Die Saat Der Makellosen
die Schmerzen und für den Mann ist es leichter, die Frau zu beißen, wenn er sie von hinten nimmt und sie fest an seinen Körper drückt. Sie verfällt dann in so eine Art Starre, in der sie dem Mann vollkommen ausgeliefert ist. Das ist wie bei den Tieren, allerdings kann ich mich nicht darauf festlegen, es spaßig zu finden. Es ist eine Tortur und ein Prozess des Sterbens und der Notwendigkeit. Spaß macht es auf keinen Fall, womit dann auch alles Peinliche weggestrichen werden kann, weil es nicht peinlich ist sondern in den meisten Fällen nötig und angenehmer, als in Ketten gelegt irgendwo zu hängen und ohne die Nähe eines anderen in ein neues Leben übergehen zu müssen. Den letzten Schritt geht man allein, aber es ist schon schöner, wenn man in den warmen Armen eines anderen einschläft und Sekunden später wieder aufwacht. Den Breed-Männern bleibt das Fesseln allerdings nicht erspart, da die Immaculate dann aber auf einem drauf sitzt, gehe ich davon aus, dass es auch nicht viel schlimmer sein kann als für die weiblichen Breeds.“
Hatte er irgendwas vergessen? Wohl nicht. Und wenn doch, dann würde er es nicht wissen, denn er hatte so etwas schließlich noch nie gemacht. Das hier war alles reinste Theorie, die auf Hörensagen beruhte. Er war nie bei so einer intimen Art der Umwandlung dabei gewesen und er sträubte sich auch, bei den Qualen zuzusehen, die ein Opfer der Aryaner durchlitt, wenn man sie mit der härteren Variante zurück in ein (untotes) Leben holte.
Damon stand auf und wischte sich verlegen unter der Nase entlang. Sein Handrücken färbte sich schwarz und ihm wurde bewusst, dass er immer noch aussah, wie ein Schornsteinfeger. Konnte er noch tiefer sinken, als in diesem Augenblick der Wahrheit, die er Nico hatte zukommen lassen? Wohl kaum.
„Hören Sie, Miss D' Amores. Ich weiß nicht, was mit Ihrer Mutter passiert ist und ich kann mir nicht annähernd vorstellen, wie das ist, jemanden nicht allein lassen zu wollen, den man sehr liebt. Das zu behaupten, wäre eine Lüge, weil ich noch nie in dieser Situation war. Einer meiner Brüder schon eher, aber die sind nicht hier. Sie sollten sich gut überlegen, ob Sie so jung in den Tod gehen wollen, oder ob Sie zumindest die Zeit, die Ihrem Vater auf Erden bleibt, mit ihm verbringen wollen. Niemand zwingt Sie aufzugeben, was Sie bisher hatten. Sie können trotzdem arbeiten, Ihre Tätigkeit als Priesterin ausüben und Ihre Familie sehen, wenn Sie sich sonst an die Regeln halten. Es gibt ein großes Netz von Bewachern und Sie haben Mélusina. Natürlich dürften Sie keine Verbindung eingehen, weil Ihr Mann Ihnen sonst wahrscheinlich nur den Kochlöffel in die Hand geben würde, aber all das wäre besser als der Tod, oder nicht? Sie lassen nur einen Teil des Alten zurück und bekommen dafür etwas Neues. Gesundheit und Jugend. Schönheit haben Sie ja schon.“
Damon ließ Nico stehen, um ihr einen Augenblick Zeit allein zu geben und seinen Posten an seinen Stellvertreter zu übergeben, damit er sie nach Hause bringen konnte.
Nico hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, aber sie starrte den Chief nur fassungslos an, als er ihr erklärte, wie die Umwandlung von Statten ging. Sie wollte es gar nicht mehr wissen, aber eine unsichtbare Hand schien ihr den Mund zuzuhalten, so dass sie dem Strom seiner Worte völlig wehrlos ausgeliefert war. Aufhören … Kräfte. Explosion. Fesseln.
Nico zitterte unter der dünnen Decke und in ihrem Inneren krampfte sich alles zusammen. Es klang qualvoll, kein Vergleich zu der drei Tage währenden Tortur, die sie hatte durchstehen müssen, um eine Santera zu werden.
Wofür wurde sie so hart bestraft? Hatte das Überleben ihrer Mutter die Götter erzürnt, musste sie dafür bezahlen?
Nico hörte kaum noch die folgenden Worte, die er zu ihr sprach, starrte ihm nur blind von Tränen hinterher, als er sich entfernte. Wahrscheinlich waren das seine Abschiedsworte gewesen, doch Nico konnte nicht einmal ihren Mund dazu bringen ein „Auf Wiedersehen“ zu rufen. Er musste sich bestimmt um… um Dinge kümmern, die mit seinem Beruf zu tun hatten.
Nico traf die Erkenntnis, dass ihr Vater von den Einzelheiten der Umwandlung wissen musste, wie ein Vorschlaghammer gegen den Kopf. Er hatte sie immer so angesehen, als müsste sie sterben, wenn sie ihn verließ, um eine der Ihren zu werden. Nein, es war nicht der Tod, den Bernabé fürchtete, es war der Schaden, den ihre Seele dabei nehmen könnte… Sie war wie ihre
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