Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
abgespannten Miene des Uvovos ab. »Ja, die Verpuppung ist nicht ganz so verlaufen, wie ich oder andere es erwartet haben. Allerdings hat sie Spuren hinterlassen …« Chel stockte, als ihm einer seiner kapuzenverhüllten Begleiter ein Zeichen gab; dann nickte er und fuhr fort. »Gregori, bedauerlicherweise muss
ich dich auf später vertrösten - ich muss an einer sehr wichtigen Versammlung teilnehmen.«
    »Ich verstehe - ich freue mich schon darauf, von deinen Reisen zu hören.«
    »Ich verspreche dir, alles zu erklären, so gut ich kann«, meinte Chel geheimnisvoll. »Bis später.«
    In den folgenden drei Stunden ging Greg einen Stapel Berichte der Uvovo-Grabungsteams durch, welche die Täler nordwestlich der Kentigernberge erforschten. Hin und wieder ging er zu der Hütte mit den großen Oköproben hinüber, um sich über das eine oder andere Exemplar kundig zu machen - er hätte auch die Verfasser fragen können, doch die nahmen an der Versammlung mit dem Techwerker-Uvovo teil. Wie er so zwischen den Hütten hin- und herpendelte, trafen ständig neue Uvovo über die westlichen, dicht bewaldeten Gebirgskämme ein. Es wurde angeregt diskutiert, einzelne Sprecher wandten sich an größere Zuhörergruppen. Grüppchen von Uvovo wanderten umher. Zum Glück hatte es nur einen kurzen Schauer gegeben, der die Luft gereinigt hatte, und jetzt funkelte alles im wolkendurchbrochenen Sonnenschein.
    Schließlich überbrachte ihm ein junger, großäugiger Uvovo eine Nachricht. Chel bat ihn, sich mit ihm in einer halben Stunde an der Ausgrabung zu treffen, welche »Die Treppe« genannt wurde. Greg verspeiste Sandwiches mit Baroham und Gromato, hörte die Nachrichten im Radio und machte sich zehn Minuten vor der genannten Zeit auf den Weg.
    »Die Treppe« war ein gutes Beispiel für die Probleme, die sich bei den Ausgrabungen an der Schulter des Riesen immer wieder stellten. Es gab ein paar Stufen mit zwei Absätzen, die sich unter die geflieste Fläche absenkten, doch die weiteren Stufen waren aus Brocken von Mauerwerk
zusammengefügt, die frühere Forscher bei ihren Ausgrabungen gefunden hatten. Diese Pioniere hatten jedoch feststellen müssen, dass die Einsturzgefahr der Wände aufgrund des instabilen, höhlenartigen Inneren immer größer wurde, je tiefer sie kamen. Nach mehreren Einstürzen und einem Todesfall vor ein paar Jahrzehnten hatte man die unteren zehn Meter des Zwanzig-Meter-Lochs wieder aufgefüllt und mit Brettern abgedeckt. Anschließend hatte man sich auf Schichtuntersuchungen und ein paar flache Stichgrabungen beschränkt.
    Chel erwartete ihn bereits. Er saß in einem der älteren Stichgräben auf einer Bank, knapp außerhalb der Reichweite des Sonnenlichts. Als Greg heruntergestiegen kam und sich neben ihn setzte, hob er grüßend die Hand.
    »Chel, ich könnte jetzt sagen, du siehst großartig aus«, sagte er. »Aber das wäre nicht ganz aufrichtig.«
    »In Wahrheit, Freund Gregori, fühle ich mich noch viel schlechter, als ich aussehe«, erklärte der Uvov mit müdem Lächeln.
    »War die Versammlung ein Erfolg?«
    »Am Ende, ja. Es galt allerdings mehr Zweifel, Misstrauen und Pessimismus zu überwinden, als ich erwartet hatte.« Er schaute zu den Wolkenfetzen hoch. »Sie haben einen ausgewachsenen Lauscher erwartet, aber sie bekamen … etwas anderes.«
    Er wandte das Gesicht zu Greg herum und berichtete von seinem Aufenthalt im Tochterwald Tapiola. Greg hörte aufmerksam zu, anfangs ganz fasziniert von dem Verpuppungsritual und der damit einhergehenden halluzinatorischen Trance. Als Chel jedoch von seinen Visionen berichtete und erklärte, er habe die Stimme Segranas vernommen, begann Greg sich zu fragen, ob die Droge seinem Verstand zugesetzt hatte - Chel glaubte anscheinend,
seine Erfahrung sei keine Einbildung gewesen, sondern stamme unmittelbar von Segrana.
    Chel hielt inne und musterte ihn einen Moment. »Viele meiner Brüder und Schwestern haben anfangs geglaubt, ich stünde noch immer unter dem Einfluss des Verpuppungssaftes - glaubst du, ich habe den Verstand verloren?«
    »Du wirkst ganz vernünftig, Chel. Solange du deine Geschichte nicht zu Ende erzählt hast, möchte ich mir kein Urteil erlauben. Was ist mit dir dort drinnen passiert? Weshalb hast du dich nicht in einen Lauscher verwandelt?«
    Chel lächelte überlegen. »Weil ich etwas anderes geworden bin.«
    Er schob die Kapuze zurück, löste den dunkelgrauen Verband und entfernte ihn.
    Greg starrte fassungslos die vier geschlossenen Augen

Weitere Kostenlose Bücher