Die Saat Der Makellosen
man den ganzen Club überblicken konnte. Der Architekt hatte hier ganze Arbeit geleistet. Man könnte den Laden als Schlund der Hölle bezeichnen, doch er war viel zu elitär, um ein ungutes Gefühl aufkommen zu lassen.
Sie glaubte, dort das Augenpaar zu entdecken, das ihr so unter die Haut gegangen war. Zwei Männer saßen sich an einem Tisch gegenüber, ihre Gesichter lagen im Schatten und Heather stand bei ihnen, wobei sie die Hand vertraulich auf der Schulter des anderen Mannes gelegt hatte. War das der geheimnisvolle Chef? Oder doch der andere?
Romy strich sich unwillkürlich mit der behandschuhten Hand über den nackten Oberarm und wich selbst ein Stück in den Schatten des Eingangsbereichs zurück, damit man nicht sah, dass sie zurück gestarrt hatte. Sie war wohl überreizt und übermüdet. Lange genug wach war sie ja inzwischen. Sie schlüpfte durch den Spalt in den Gang hinein, den sie beinahe entlang rannte, bevor sie die Tür zur Umkleide erreicht hatte.
Im Raum herrschte eine ausgelassene Stimmung, von der sich Romy mittragen ließ, weil sie gerade für jede Ablenkung zu haben war. Sie wollte nur noch nach Hause und die Füße hochlegen. Umziehen und duschen konnte sie dort auch. Sie fragte, wo sie am besten ein Taxi ergatterte und die Mädchen rieten ihr ab, es vorne zu versuchen, wo man oft gegen die Nachtschwärmer verlor, die vor dem Eagle-Building flanierten.
Sie sollte sich eines zum Hintereingang bestellen, was sie auch tat, weil sie jetzt garantiert keinen Dauerlauf mehr gewinnen würde. Das nächste Mal, wenn es denn eines gab, würde sie sich hier wieder umziehen und dann die U-Bahn nehmen.
Sie warf nur die Trainingsjacke über ihr Outfit und steckte die Handschuhe in die Tasche, nachdem sie sich von den anderen verabschiedet hatte. Die Klinke drückte sie einfach durch den Schutz des Bündchens nach unten. Die weißen Handschuhe waren empfindlich, so dass sie sie nicht außerhalb des Clubs tragen mochte, wer wusste schon, wie sauber das Taxi sein würde…
Romy nahm den beschriebenen Weg nach oben in die große Eingangshalle, in der es noch von Gästen wimmelte, die gerade kamen oder gingen. Einige Pärchen saßen auf dem Rand des überdimensionalen Brunnens und knutschten wild, was Romy ein schiefes Grinsen entlockte.
Muss Liebe schön sein… Niemand beachtete sie, weil es hier von aufgedressten Frauen nur so wimmelte, die teilweise noch weniger am Leib trugen als sie selbst.
° ° °
In Vorbereitung für den gestrigen Bloodrite waren die Warriors in den letzten Wochen noch intensiver auf die Jagd gegangen, so dass der heutige Freitag relativ friedlich geblieben war. Der Anruf eines Enforcers, JJ, der bei der bei der New Yorker Polizei arbeitete, der von mysteriösen Todesfällen in der Bronx berichtet hatte, die sich nur nachts ereigneten, hatte sie die halbe Nacht beschäftigt.
Sie waren der Spur nachgegangen und hatten ein Nest von Ghouls ausgehoben, die es sich in einem alten Kanalisationsschacht bequem gemacht hatten. Es war widerlich gewesen.
Sie hatten menschliche Überreste gefunden, die darauf hindeuteten, dass die Bande dort schon wochenlang gehaust haben musste. Einer der Ghouls war zwar durchgedreht, hatte aber eine Grundintelligenz zurückbehalten vergleichbar mit einem Soziopathen, der die schrecklichsten Dinge tun konnte, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Oder vielleicht sogar noch schlimmer. Wenigstens konnten die Ghouls niemanden umwandeln, diese Macht besaßen nur Vampire, seien es Immaculates, Aryaner oder Breedabkömmlinge der zweiten oder dritten Generation, die selbst die Verwandlung durchgemacht hatten.
Ray hatte das Innere des Kanals nach getaner Arbeit ausgebrannt, so dass sie hoffentlich alle Ghouls ausgelöscht hatten. Wenn nicht, würde das hoffentlich der nahende Sonnenaufgang für sie erledigen.
Sie waren zurück in die Fortress gefahren und Ash hatte zuvor seine Voicemail gecheckt, um zu sehen, ob im Club alles glatt lief, obwohl er nicht bezweifelte, dass Heather alles im Griff hatte. Umso mehr erstaunte es ihn, dass sie ihn bat, doch bitte in den Club zu kommen, wenn er heute Nacht einrichten konnte.
Er hatte Rys gefragt, ob der Lust auf einen kleinen Absacker hätte, als sie in der Tiefgarage eingefahren waren. Sie besaßen in den Gebäuden natürlich private Aufzüge, weil sie manchmal nach Streifzügen nicht besonders appetitlich aussahen. Sie wohnten beide in der Fortress, natürlich in getrennten Apartments, weil sie sowieso schon genug
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