Die Saat Der Makellosen
Wir verehren sie. Frauen führen unsere Häuser, Frauen entscheiden, was mit unseren Kindern passiert und ob sie überhaupt welche bekommen. Nur sie allein haben das Recht, zu bestimmen. Auch Sie, Romy, werden nicht dazu gezwungen, sich uns anzuschließen und als Brutkasten zu fungieren. Sie haben jedes Recht, selbst zu entscheiden. Nur leider gibt es nur eine Möglichkeit, die Leben für Sie bedeutet und die Ihnen ermöglicht, neues Leben in die Welt zu setzen. Die Umwandlung. Ihr Körper, beziehungsweise Ihr Inneres hat bisher geschlafen. Er wartet darauf aufzuwachen, wie die Raupe es mit ihrem neuen Leben als Schmetterling tut. Deswegen hatten Sie bisher keine Blutung und auch nicht das Bedürfnis, sich einem Mann hinzugeben. Und jetzt ereilt Sie der Ruf der Natur. Ihre Ausstrahlung wird immer verführerischer, der Duft, der von Ihnen ausgeht, immer verlockender und anziehender. Sie werden perfekt sein und eine nie gekannte Leidenschaft in sich tragen, wenn Sie den Schritt der Entwicklung gegangen sind, Romy. Sie werden sich gesund fühlen. Stark. Die Gleichgültigkeit und die Antriebslosigkeit in Ihnen werden verschwinden und Sie werden danach gieren, sich in allem nur erdenklich Möglichen zu probieren. Sie werden ein noch größeres Vorbild für Ihre Schwester sein und ihr helfen, ebenfalls den entscheidenden Schritt zu gehen.“
Romy wollte Harper gern widersprechen, doch auf welcher Grundlage? Sogar Margas Wünsche waren respektiert worden, wie schädlich sie für sie auch gewesen sein mochten.
Allerdings war das mit ihrer angeblichen Ausstrahlung schon ein wenig zu viel des Guten. Dann runzelte sie die Stirn, als ihr einfiel, wie ein junger Gast in dem Club seine Nase beinahe in ihren Hals gegraben hatte. Er hatte behauptet, sie würde gut riechen… Romy wurde knallrot, weil das sicher bedeutete, dass sie das genau jetzt wohl auch tat. Wonach? Und wie bitte konnte sie das ausschalten?!
Das war zu peinlich, dass er zu wissen schien, was für eine Katastrophe ihr Liebesleben, das diesen Namen wahrlich nicht verdiente, bisher gewesen war.
Muskatnuss … Wie vorhin im Restaurant und bei ihren anderen Begegnungen. Romy starrte wie gebannt in seine Augen, deren Blick beinahe unbezwingbar war und ihre Knie schwach machte. Sie spürte eine Hitzewelle nach der anderen, bis sie beinahe dem Drang nachgegeben hätte, sich die Kostümjacke vom Körper zu reißen.
Rys beugte sich wieder zu ihr vor und in seinen schiefergrauen Augen leuchtete ein kleines Feuer. Erneut umflutete ihn eine Welle seines Paarungsduftes. Muskat erfüllte die kleine Bibliothek und diesmal dachte er an das Essen im Restaurant, an die Fantasien, die er von ihr hatte und daran, wie er sie verführen und sie sich ihm nicht entziehen würde, wie es ihre Mutter mit Malakai getan hatte, der sich nicht dazu in der Lage gesehen hatte, sie zu ihrem Glück zu zwingen.
Rys musste Romy nicht berühren, um ihr zu verstehen zu geben, dass er sich keinesfalls diese Zurückhaltung auferlegen würde. Es ging hier schließlich nicht nur um sie oder um den Fortbestand der Immaculates sondern um Bekky. Die Schwester würde sich vom Verlust Romys nie wieder erholen. Also musste er wohl oder übel bei der richtigen Entscheidung nachhelfen, auch wenn er Romy versprochen hatte, sie nach dem Beweis ihrer Herkunft nie wieder belästigen zu wollen.
Hitze stieg in ihm auf, die von ihr gleichermaßen erwidert wurde. Das machte es ihm leichter, folgende Worte sprechen zu können, ohne dass sie ihm dafür wieder eine Ohrfeige verpassen würde. Eine unerträgliche Spannung knisterte zwischen ihnen und Rys hoffte sehr, dass es Romy dazu brachte, genauso offen für ihn zu bleiben wie bisher.
„Ich trinke Ihr Blut, Sie trinken meins. Nichts anderes, als würden wir eine Flasche des besten Weines teilen, den Sie je getrunken haben, Romy. Daran wird nichts Ekelerregendes sein und nichts Verwerfliches. Sie werden mit mir schlafen, das macht es Ihnen leichter, die Schmerzen in Ihrem Körper zu ertragen. Biologie, nichts weiter und danach werden Sie schöner sein, als jeder Schmetterling, der jemals das Licht der Welt erblickt hat. Sie werden heller strahlen als jetzt und jeder, der Ihnen zu nahe kommt, wird an Ihrem Licht verbrennen, Romy. Sie allein haben die Macht, niemand wird Sie Ihnen wegnehmen und nur Sie allein bestimmen, mit wem Sie Ihre Kraft teilen. Seien Sie nicht so dumm, wie Ihre Mutter es war. Entscheiden Sie richtig und alles im Leben wird höchste Freude für Sie
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