Die Saat der Finsternis (German Edition)
Jungen, der zu ihm hochkletterte. Er hielt Lys scheu einen zweiten Stock hin und murmelte: „Arkin will das, ist für Lamár“. Und schon war er wieder fort.
Ein Schmerzensschrei von Kirian trieb Lys hoch. Die Wächter begannen nun ernst zu machen, sie traten und schlugen mit Fäusten auf ihn ein. Die Sklaven waren inzwischen alle unten, und Terek, der Schmied, der die Winde bedient hatte, rannte so schnell er konnte in Richtung Dorf davon. Lys zwang sich, von zwanzig abwärts zu zählen. Als er bei fünfzehn angekommen war, hielt er es nicht mehr aus, glitt aus dem Schacht und näherte sich lautlos den Wächtern. Die waren allesamt auf Kirian fixiert, Mattin versuchte gerade, ihn auf den Rücken herumzuzwingen, damit sie ihn wirkungsvoller schlagen und konnten. Dazu kam es nicht: Lys hieb ihm mit dem Stock in die Kniekehlen, holte gleichzeitig mit dem zweiten Stab aus, traf einen der Wächter in den Unterleib. Erst, als auch der dritte Mann stöhnend am Boden lag, verstanden die beiden übrigen, dass sie angegriffen wurden, und wichen fassungslos vor Lys zurück, der seine Kampfstäbe nun vor der Brust überkreuzte und mit finsterem Blick auf die Wächter zuschritt.
„Hey, äh, hör zu, also …“, stammelte einer, ein unangenehmer Kerl mit strähnigem dunklem Haar. Er machte den Fehler, den Arm abwehrend vorzustrecken, als Lys zuschlug. Ein hässliches splitterndes Geräusch erklang, dann fiel er kreischend zu Boden, seinen Unterarm umklammernd. Der letzte Wächter suchte einen Fluchtweg, fand aber keinen. Als er gegen die Wand der Hütte prallte, ertastete er eine Schaufel, die dort lehnte, und ging sofort damit in Angriffsstellung. Mit einem überheblichen Grinsen schlug er mehrmals nach Lys, den er nun offensichtlich für leichte Beute hielt. Schließlich war er deutlich massiger, seine Waffe größer und schwerer als die zu Kampfstäben umgewandelten Hölzer. Lys wich ihm aus, führte mehrere Scheinattacken, bis er den Mann aus der Deckung gelockt hatte; mit dem rechten Stock schlug er ihm auf die Hände, sodass der schreiend die Schaufel fallen ließ, mit dem anderen hieb er ihm gegen den rechten Oberarm. Sofort setzte er nach, traf seinen Gegner am Rücken und am Oberschenkel, rammte ihm das Knie zwischen die Beine – der Wächter quiekte wie ein Ferkel und brach zusammen.
Eine Bewegung aus dem Augenwinkel war die einzige Warnung: Lys versuchte sich zur Seite zu werfen, doch er war zu langsam, das Schaufelblatt traf ihn flach an der Schulter.
Er ließ sich zu Boden fallen und duckte sich instinktiv zusammen, um seinen Kopf vor einem weiteren Treffer zu schützen. Als er lediglich einen erstickten Schrei über sich hörte, rollte er sich rasch ab und kam zurück auf die Beine. Er sah Mattin, der sich den Kopf hielt, Kirian, der drohend auf den Wächter zuschritt und einen faustgroßen Stein auf dem Boden. Mattin schwankte, ging in die Knie und blieb leise stöhnend liegen.
„Er wird’s überleben“, knurrte Kirian. „Ich hab keine Zeit, es richtig zu beenden.“ Sie prüften kurz, wie es mit den übrigen Wächtern stand, doch keiner war in der Verfassung, ihnen zu folgen; dann wandten sie sich zur Flucht. Jede einzelne Minute entschied darüber, ob sie durchkommen würden oder nicht.
*
Mattin wartete, bis er sicher sein konnte, dass die beiden außer Sicht waren. Fluchend setzte er sich auf und rieb sich den brummenden Schädel. Seine Haare waren nass von Blut, aber wie dieser Irre schon gesagt hatte: Er würde es überleben.
Mehr noch: Die Mühsal, täglich an Langeweile beim Beaufsichtigen fügsamer Sklaven zu sterben, hatte nun ein Ende.
Der Layn kann gar nicht anders, er muss mich zurücknehmen!
Eine Regung neben ihm scheuchte ihn aus den Gedanken. Karek, der von Lys in den Unterleib getroffen worden war, kam schnaufend auf die Füße. Zu früh für Mattins Geschmack, die Flucht der beiden Täubchen musste gelingen! Ohne langes Zögern holte er aus, verpasste dem Wächter einen Kinnhaken und schickte ihn so zurück auf den Boden. Die anderen waren zwar bei Bewusstsein, doch so mit sich selbst und ihren Verletzungen beschäftigt, dass sie weder auf ihn noch auf sonst irgendetwas achteten.
Ein unterdrückter Laut ließ Mattin herumwirbeln. Er sah diesen Sklavenjungen, den Sohn von Arkin, der verblüfft zwischen ihm und Karek hin und her blickte. Mattin schritt leicht schwankend auf ihn zu, erst jetzt schien dem Jungen bewusst zu werden, dass er sich verraten hatte. Er wich zurück,
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