Die Saat Der Makellosen
doch!
Sie würde zu gerne Plätze tauschen und lieber den stupiden Job machen, anstatt mit diesem aufreizenden Mann essen zu gehen. Mit der Kleinen hätte er sicher mehr Spaß, die hatte bestimmt die inneren Werte, die ihm bei ihr fehlten.
Wahrscheinlich hatte sie wirklich Hunger und reagierte deshalb nur so angestochen. Sie nickte ihm also nur kurz zu, damit er vorging und ihr den Weg wies. Romy blinzelte im strahlenden Sonnenschein und verfluchte ihre Nachlässigkeit, die Sonnenbrille nicht eingepackt zu haben. Rys Harper passierten solche Fehler natürlich nicht. Sie sagte keinen Ton, weil sich ihre Gedanken überschlugen.
Wenn ihre kleine Schwester womöglich zu dieser Familie gehörte, dann musste Romy ihr das wohl oder übel sagen. Sie wollte schließlich noch eine Ausbildung machen, für die sie natürlich Geld brauchen würde. Sie würde niemals über den Kopf ihrer Schwester über deren Leben bestimmen. Dieser Vorwurf hatte sie am meisten getroffen. Sie wollte sie einfach nur beschützen.
Trotz vollem Haus fand man für Mr. Harper natürlich einen Tisch und um keine weiteren Umstände zu machen, schloss sie sich einfach seiner Bestellung an, weil sie den diensteifrigen Kellner loswerden wollte. Je schneller sie hier durch waren desto besser.
“Für mich nur Wasser bitte! Vielen Dank!“, wehrte Romy sofort ab, als man ihr ebenfalls Wein einschenken wollte, den Rys Harper bestellt hatte. Allein der Geruch von Alkohol verursachte ihr gerade eine Gänsehaut.
Wie zum Teufel war sie nur in diese Situation gekommen?!
“Mr. Harper… Ich weiß nicht, warum Sie einfach annehmen, dass ich alles schlucke, was sie mir aufzutischen versuchen! Wenn dieser Mann tatsächlich mein Vater gewesen sein sollte, was ich stark bezweifle, dann kommen seine Zuwendungen in meinem Fall vollkommen zu spät! Da meine Mutter verstorben ist, habe ich leider keine Quelle mehr, auf die ich zurückgreifen kann, um ihre Angaben zu überprüfen! Niemand weiß, wer unsere Väter sind! Meine Mutter war allein stehend… Wo war das Interesse dieses Mannes, als sie es gebraucht hätte? Er steht jedenfalls nicht im Geburtsregister eingetragen! Soweit ich weiß, haben Bekky und ich nicht denselben Vater… Können Sie mir sagen, wie ich Ihnen unter diesen Umständen Ihre Geschichte abkaufen soll? Tut mir leid, ich kann es nicht! Aber vielleicht sieht Bekky das anders… Ich werde sie einweihen. Sie kann selbst entscheiden, was sie davon hält!“
Romy war sich sicher, dass Bekky es nicht anders sehen würde, wenn sie von Vampiren und irgendwelchen Frauen anfing, die ihnen gefälligst Kinder gebären sollten. Nicht für alles Geld der Welt!
“Und zu Ihrer letzten Bemerkung, die ich nur als Scherz verstehen kann: Ich habe nicht vor, auf irgendwelche Feste zu gehen! Ich habe kein Interesse an Kleidern oder Schmuck! Und ob ein Orakel damit einverstanden ist oder nicht, interessiert mich eigentlich nicht die Spur! Was mich betrifft, besteht meine Familie nur noch aus einem weiteren Menschen und das ist Bekky!“
Romy ließ sich gegen die Lehne fallen und atmete in einem langen Zug aus, weil sie sich endlich etwas beruhigt hatte. Wenn er schon eine eindeutige Abfuhr nicht verstand, dann vielleicht ein paar durchdachte Argumente.
Rys nahm ein Stück Brot, das in einem kleinen Bastkörbchen in der Mitte des Tisches stand und tunkte es in die Sahnesauce am Rand seines Tellers. Bedächtig kauend ließ er sich Romys Worte und ihre abwehrende Haltung durch den Kopf gehen. An ihrer Stelle hätte er bestimmt nicht anders reagiert. Statt über sie zu urteilen und sich für den Weiterentwickelten an diesem Tisch zu halten, sollte er lieber einmal darüber nachdenken, wie wenig sie über die Welt der Immaculates wusste.
Natürlich waren sie nicht Romys Familie. Noch nicht.
Sie hatten Romana Kiss einfach vor vollendete Tatsachen gestellt, weil diese nun einmal existierten, sich aber nicht die Mühe gemacht, all die Offenbarungen mit Beweisen zu untermauern. Beweise, die Romy vielleicht brauchte, um zu verstehen, was mit ihr passierte. Welche Möglichkeiten ihr offen standen, wenn sie sich für den Schritt der Umwandlung entschied. Wie sollte sie wissen, dass sie sehr geliebt worden war, wenn ihre eigenen Erinnerungen nicht bis dorthin zurückreichten, wo sie am wichtigsten waren? Wie konnte er davon ausgehen, dass sein Wissen sich mit ihrem deckte? Rys hielt Romy für höchst intelligent, aber sie war trotz ihrer psychometrischen Fähigkeiten immer
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