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Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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sollten zurück“, sagte Lys irgendwann und raffte sich hoch. Mittlerweile war es vollkommen dunkel geworden, sie mussten sich blind durch den Wald tasten. Nach kurzer Zeit waren sie beide völlig zerschrammt, weil sie die dünnen Zweige nicht sehen konnten. Immer wieder rutschten sie auf feuchten Blättern aus oder stolperten über irgendwelche Hindernisse. Erst als sie es zurück zu den Pferden geschafft hatten, wagte Kirian aufzuatmen.
    „Wird wohl ’ne kühle Nacht“, murmelte er und setzte sich auf einem Stein nieder, um sich einen Moment auszuruhen. „Wir waren zwar ewig im Wald, Holz haben wir trotzdem keins.“
    Als Lys nicht antwortete, suchte er besorgt nach ihm, verfluchte dabei die Dunkelheit. Er fand ihn zu seinen Füßen, am Boden liegend eingerollt und fest schlafend. Kirian zögerte, ob er ihn wecken sollte, damit er sich waschen und etwas essen konnte.
    Dann aber warf er nur eine Decke über ihn und ging allein zum See. Alles in ihm schrie danach, sich um ihn zu kümmern, mit ihm zusammen unter eine Decke zu kriechen und einfach nur die Nähe und Geborgenheit zu genießen.
    Dadurch wird es bloß noch schlimmer. Ich bringe ihn bis nach Sorala und warte, bis er Feuer und Flamme für die nächste Intrige ist. Danach kann ich gehen, ohne Angst zu haben, dass er sich umbringt.
    Er wusste, dass die Schattensaat des Zweifels bereits voll erblüht war und die Ranken ihn zu ersticken drohten. Dagegen wehren konnte er sich nicht.

16.
     
    „Pass auf!“ Kirian erwischte ihn gerade noch rechtzeitig und schleuderte ihn herum. Um ein Haar wäre Lys fehlgetreten und den nächsten Hang herabgestürzt – diesmal wäre es zwar nur ein Sturz von etwa drei oder vier Schritt gewesen, den er sicherlich überlebt hätte – der Fluss unter ihnen sah tief genug aus. Allerdings war das Wasser eisig kalt und floss sehr rasch, die Wahrscheinlichkeit zu ertrinken oder zu erfrieren war entsprechend groß. Solch eine Kopflosigkeit! Lys war doch kein kleines Kind mehr, das man ständig im Auge halten musste! Zumal es noch keinen vollen Tag her war, dass er sich beinahe zu Tode gestürzt hätte.
    „Warum tust du mir das an?“, schrie Kirian außer sich. „Warum zwingst du mich schon wieder, dich zu retten?“
    „Tue ich das? Wie kommst du darauf?“, erwiderte Lys mit diesem entrückten Lächeln, für das er ihn hätte erwürgen können. „Ich wollte nicht fallen, es war ein Versehen.“
    „Was hat dich denn getrieben, dich plötzlich umzudrehen und vor mir nach hinten zurückzuweichen?“, fragte Kirian scharf. „Du wusstest doch, wie nah du am Ufer stehst!“
    „Ich dachte, dort hinten im Wasser würde etwas treiben, es war aber wohl ein Ast. Dir wollte ich eigentlich nur Platz machen … Lass mich beim nächsten Mal ganz einfach zugrunde gehen, dann haben wir beide unsere Ruhe.“
    Kirian fühlte Übelkeit in sich hochsteigen bei diesen Worten. Als wäre nichts geschehen, griff Lys nach den Zügeln seines Pferdes und ging weiter. An dieser Stelle war der Weg so uneben, dass sie abgestiegen waren, um die Tiere zu führen. Jeder vernunftbegabte Mensch passte an so einer Stelle scharf auf, wohin er trat!
    „Ich habe nicht achtgegeben, es tut mir leid, dass ich dich belästigen musste. Niemand sagt, dass du mich zu retten hast, wenn ich meinen Kopf nicht beisammenhalten kann, ich habe dich jedenfalls nicht darum gebeten“, sagte Lys gleichgültig.
    „Und du glaubst, ich kann dich einfach verrecken lassen und dann nach Hause gehen?“ Kirian schlug mit beiden Fäusten gegen einen Baumstamm, unfähig seine Wut noch länger zu zügeln. „Was denkst du eigentlich, wer ich bin? Ich könnte niemanden einfach so sterben lassen, am allerwenigsten dich! Wie kannst du nur so ein Schwächling sein, Lys? Warum kämpfst du nicht endlich, statt kopflos durch das Land zu irren? Vor allem, wieso kämpfst du nicht für das, was wirklich wichtig ist statt ausgerechnet um mich?“
    „Für was sonst?“ Lys straffte sich kaum merklich bei dem Wort.
    ‚Schwächling’. Kirian wusste, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. „Wofür soll ich denn kämpfen?“
    „Für den Thron, den du erringen willst. Für die Menschen, die von dir abhängig sind. Für deinen Sohn, der auf dich wartet. Bedeutet dir das alles nichts mehr?“ Ein hässlicher Gedanke kam ihm in den Sinn, und er sprach ihn aus, bevor er ein zweites Mal darüber nachdenken konnte:
    „Oder war das nur wieder Berechnung von dir? Hast du darauf spekuliert, dass ich

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