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Die Saat Der Makellosen

Die Saat Der Makellosen

Titel: Die Saat Der Makellosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Qualm, der durch alle Ritzen drang und einem die Luft zum Atmen nahm, wenn man sie denn brauchte. Es mochte ein so sicherer Unterschlupf gewesen sein, für jemanden, der Schutz suchte und sich nicht auskannte. Die Sicherheit war trügerisch und wenigstens kam der Tod durch den giftigen Rauch fast im Schlaf. Es tat kaum weh, man fühlte sich müde und schlapp, wollte sich nur ein bisschen ausruhen, schloss die Augen und atmete weiter und dann war da nichts mehr.
Damon öffnete die kleine Kammer. Eine dicke Rauchwolke kam ihm entgegen. Hier konnte keiner überleben. Erst recht kein Baby. Trotzdem ging er vorwärts in die Dunkelheit hinein, während hinter ihm schon die ersten Flammen seiner Spur folgten und nun auch das obere Stockwerk vernichten wollten. Aber über den Rückweg würde er sich erst Gedanken machen, wenn es soweit war. Im Inneren der Kammer roch es nach Tod. Es brachte ihn fast dazu, sich wieder zurück zu teleportieren. Trotzdem würde es die Frau dort unten wahrscheinlich lieber hören, wenn er sich versichert hatte, das es hier tatsächlich nichts mehr zu retten gegeben hatte. So traurig es auch war.
Er tastete sich vorwärts. Fast hätte er wieder gerufen, ob jemand hier wäre. Im Dunkeln stolperte er über etwas Weiches, das am Boden hockte und hörte kurz darauf, tatsächlich so etwas, das neben all dem Feuerlärm hinter und unter ihm wie ein Wimmern klang. Das Baby!
    „Heiliges Orakel, steh mir bei...“ Damon bückte sich und erkannte unter all dem Rauch die Leiche der Mutter, von der die Frau dort unten auf der Straße gesprochen hatte. In ihren Armen hielt sie immer noch ganz fest an sich gedrückt ein Bündel, das in feuchte Tücher gehüllt war und sich nicht regte. Es könnte auch ein Hündchen sein, aber das Wimmern klang eindeutig anders.
Damon griff danach, fühlte die zerbrechliche Form des kleinen Kindes, öffnete rasch seine Jacke und stopfte es vorsichtig, jedoch ohne Zeit zu verlieren, in den Zwischenraum des Brustteils seiner Sicherheitslatzhosen hinein, um dann den Reißverschluss der Jacke wieder bis nach oben hin zuzuziehen. Wenn es den Rauch ausgehalten hatte, würde es an seiner Brust auch nicht ersticken. Aber der Tod war nahe. Näher als alles andere und sie mussten hier so schnell wie möglich raus. Sofort!
    Der Mutter konnte er nicht mehr helfen. Er musste sie zurücklassen, sonst würde auch er den Weg nicht mehr hinaus finden. Es blieb ihm nur noch der Weg nach oben Wenn er auf dem Dachboden ein Fenster zerschlug konnten ihn seine Männer unten mit einem Sprungtuch auffangen.
Auch oben gab jede Menge durch die Ritzen gezogenen Qualm. Als er das Fenster mit der behandschuhten Faust zerschlug und den frischen Wind um seine Nase wehen spürte, atmete er gierig ein. Erst dann drangen die Geräusche von der Straße zu ihm. Niemand hatte dem zerbrechenden Fenster ganz oben Aufmerksamkeit geschenkt. Alle waren zu sehr damit beschäftigt, die Mitte des Hauses zu löschen und sich vor weiteren, herab brechenden Teilen der Außenmauer und den verbogenen Resten der Feuerleiter, die niemandem etwas genützt hatte, in Sicherheit zu bringen.
Rote und blaue Lichter der Einsatzfahrzeuge tauchten die Szene zu seinen Füßen in eine gespenstische Kulisse, die durch das gierige Knistern des Feuers und dem explosionsartigen Bersten weiterer Glasscheiben, die der Hitze nicht mehr Stand hielten, noch gruseliger und gefährlicher wurde.
    Jemand rief seinen Namen. Chief Archer!
Immer wieder. Man wartete auf seine Befehle, aber er war ja hier oben und versuchte, ein kleines Würmchen zu retten, das bereits mehr tot als lebendig war.
    „Halt bloß durch!“, flüsterte er in den Kragen seiner Jacke hinein. „Auf den letzten Metern macht kein Krieger schlapp, hörst du!“
Dann schrie er aus Leibeskräften nach seinen Leuten, die zuerst entsetzt nach oben in Richtung des zerschmetterten Fensters starrten, in dem Damon stand, weiterhin schrie und zusätzlich mit den Armen ruderte, um wirklich Aufmerksamkeit zu erlangen.
    „Einen Leiterwagen! Ein Leiterwagen, SOFORT!“, schrie er und im nächsten Augenblick streckte sich ihm ein meterlanger Kran entgegen, auf dem ihm ein Kollege seiner Division entgegen kletterte, um ihn in Empfang zu nehmen. Doch Damon wartete nicht darauf. Er überbrückte die kurze Distanz, die noch fehlte, mit einem sehr leichtsinnigen, für ihn jedoch notwendigen und keineswegs gefährlichen Sprung in den oben angebrachten Korb. Der Mann auf der Leiter hielt verblüfft

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