Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
Vom Netzwerk:
ihr denn jetzt tun?“, fragte Arkin ratlos.
    „Heute nichts mehr“, sagte Lys seufzend und rieb sich über das Gesicht. Er blutete zwar nicht mehr, fühlte sich aber nicht allzu gut. „Ich hätte wohl eine Idee …“ Er warf Kirian einen schelmischen Blick zu.
    „Du hast nicht zufällig Lust, dir morgen ein bisschen Streit zu suchen?“

8.
     
    Kirian und Lys war es gelungen, beim morgendlichen Marsch zur Mine ans Ende der Reihe zu gelangen. Sie wollten kurz vor dem Ziel eine Rangelei anfangen und so dafür sorgen, dass man sie zur Strafe oben behalten würde, um die Winde zu bedienen und in regelmäßigen Abständen die Körbe mit dem Abraum hochzuziehen. Das war der einzige Weg dafür zu sorgen, dass die anderen Sklaven unverdächtig blieben und nach Möglichkeit nicht bestraft wurden. Lys, der noch vor Kirian lief, wusste, was alles schief gehen konnte. Sie würden beide Prügel einstecken müssen, möglicherweise schwer verletzt werden. Doch es war der einzige Weg, Arkin und seine Leute zu beschützen. Der alte Mann war in den frühen Morgenstunden zu ihm gekommen und hatte ihn zur Seite gezogen.
    „Lys, egal was es kosten mag, du musst fliehen. Achte nicht auf uns, hörst du? Nimm Lamár – oder Kirian – und geh.“
    „Wir wollen weg, aber nicht um jeden Preis. Wenn das Opfer zu groß sein sollte, warten wir lieber auf die nächste Gelegenheit.“
    „Nein! Jetzt schafft ihr es vielleicht noch über den Pass, obwohl es schon sehr spät im Jahr ist. Jeder Tag, den ihr wartet, wird sich rächen! Wir werden euch helfen. Bloß du, Lys, du musst Marjis mitnehmen.“
    Ja, er würde das kleine Mädchen mitnehmen, auch wenn es nicht wahrscheinlich war, dass es den gefährlichen und anstrengenden Weg überleben konnte. Es war trotzdem besser, das Kind starb unterwegs in seinen Armen, als es hier zurückzulassen, wo es langsam verhungern würde.
    Kirian war der gleichen Ansicht. Marjis mochte ihre Aussichten auf erfolgreiche Flucht verringern, das mussten sie einfach riskieren.
    Lys biss sich auf die Lippen, sie waren beinahe angekommen. Zeit, so allmählich …
    „Heda!“
    Er fuhr herum. Mattin! Der Wächter hatte Kirian von hinten gepackt.
    „Ich weiß, was hier gespielt wird, du Bastard von einem Irren!“, zischte Mattin, gerade laut genug, dass Lys ihn noch hören konnte. Die Arbeiter waren alle stehen geblieben. Die übrigen vier Wächter wirkten etwas verwirrt, griffen aber nicht ein.
    „Dein Liebster hat gestern schon Schläge bekommen, heute bist du dran! Versuch es nicht zu leugnen, ich weiß genau, dass du den Jungen da fickst!“
    Lys sah, wie sich Kirians Blick verdüsterte, und trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Wenn dieses eisige Feuer zu lodern begann, musste man um Kirians Feinde fürchten. Das wäre zu früh, sie mussten doch die Sklaven raushalten! Auch Mattin schien die Gefahr zu spüren. Er ließ Kirian los, starrte ihn einen Moment lang verängstigt an. Dann holte er aus und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht.
    „Zurück in die Reihe, Sklave!“, schrie er laut. „Zurück! Du bleibst heute oben. Wir bringen dir Gehorsam bei!“
    Kirian grollte, jeder Anschein von Demut war verschwunden. Bevor er allerdings auf den Wächter losgehen konnte, schob sich plötzlich Orchym an seine Seite und griff ihn am Arm.
    „Komm jetzt!“, fauchte er. Einen Herzschlag lang schien es, als würde Kirian ihn schlagen wollen, dann aber atmete er heftig aus und drehte sich schweigend um. Er kochte sichtlich vor Wut, mit geballten Fäusten stand er da, ging jedoch weiter, als die übrigen Arbeiter wieder losmarschierten. Lys fluchte innerlich. Nun gab es keine Gelegenheit mehr, sich ebenfalls noch schnell mit den Wächtern anzulegen, es wäre zu verdächtig gewesen.
    „Unternimm nichts, bis ich einen Weg nach oben gefunden habe!“, raunte er Kirian zu, als sie sich an der Winde trennen mussten.
    „Beeil dich“, knurrte Kirian gereizt, „sonst habe ich Mattin bis dahin schon erledigt!“

*
     
    „Geh du als Erster, zusammen mit Orchym“, flüsterte Arkin und winkte Lys an den Korb heran. „Er zeigt dir einen Weg nach oben, du bist möglicherweise schmal genug, ihn zu gehen. Viel Glück, und den Göttern befohlen!“
    Alle Sklaven berührten Lys unauffällig, während er sich durch die Reihe drängte, um zum Förderkorb zu gelangen. Sie nahmen so noch einmal Abschied von ihm. Das Duell war ebenso dumm wie segensreich gewesen. Sie würden ihn nicht ausschließlich als abgelegten

Weitere Kostenlose Bücher