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Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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aus Überraschung als Schmerz, da war sich Kirian sicher.
    „Ich denke, ich werde ein i zufügen“, plauderte er weiter und folgte der Linie, um das K zu vollenden. Helles Blut sickerte aus den Schnittwunden, obwohl sie nur oberflächlich waren. Es müsste seiner Meinung nach genügen, wenn sie beide wussten, dass Kirian es getan hatte.
    „Ja, ein i wäre hübsch. Ich setze es unterhalb des ersten Bogens, was denkst du?“ Diesen Schnitt führte Kirian tiefer, auch, wenn es ihm widerstrebte; nur so konnte er sicher sein, dass eine Narbe verblieb. Lys stöhnte verhalten, blieb aber ruhig liegen.
    „Fertig“, murmelte Kirian, und warf den Dolch auf den Tisch, froh, das makabere Treiben beenden zu können. Rasch nahm er die Bandagen und verband Lys’ Unterarm, doch erst, nachdem er ihm einen Blick auf sein Werk gestattet hatte.
    „Mit etwas mehr Zeit hätten wir uns jemanden suchen können, der Hautbilder sticht, das hätte sicherlich hübscher ausgesehen“, brummte Kirian.
    „Das können wir immer noch tun. Danach .“ Sie tauschten einen tiefen Blick.
    „Dafür muss es ein Danach geben. Eine Zeit des Friedens.“ Ruckartig stand Lys auf, zog sich vollständig aus und begann in der Truhe zu kramen, in die beide nachlässig ihre Ersatzkleidung und Ausrüstung geworfen hatten. Als er sich wieder aufrichtete, lief ein eisiger Schauer über Kirians Rücken: Lys hielt Ledergürtel in den Händen, und alles, was von den Stoffbandagen noch übrig war.
    „Unterwirf mich“, sagte er, ohne Kirian anzusehen, und mit zittriger Stimme. „Ich möchte, dass du mich fesselst, knebelst und vollständig deinem Willen unterwirfst. Wenn das den Drachen nicht herausfordert, dann weiß ich nichts mehr, was noch helfen könnte.“
    Kirian war mit einem langen Schritt bei ihm und umarmte ihn. „Lys, das könnte dich vollends vernichten, selbst wenn du nicht unter diesem Fluch stündest!“, wisperte er aufgewühlt. „Allein dich zu knebeln, würde dich doch …“
    Lys legte ihm die Fingerspitzen an die Lippen und brachte ihn so zum Schweigen.
    „Es liegt an dir, meine Grenzen zu erkennen und nicht zu überschreiten.“
    Kirian wollte protestieren, aus der Hütte rennen, Lys durchschütteln, bis dieser wieder zu Verstand gekommen war – solch eine Verantwortung konnte er einfach nicht tragen! Doch dann sah er den Funken Hoffnung in seinem Blick und konnte nichts tun, als stumm zu nicken.
    „Wenn wir Zeit hätten, gäbe es andere Wege“, sagte Lys und stolperte zum Bett hinüber. „Wenn nicht so viel auf dem Spiel stünde, könnte ich noch länger kämpfen. Aber wir haben keine Zeit mehr! Ich muss Stärke zeigen und handeln, sonst lassen unsere Freunde und Verbündeten uns fallen, aus Angst, mit uns unterzugehen.“
    Kirian zog sich aus und setzte sich neben ihn. Lys zitterte am ganzen Leib, Kirian bewegte sich deshalb bewusst sehr langsam. Erst umwickelte er ihm die Handgelenke mit Stoff, bevor er ihm mit einem langen Ledergurt die Arme aneinanderfesselte und das Reststück an das Bett fixierte. So würde er Lys problemlos hin- und herdrehen können, ganz, wie er wollte. Die ganze Zeit über hielt er seinen Blick gefangen; es machte ihn froh zu sehen, wie Lys langsam ruhiger wurde. Nun kam der schwierigere Teil … Die Füße fesselte er ihm auf ähnliche Weise, allerdings jeden einzeln, sodass Lys mit weit gespreizten Beinen vor ihm lag. Er versuchte sich zu befreien, hektisch atmend und mit verdrehten Augen. Wie unter einem Schlag fuhr er zusammen, als Kirian ihm eine Hand auf den Bauch legte.
    „Ich liebe dich“, sagte er leise, beugte sich über ihn und küsste ihn sanft. „Ich werde dir nicht wehtun, hörst du? Du musst keine Angst haben, dass ich dir Gewalt antue, egal auf welche Art.“ Lys nickte hastig, ein Lächeln huschte über sein schweißnasses Gesicht.
    Kirian dachte kurz nach, streichelte ihm dann über die Stirn. „Ich war nicht vorbereitet, verzeih mir. Hältst du es aus, wenn ich dich für einen winzigen Moment allein lasse? Ich muss etwas holen.“
    Lys nickte wieder stumm, obwohl Panik in seinen Augen flackerte. Kirian deckte ihn zu, küsste ihn noch einmal.
    „Ich bin in Rufweite, und ich komme so schnell wie möglich zurück. Du kannst mir vertrauen.“
    „Ich weiß.“ Lys stöhnte verzweifelt und wandte den Kopf zur Seite.
    Kirian erhob sich, zog sich rasch etwas über und verließ die Hütte. Einen Moment lang lauschte er draußen an der Tür; als alles ruhig blieb, orientierte er sich

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