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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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unweigerlich mit ein.«
    »Was ist mit Klugheit und gewaltfreien Methoden des Widerstands?«, fragte Kao Chih.
    »Sie erlauben dann eine wirkungsvolle Verteidigung, wenn die Angreifer technisch wesentlich rückständiger sind als die Angegriffenen. Aber technische Überlegenheit ist noch lange keine Garantie für Erfolg.«
    »Da fällt mir etwas sein«, sagte Kao Chih und sah auf den Außenmonitor. »Werden wir noch immer verfolgt, und wie lange sollen wir warten, bis wir einen Hyperraumsprung versuchen?«
    »Die Verfolger haben aufgegeben - das eine Raumfahrzeug ist offenbar mit einem Trümmerteil kollidiert, und das andere schleppt es zurück zum Mutterschiff. Und was den Hyperraumsprung angeht - wir werden in etwa zwei Minuten das Gebiet mit der höchsten Trümmerdichte verlassen, so dass die Rechenkapazitäten frei werden, die bislang mit der Ortung und Steuerung beschäftigt waren. Dann musst du eine Entscheidung treffen.«
    Kao Chih seufzte. »Eine Entscheidung zwischen hohem und höchstem Risiko?«
    »Treffend formuliert, Gaushi. Dieses Sternsystem ist nicht weit vom Rand der Huvuun-Tiefenzone entfernt, und unser Ziel, der Planet Darien, liegt irgendwo in dieser schwer einsehbaren Region.«

    Drazuma-Ha* ließ ein Bild der umliegenden Sternregion anzeigen. Das Shafis-System war ein heller Lichtpunkt an der Stelle, wo ein blassgrüner Keil - die Yamanon-Domäne - an das amorphe, tintig undurchsichtige Gebilde der Huvuun-Tiefenzone grenzte. »Die Navigationsmatrix bietet sechs Kursvorlagen an, aber die Einzige, die für uns von Nutzen ist, führt nach Yonok, zu einer brolturanischen Welt nahe der Grenze zur Kahimbryk-Vorteilszone.« Auf dem Bildschirm verband eine leuchtend rote Linie Shafis mit einem Lichtpunkt an der anderen Seite eines schmalen, grauen Territoriums, das die Yamanon-Domäne vom Blau des Brolturan-Pakts trennte. An der Innenseite grenzten alle drei Sternenreiche an die Huvuun-Tiefenzone.
    »Zuerst die hochriskante Option«, sagte Kao Chih.
    »Wir weisen das Navigationssystem an, die Position der Signalfeuer der lokalen Hyperraumschicht 1 zu schätzen und davon ausgehend die Isoorientierung zu extrapolieren, die wir einnehmen sollten, wenn wir nach Yonok springen.«
    Kao Chih schauderte. Das erinnerte ihn an ihre Flucht von Schwarznest, und da hatten sie großes Glück gehabt, dass sie einen offenen Port nach Tagreli erwischt hatten und nicht im Nirgendwo gelandet waren oder in einer sonstwie ungünstigen Umgebung. Sie konnten nicht damit rechnen, dass sie ein zweites Mal ein solches Schwein haben würden.
    »Und die riskante Option?«
    »Das Navigationssystem schätzt die Position des nächsten Signalfeuers der Schicht 1, das, der Kursvorlage zufolge, plus-minus 5 Prozent mit dem Kahimbryk-Raum zusammenfällt. Wenn wir das Signalfeuer erreichen, fallen wir aus dem Hyperraum, fliegen das nächste Handelszentrum
an und versuchen dort, Kursdaten nach Darien zu bekommen.«
    »Kursfehler?«, murmelte Kao Chih.
    »Genau, deshalb würde ich die zweite Option vorziehen - bei einem kürzeren Hyperraumsprung bleibt weniger Zeit für Abweichungen. Außerdem würden uns die Brolturaner kaum mit offenen Armen empfangen, selbst wenn wir Yonok unbeschadet erreichen sollten.«
    Kao Chih nickte. »Also gut, bleiben wir bei der riskanten Option.«
    »Die Berechnungen sollten in weniger als einer Minute abgeschlossen sein«, sagte der Mecha.
    Und dann lehnte Kao Chih sich mit zusammengebissenen Zähnen zurück, den Kopf auf die gepolsterte Nackenstütze gepresst, die Hände um die Armlehnen gekrampft.
    Wenigstens gibt es diesmal keine durchdrehenden Droiden, die das Schiff auseinanderreißen, oder hübsche Entführerinnen, die uns an ein alptraumhaftes chirurgisches Folterschiff ausliefern wollen , dachte er, als sich in den Mosaikfeldern im Zentrum des Hyperraumantriebs der Kastellan die Kraftwellen aufbauten. Aber ich bin sicher, hinter der nächsten Ecke warten neue Gefahren auf uns.

45 Theo
    Etwa fünfzehn Stunden nachdem er mit angesehen hatte, wie ein funkelnder Energiewirbel den Botschafter der Erdsphäre verschluckt hatte, war Theo Karlsson zu Fuß unterwegs zum Nordufer des Loch Morwen. Seit dem Abstieg über die steilen Pfade an den Hängen westlich der Schulter des Riesen war er stundenlang marschiert, und seine Füße verlangten dringend nach einer Rast. Er wusste, dass es ganz in der Nähe eine Gerberei gab, und etwa zwei Kilometer weiter lag eine kleine Höhle, wo er sich mit einem von Rorys

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