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Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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das er nutzte, um sich seine Haare zu einem kurzen Zopf zu binden. Es war ihm in den letzten Wochen bis über die Schultern gewachsen und störte nur beim Kampf. Er hörte die anderen erstaunt murmeln und grinste innerlich – er kannte den Effekt, wenn er sich die Haare streng zurückband, es ließ ihn um Jahre älter und sehr viel härter aussehen.
    Lys konzentrierte sich kurz, schloss die Augen und verbannte alle Gefühle, Ängste, Schmerz und Mitleid hinter die Mauern seiner inneren Festung. Erschrockene Rufe aus der Menge um ihn herum zeigten, dass er erfolgreich war – der an Körper und Seele zerbrochene Sklave war verschwunden, geblieben war ein Fürst, schön wie ein Gott, eisig und bedrohlich wie der Nordwind. Er öffnete die Lider und begegnete Tikos Blick, der ihn anstarrte, als hätte er sich Flügel wachsen lassen.
    „Bereit, wenn du es bist“, sagte er ernst. Seine Stimme klirrte vor Kälte, sie war um eine halbe Oktave tiefer als sonst. Tiko schüttelte sich, als wäre er mit Wasser überschüttet worden, ließ dann die Fingerknöchel knacken und nickte ihm entschlossen zu.
    „Bereit!“, grollte er.
     
    Kirian verfolgte den Kampf mit gerunzelter Stirn, ignorierte dabei den hämmernden Schmerz, der in dem Moment von Lys’ Verwandlung eingesetzt war. Er sah, wie Tiko sich auf seinen Gegner stürzte, mit all der Wut und Kraft eines Raubtieres – Lys wich ihm mit einer sparsamen Bewegung aus, schlug ihm mit der flachen Hand in den Rücken, sodass der Junge schwungvoll vorbeistolperte, von der Menge aufgefangen wurde und sich sofort wieder auf ihn warf.
    Er hätte ihn jetzt schon erledigen können, dachte Kirian. Eine Erinnerung flammte grell auf: Lys mit einem Kurzschwert in der Hand, im Kampf gegen einen blonden Mann. Hass begleitete dieses Bild, mit solcher Intensität, dass Kirian stöhnend in die Knie sackte.
    Niemand bemerkte es: Tiko war es nach mehreren vergeblichen Versuchen gelungen, Lys’ Abwehr zu durchbrechen. Er warf seinen Gegner zu Boden, landete einen schweren Treffer gegen Lys’ Kopf. Noch einmal holte er aus, aber Lys schaffte es, Tikos Faust abzufangen, auszuweichen und ihren Schwung noch zu verstärken, sodass sie mit voller Wucht auf den Boden prallte. Tiko brüllte vor Schmerz, er hatte nichts entgegenzusetzen, als Lys ihn von sich herunterhebelte. Der Junge rollte sich ab, sie kamen gleichzeitig wieder auf die Beine. Während Tiko allerdings mit verzerrtem Gesicht die rechte Hand an den Körper presste, war Lys nichts anzumerken, obwohl er aus einer Platzwunde über der rechten Augenbraue und aus der Nase heftig blutete, und auch seine Unterlippe bereits anschwoll. Er stand nicht anders als am Anfang, beherrscht, majestätisch, emotionslos.
    „Bereit?“, fragte er in eisiger Ruhe. Tiko nickte, doch man sah ihm an, wie er sich zu fürchten begann. Er schüttelte seine Hand. Bluttropfen flogen durch die Luft, die Haut an den Fingerknöcheln war aufgeplatzt.
    Mach ein Ende, Lys, dachte Kirian mitleidig.
     
    Tiko attackierte noch einige Male, so vorsichtig, dass er Lys kaum streifte. Schließlich erwischte Lys ihn am Handgelenk und verdrehte ihm den Arm auf den Rücken. Stöhnend ging Tiko in die Knie; Lys nutzte seine größere Reichweite, hielt ihn mit der einen Hand fest, mit der anderen packte er ihn an der Kehle und zog ihn zu sich heran.
    „Ich könnte dir die Schulter auskugeln, den Arm brechen oder dich erwürgen“, sagte er in frostklirrender Sachlichkeit. Es kostete ihn alles, was er an Kraft besaß, diese Maskerade aufrecht zu erhalten, doch er ließ es sich nicht anmerken. „Gibst du auf?“
    Verzweifelt versuchte Tiko, seinen Kopf zu befreien, auch wenn er sich kaum bewegen konnte.
    „Wer bist du?“, wisperte er, so leise, dass nur Lys ihn hören konnte.
    „Fürst Lyskir von Corlin, Herrscher von Weidenburg, Erbe von Corlin, Lichterfels und dem Thron von Onur“, flüsterte Lys ihm ins Ohr. Er wusste, er würde es bereuen, sich selbst zu verraten, aber er konnte nicht anders. Er musste es aussprechen! Ihr Götter, er durfte Tiko nicht im Glauben lassen, ein einfacher Liebessklave hätte ihn besiegt. Wer wusste schon, welche Dummheiten der Junge dann machen würde!
    „Ich wurde an Schwert und Bogen ausgebildet, als ich kaum laufen konnte, denn die Adligen von Onur führen beständig Krieg. Du konntest nicht gewinnen, Tiko, trotzdem hast du dich zumindest tapfer geschlagen.“
    „Ich gebe auf, lass mich los“, wimmerte der Junge entsetzt.
    „Gleich. Du

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