Die Saat Der Makellosen
war Feuerwehrmann und kein altmodischer Krieger, der ein Riesenschwert schwang.
Als die Wasserflasche vor ihrer Nase auftauchte, dachte sie zuerst, dass einer der Trommler sie ihr reichen würde, doch ein kurzer Seitenblick genügte schon, um festzustellen, dass es der Mann aus ihrer Vision war. Ganz unwillkürlich nahm sie die Flasche entgegen, deren Temperatur eine Wohltat für die brennenden Handflächen war.
“Vielen Dank!“
Mehr brachte sie gerade nicht hervor, weil sie ein wenig fassungslos war, dass er wirklich neben ihr auf der Treppe saß. Beinahe hätte sie die Hand ausgestreckt, um sicher zu gehen, dass er real war und keine Einbildung. Bist Du wirklich hier?
Mélusina hätte sie ruhig warnen können, doch sie ließ sich gar nicht sehen, hielt sich schon seit Verlassen des Gebäudes im Hintergrund. Im hellen Tageslicht war es sowieso sehr schwer, ihre Lichtgestalt richtig zu erkennen.
„Sie hätten nicht auflegen sollen, Miss D' Amores. Der Besuch des Orakels bedeutet eine große Ehre, zu der ich Ihnen gern gratuliert hätte.“ Damon wartete darauf, dass sie die Flasche annahm und setzte sich dann neben sie auf die Stufen.
„Na ja, das kann ich ja jetzt auch persönlich tun. Guter Auftritt übrigens. Sie haben einen ganz schönen Schlag drauf.“
Damon schenkte ihr ein freundliches Lächeln, drehte die Flasche auf, die er in den Händen hielt und tauschte sie dann wieder mit der, die er Nico gegeben hatte. Sie schien doch sehr überrascht zu sein, ihn so plötzlich neben sich sitzen zu haben. Die Hitze, die von ihr ausging und für ihn so deutlich spürbar war, als würde er die Hand über eine Kerze halten, ließ ihn den Blick verlegen hinter der Sonnenbrille senken. Er hatte ihr nicht zu nahe treten wollen und ihr wenigstens die Gelegenheit geben sollen, zu Atem zu kommen.
„Ich meine die Trommeln, Miss D' Amores. Obwohl Sie ja schon bewiesen haben, dass Sie eine Kämpferin sind, wenn Sie die nötige Unterstützung bekommen.“
Mit einem Zischen öffnete sich auch die zweite Flasche Wasser, mit der er ihr zuprostete, bevor er einen Schluck daraus nahm. Mit einem Mal war er sich nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, herzukommen und sie sehen zu wollen. Er wusste schließlich, dass es ihr gut ging und für ihren Schutz gesorgt war. Außerdem hatte sie nicht mit ihm sprechen wollen. Nicht am Telefon und erst recht nicht von Angesicht zu Angesicht. Der Teufel mochte ihn geritten haben, herzukommen. Wahrscheinlich fühlte sie sich bereits jetzt schon in seiner Gegenwart so unwohl, dass sie wieder auf und davon rennen würde, sobald sich ihr die erste Gelegenheit bot.
Das stimmte ihn irgendwie traurig. Er mochte sie. Nico war nett. Damon wollte, dass sie ihn auch nett fand. Damit sie Freunde werden konnten. Schließlich war sie hier in der Stadt bis auf Mélusina noch ganz allein. Obwohl sie sich mit Catalina ganz sicher hervorragend verstehen würde.
„Also, Sie waren im Eagle Building?“, fuhr er leicht befangen fort, weil er wohl kaum einfach so wieder aufstehen und seinerseits die Flucht ergreifen konnte. „Hat es Ihnen gefallen?“
Er wohnte dort und drückte in Gedanken beide Daumen, dass sie beim Anblick der exklusiven Einrichtung in Nathans Apartment und den Fluren keinen Schock bekommen hatte, die in einem krassen Gegensatz zu ihrem eigenen kleinen Heim stand, das er vor ein paar Tagen noch bewundert und in dem er sich wohl gefühlt hatte. Sie sollte sich nicht vor dem Fremden, das bald schon ein Teil von ihr sein würde, fürchten. Sie sollte sich nicht vor ihm fürchten. Den Augenblick, in dem er einfach nur Chief Archer für Nico war, würde Damon solange hinauszögern, wie es möglich war. Nach Catalina fragte er lieber nicht. Denn wenn er Nico gegenüber so tat, als würde ihm die neue Devena in keiner Weise bekannt sein, hieß das, dass er sie belog. Wahrheit verschweigen war eine, Lügen allerdings eine ganz andere Sache und eine, die er abgrundtief verabscheute.
Nico stellte die Flasche kurz zu ihren Füßen ab und bedeckte ihre heißen Wangen mit beiden Händen, um sich etwas Kühlung zu verschaffen. Sie wäre bestimmt rot angelaufen, wenn das möglich gewesen wäre.
“Die kleine Improvisation hat Spaß gemacht… Es ist etwas anderes, mit mehreren Trommlern zu spielen…“, murmelte Nico verlegen und doch erfreut, dass es ihm gefallen hatte.
Sie nahm die Wasserflasche auf und nahm ein paar Schlucke, weil ihre Kehle sich seltsam ausgedörrt anfühlte, und
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