Die Saat Der Makellosen
Orakel von Harpia mich heute einfach in meiner Wohnung aufgesucht hat… Ich glaube ohne Mélusinas Zuspruch wäre ich sicher einfach umgekippt! Ich weiß nicht, ob Sie das überhaupt nachvollziehen können, Chief Archer… Es ist, als hätte der Papst einem Atheisten eine Privataudienz gewährt. Sie war sehr freundlich zu mir und hat mir einige Ängste abgenommen… Innerhalb gewisser Grenzen habe ich die freie Wahl, mich für den letzten Schritt zu entscheiden. Wissen Sie, Chief… Ich hatte mir schon Gedanken darüber gemacht, wie der Aryaner-Lord Verbindung zu mir aufnehmen konnte. Es ist die grundlegendste spirituelle Verbindung, die sogar stärker ist als das Orakel selbst. Wäre ich ein normaler Mensch, gäbe es wohl keine Wahl, aber in mir steckt die Möglichkeit oder vielmehr die Notwendigkeit der Verwandlung. Das würde die Blutsbande für immer kappen, weil es wie eine Wiedergeburt wäre…“
Nico nahm einen tiefen Atemzug und drehte den Kopf in seine Richtung, um ihn anzulächeln, damit er nicht dachte, dass sie sich allzu viele Sorgen darum machte. Es war einfach ein notwendiger Schritt, den sie gehen musste. Sie durfte das nicht allzu persönlich sehen, eher als Prüfung. So wie die Prüfung, die sie zur Santera abgelegt hatte. Dabei hatte sie auch gezweifelt, dass sie einem Tier das Leben nehmen könnte, auch wenn das Blutopfer unabdingbar gefordert wurde.
Man bekam niemals etwas umsonst. Es war immer ein Geben und Nehmen. Und sie musste sich eben überwinden, um weiter leben zu können…
Damon lächelte Nico immr noch an, während sie die Flasche, die er gekauft hatte, weiterhin in den Händen drehte und ihre Gedanken zu sammeln schien, nahm er einen kleinen Schluck nach dem anderen, um sich zu beschäftigen und Bemerkungen zu ihren Entschuldigungen zu vermeiden. Sie spielte ihm hier schließlich nichts vor. Nico war wirklich nervös, aufgeregt und ganz schön vom Besuch des Orakels beeindruckt. Damon kam nicht im Traum darauf, dass er es sein könnte, der ihrem inneren Aufruhr zusätzlichen Schwung verlieh.
Das Orakel hatte sie also davon überzeugen können, dass es nur einen Weg gab, den Aryanern zu entgehen und ihr klar gemacht, dass es bei Weitem nicht das Schlimmste war, das sie ereilen konnte. Nico akzeptierte die Verwandlung also als bevorstehenden Prozess und Damon atmete erleichtert auf. Mit seinem Vortrag über mögliche Vorgehensweisen hatte er ihr ganz schön vor den Kopf gestoßen. Es wäre für ihn nur zu verständlich gewesen, wenn Nico immer noch skeptisch oder ganz und gar dagegen gewesen wäre. Allerdings war sie nicht dumm. Sie konnte Gutes vom Schlechten unterscheiden und besaß Einsicht, die nicht jeder in ihrer Situation gehabt hätte. Die Begegnung mit Cat allein hätte keine Wunder vollbracht, aber das Gesamtpaket, das vom Orakel persönlich aufgefahren worden war, musste der absolute Hit gewesen sein. Nico würde jetzt wissen, dass man keineswegs vorhatte, sie allein zu lassen, sondern sich gut um sie kümmern und im Gegenzug nur ihre Loyalität verlangen würde.
„Und ja, ich war im Eagle Building! Ich wäre nie darauf gekommen, dahinter die Familie Harpia zu vermuten… Ich wusste zuerst gar nicht, wo ich war. Die Limousine des Orakels fuhr in eine Tiefgarage und danach benutzten wir einen gesicherten Aufzug… Das war ein beinahe wie in einem Spionage-Thriller. Ich weiß, ich sehe das vielleicht zu abenteuerlustig, aber ich bin eben mit Mélusinas Geschichten aufgewachsen… Ihr Haus war anders organisiert, traditioneller, wenn man das so ausdrücken möchte… Sie hat natürlich viel von der Vergangenheit erzählt, so dass ich irgendwie nicht daran gedacht habe, dass auch die Immaculates mit der Moderne gegangen sind. Ich war bei einem der Krieger zu Besuch, ich glaube jedenfalls, dass er ein Warrior war… Nathan Drake. Ich sollte die zukünftige Devena Catalina kennenlernen… Sie hat mir den Schutz ihres Hauses angeboten. Ich werde mich bestimmt wohl fühlen, weil sie in Ihrer Welt genauso neu ist wie ich… Alles andere wird sich sicher mit der Zeit finden! Ich bin Ihnen wirklich von Herzen für Ihre Unterstützung dankbar, Chief Archer! Ich hoffe, Sie vergessen mein törichtes Verhalten und denken nicht, dass ich absichtlich einen abweisenden Eindruck hinterlassen wollte! Ich wollte Ihnen einfach nicht weiter zur Last fallen oder Sie stören, das war alles!“, betonte Nico erneut, damit er ihrer Entschuldigung von vorhin wirklich Glauben schenkte.
Die Sache
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