Die Saat Der Makellosen
beiden Wochen durch Clubs getingelt, um sich ein paar auszugucken, wo sie dann vortanzen wollte. Aber nirgends war ein Funke übergesprungen, bis sie an der Adresse angelangt war, die sie irgendwo auf einer Damentoilette aufgeschnappt hatte. Ein paar Mädchen hatten sich flüsternd über einen Club namens „The Fountain“ unterhalten, in den sie sehr zu ihrem Bedauern keinen Einlass bekommen hatten. Romy hatte sich gewundert, da man an Clubtüren selten gleich mehrere Frauen abwies, die eigentlich nicht so übel aussahen. Naja, das Kichern war vielleicht etwas nervig gewesen, aber das hörte man ja nicht, wenn die Musik laut lief…
Am Tag darauf hatte sie vor dem einschüchternden Wolkenkratzer gestanden, der der Eagle Corporation gehörte. Die Lage des Clubs sprach schon für Exklusivität und Kostspieligkeit. Romy hatte gezögert und an ihren dunkelgrünen Motorrad-Handschuhen gezupft, die sie trotz der herrschenden Wärme trug, obwohl sie ja keine Maschine mehr besaß. Sie zog sie nur im äußersten Notfall aus, weil sie direkten Kontakt mit Dingen oder Menschen vermeiden wollte. Sie hatte die Vorhalle des linken Turmes betreten und war gleich von kühl dennoch natürlich wirkender Luft umhüllt worden. Ihr Blick blieb überrascht an dem riesigen Springbrunnen hängen, dessen Fontänen die Halle mit einem leisen Plätschern erfüllt hatten.
Sie fragte eine zuvorkommende Empfangsdame, wie sie den Club finden konnte, war jedoch erst einmal gescheitert, weil sie keinen Termin vorzuweisen hatte. Sie bat um ein Gespräch mit dem Geschäftsführer, was ihr jedoch gleich verwehrt wurde.
„Mr. Fontaine ist für niemanden zu sprechen, Miss!“, wurde sie mit einem nachsichtigen Lächeln aufgeklärt.
Romy hatte einen alten Ermittlertrick angewendet, ihre Visitenkarte (auf der nur die Adresse und der Name der Detektei stand) gezückt und behauptet, dass sie auf der Suche nach einem vermissten Mädchen sei, dass sie einfach nur mit einem Verantwortlichen sprechen wollte, der die Gäste kannte. Tatsächlich hatte der Trick funktioniert.
Heather, die Abendchefin des Clubs hatte sich nach einem Anruf tatsächlich dazu herabgelassen, sie unten in den Clubräumen zu empfangen.
Romy war mehr als angenehm überrascht gewesen, dort eine Horde von Angestellten zu treffen, die eifrig mit Aufräumen und Putzen beschäftigt waren, obwohl der Laden auf den ersten Blick so makellos erschien, als wäre hier nicht jede Nacht die Hölle los. Das war der sauberste Club, den sie jemals zu Gesicht bekommen hatte.
Heather war eine groß gewachsene Brünette mit neckischem Bubikopf, die sie mit in die Seiten gestemmten Händen mit durchdringenden Blicken taxierte. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug und eine Krawatte, da endete aber auch schon das Geschäftsmäßige, weil sie unter der Jacke scheinbar nichts trug außer einer sehr hellen Porzellanhaut. Sie war selbst in dem gedämpften Licht des Clubs noch als totenblass zu bezeichnen.
„Netter Versuch!“, wurde sie spöttisch begrüßt und Romy grinste ertappt.
„Sorry, ich wollte einfach nachfragen, ob hier noch Leute gesucht werden, die professionell tanzen! Ich hatte nicht den Eindruck, dass ich mit der Anfrage allein durchgelassen werden würde! Hier, ich habe meine Mappe dabei… Ist zwar schon länger her, aber ich habe nichts verlernt!“
Heather hatte den schmalen grünen Hefter in die Hand genommen und ihren Lebenslauf als Tänzerin studiert.
„Sugar? Und eine Sozialversicherungsnummer unter diesem Namen?“, hakte die Frau nach und verglich das enthaltene Foto mit der echten Romy.
Diese zuckte mit den Schultern. „Es sollte nicht jeder wissen, wie ich mein Gehalt aufbessere! Viele verstehen das falsch!“
Heather stand dann auf einmal vor ihr, so dass Romy zurück gezuckt war, weil sie ihre Bewegungen kaum wahrgenommen hatte. Das kam ihr schon etwas merkwürdig vor.
„Wir nehmen nur die Besten! Und das endgültige Urteil fällt der Boss! Es kann also sein, dass Du hier ein paar Tage zu tun hast und dann ohne Begründung fliegst! Mr. Fontaine stellt sehr hohe Ansprüche! Bist Du mit jemandem verbunden oder hast Du Kinder?“
Romy hätte der Frau beinahe gesagt, dass das ziemlich anmaßende (und komisch formulierte) Fragen waren, aber sie rechnete auch mit der guten Bezahlung, die ihr so ein renommierter Club einbringen könnte.
„Nope. Weder noch! Ich mache mich gerade selbstständig und muss irgendwie die Kosten abdecken! Das ist alles! Ich mach das sicher nicht
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