerweise fühlte er sich erleichtert.
    »Das scheint dich zu freuen, Gaushi, obwohl sie uns versklaven beziehungsweise töten wollte. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass die Chaurixa sie doch noch bergen und bestrafen werden.«
    Kao Chih zuckte die Achseln. »Ich bin halt froh, dass sie überlebt hat, Drazuma-Ha*. Ich möchte niemanden auf dem Gewissen haben.«

    »Eine lobenswerte, wenn auch ein wenig unpraktische Einstellung, Gaushi.«
    »Wieso unpraktisch?«
    »Aufgrund von Beobachtungen und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es immer Wesen gab, gibt und geben wird, die bereit sind, zur Durchsetzung ihrer Ziele Gewalt einzusetzen - wenn man sich ihnen entgegenstellt, muss man ebenfalls zur Gewalt Zuflucht nehmen, und das schließt das Töten

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