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Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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mehr ganz so verloren.
    Noch einmal winkte Lys ihr zu; dann ging er gemeinsam mit Kirian und Onjerro zum Stall, wo er vor rund zwei Monaten die Pferde zurückgelassen hatte. Sein Fuchshengst begrüßte ihn freudig, alle drei Tiere waren bestens versorgt worden. Es war schmerzhaft für Lys, sie anzusehen und dabei unweigerlich vor Augen zu haben, wie Nikor und Erek an seiner Seite geritten waren. Doch darauf war er vorbereitet gewesen und er ließ sich nichts anmerken. Kirian entschied sich für Nikors Hengst und begann ihn aufzusatteln, während sich Lys ehrerbietig vor Onjerro verneigte und auf Ereks Pferd zeigte.
    „Erlaubt mir, diese Stute hier dem Tempel zu schenken, als kleines Zeichen der Dankbarkeit für all das, was ihr für uns getan habt. Sie ist kräftig und ausdauernd, und noch recht jung.“
    „Eine großzügige Gabe, die wir dankbar annehmen.“
    Der Abschied fiel weniger steif aus als befürchtet, trotzdem atmete Lys erleichtert auf, als sie den Tempel endlich verlassen hatten. Hier draußen waren das Schweigen und die Anspannung zwischen ihm und Kirian wesentlich leichter zu ertragen.
    Seit dem Ritual hatte sich Kirian immer weiter vor ihm verschlossen und Abstand gesucht, keine Berührung mehr zugelassen und kaum ein Wort gesprochen. Er hatte zwar aufmerksam gelauscht, als Lys erzählte, wie Onkar ihn zu Hilfe geholt hatte und was sonst noch alles geschehen war, bis er endlich in der Mine ankam – die drei Wochen in Kumiens Palast klammerte er dabei aus. Er war noch lange nicht bereit, sich mit dem auseinanderzusetzen, was Kumien ihm angetan hatte. Er wusste, warum der Layn so gehandelt hatte, konnte die Gründe auch logisch nachvollziehen. Verzeihen hingegen war unmöglich. Ob Kirian ihm verzeihen würde, dass er sich Kumien bereitwillig hingegeben hatte, wusste er nicht und wollte lieber schweigen, bis er bereit war, zur Not die bittersten Konsequenzen zu ertragen.
    Kirian hingegen weigerte sich zu erzählen, wie es zu seiner Gefangennahme hatte kommen können. Lys hatte das hingenommen, solange sie im Tempel waren. Jetzt aber musste er es einfach wissen, es konnte darüber entscheiden, wie dieses von allen Schattenfressern verfluchte Spiel letztendlich ausgehen würde!
    „Kirian“, begann er vorsichtig. Doch der schüttelte nur aggressiv den Kopf und trieb sein Pferd voran. Verblüfft musterte Lys ihn von hinten, unterdrückte einen Anfall von Misstrauen – der pure Gedanke, Kirian könnte sich aus irgendeinem Grund gegen ihn stellen und ein Bündnis mit Maruv eingehen, war so unglaublich lächerlich! – und beschloss zähneknirschend, noch ein wenig zu warten.
    Man muss nicht mit dem König verbündet sein, um mir in den Rücken zu fallen …, dachte er.
    Lys seufzte niedergeschlagen. Er hasste dieses Misstrauen, es war so schwer, dagegen mit Logik allein anzugehen – er misstraute Onjerro und Nayamé, weil diese ihm nicht alles gesagt hatten, was sie wussten. Er misstraute Lark, ob der wirklich alles tun würde, um Marjis zu beschützen. Wer war dieser Mann, der zwar ein Priester war, aber nicht wirklich zur Tempelgemeinschaft gehörte? Dessen Akzent verriet, dass er aus Rashmind stammte, der einzigen Stadt der Welt, in der Magiebegabte nicht automatisch zu Priestern wurden … War Lark ein Magier? Was wollte er hier?
    Und konnte er darauf vertrauen, dass Kirian weiterhin uneingeschränkt an seiner Seite stand?
    Am meisten aber misstraute er sich selbst, denn gab es auf dieser Welt auch nur einen Mann, der noch mehr gelogen, betrogen und Ränke geschmiedet hatte als er?

*
     
    Als sie bei Einbruch der Dämmerung anhielten, drängte Lys erneut auf Kirian ein.
    „Ich muss mit dir reden“, begann er wieder bedachtsam.
    „Das tust du bereits.“ Kirian blickte ihn nicht einmal an, sondern sichtete konzentriert die Vorräte, die sie von Nayamé erhalten hatten, um sie einteilen zu können. Lys schloss für einen Moment die Augen. Beinahe wünschte er, Kirian wäre noch immer dem Erinnerungsbann unterworfen, denn gleichgültig, wie viele Qualen dieser verschuldet hatte, da hatte nicht solches Schweigen zwischen ihnen geherrscht, sondern Vertrauen, Nähe und Liebe. Er konnte bloß vermuten, warum Kirian ihn plötzlich so rigoros abwies – ein Versuch, ihn darauf anzusprechen, war zornig beendet worden. Es machte ihn krank.
    „Du musst den Weg nicht mit mir zu Ende gehen“, sagte Lys langsam. Als er aufsah, blickte er in ein Paar dunkle Augen, die nur matt funkelten, statt vor Feuer zu

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