Die Saat Der Makellosen
darüber gehabt, so dass sie mit ein paar Schrammen davon kommen würde. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die schweißfeuchte Stirn und war erleichtert, als einer der Sanitäter interessiert aufgehorcht hatte und aus dem Wagen lugte.
„Ich arbeite im Mount Sinai! Wirklich! Ich kann Ihnen bei der Erstversorgung helfen! Ich intubiere ständig Neugeborene!“, erklärte sie eifrig, damit man sie nicht am Ende doch noch mit Gewalt fortschleifte.
Der Feuerwehrmann brummte etwas, doch der Sanitäter streckte ihr die Hand entgegen und zog sie nach oben.
„Ich hoffe, Sie lügen nicht, Miss! Das Baby hat nur noch eine winzige Chance, wenn wir es während der Fahrt beatmen können!“, meinte der junge Mann streng, doch Nico erwiderte seinen Blick fest, damit er sehen konnte, wie ernst es ihr war.
Drinnen zog sie schnell Einweghandschuhe über und verlangte das Laryngoskop der Größe 0, doch das war nicht zur Hand… Intubation ohne Hilfsmittel also. Nico sandte ein Stoßgebet zum Himmel, weil das bei Kleinkindern unglaublich schwer war.
„Haben Sie wenigstens einen kleinen Tubus? 3 oder 4 Millimeter? Ich hab das schon lange nicht mehr blind gemacht! Verdammt!“, fluchte Nico, um ihrer Besorgnis Luft zu machen, obwohl es sonst nicht ihre Art war.
Die Haut des Babys bekam langsam einen Blaustich, also war keine Zeit für Zweifel oder Zögern. Es hatte so lange gekämpft, nun musste sie sich daran ein Beispiel nehmen und für das kleine Mädchen weitermachen. Mélusina umfasste das kleine Köpfchen, so dass es aussah, als hätte es einen Heiligenschein. Es würde nun nicht mehr unruhig werden. Nico nahm einen tiefen Atemzug und öffnete den Mund des Babys vorsichtig, um sein Köpfchen zurückzulegen. Sie benötigte keine zusätzliche Lichtquelle, da ihr Schutzgeist in einem hellen Licht erstrahlte, das nur sie sehen konnte. Mit jahrelang eingeübten Handgriffen führte sie den Miniaturschlauch tastend in den Hals ein, wobei sie sehr vorsichtig sein musste, weil sie ja kein Hilfsmittel zur Hand hatte, mit dem es viel schneller gegangen wäre.
„Bebeuteln!“, verlangte sie schließlich, als der Schlauch im Mund des Kindes steckte.
Die Sanitäterin übernahm die Beatmung, während ihr Kollege ihr anerkennend auf die Schulter klopfte.
„Gute Arbeit! Wir bringen es sofort ins Beth Israel, da brauchen wir nur drei Minuten von hier aus!“
„Okay, sie heißt übrigens Taneesha! Ihr Onkel hat in dem abgebrannten Haus gewohnt! Vielleicht kann ich seinen Namen irgendwie rausfinden! Danke, dass Sie mich haben helfen lassen!“
Der Sanitäter stützte sie beim Aussteigen, schloss die Tür des Wagens hinter sich und übernahm dann das Steuer, so dass Nico nur übrig blieb, den Rücklichtern nachzusehen, als der Wagen davon fuhr.
Einen Moment lang senkte sich absolute Stille über sie. Langsam drehte sie sich um ihre Achse und sah die aufflackernden Lichter, die Männer, die mit den Schläuchen hantierten. Andere Opfer, die man medizinisch versorgte. Ihre ängstlichen, geschockten Gesichter. Die wilde Entschlossenheit der Helfer. Die Sensationsgier in den Augen der Gaffer, die ihr einen Schauer des Abscheus über den Rücken jagte.
Dann begegnete sie dem Blick ihres rettenden Engels, der energischen Schrittes auf sie zukam. Nico lächelte unsicher und wollte sich davon stehlen, doch es gab keinen Grund zur Flucht, also blieb sie stehen und hielt ihre Hände in den Riemen ihrer Tasche eingehakt.
Er war verglichen mit ihr riesig, da sie nur flache Schuhe trug und er dieses feste Schuhwerk, das ihm sogar noch zwei oder drei zusätzliche Zentimeter schenkte. Aber er war nicht der Erste seiner Art, dem sie begegnete. Sie musste Immaculates nicht fürchten, da gab es viel gefährlichere Bestien, vor denen sie dann wirklich davon laufen würde.
Nico streckte ihm die rechte Hand entgegen.
„Vielen Dank, Chief Archer! Dank Ihnen hat die kleine Taneesha eine gute Chance durchzukommen!“, sagte Nico mit fester Stimme, ohne seinem Blick auszuweichen.
Damon hatte sich eine ganze Weile lang umsehen müssen, bevor er die junge Frau in dem geblümten Kleid wieder entdeckte. Sie verließ den jetzt losfahrenden Krankenwagen, in dem man das Baby behandelte. Er legte einen Zahn zu in seinem Tempo, ohne dabei seine Fähigkeiten der Schnelligkeit einzusetzen, weil er heute schon genug aufgefallen war. Eine Tatsache, die hoffentlich bald vergessen sein würde. Damon war nicht Feuerwehrmann geworden, weil er sich daran erfreute,
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